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Zum Caffè ins Ita­lie­nisch­bün­den?

Die Bündner Täler sind eine Reise wert – nur sind sie von der Kantonshauptstadt aus gesehen nicht gerade «ums Eck». Wie schön wäre es, in einem Kurzurlaub in die Kultur und Sprache des Grigionitaliano einzutauchen! Die Italianità beispielsweise im Val Poschiavo oder im Misox zu erleben und dann noch auf einen kleinen Abstecher ins Tessin – und dass alles vom eigenen Wohnzimmer aus?

Die Technik macht’s möglich: In etwas mehr als einem Jahr wird uns «Viagg-io» auf eine solche Reise mitnehmen. «Viagg-io» entsteht an der Fachhochschule Graubünden am Institut für Multimedia Production dank einer neuartigen Kombination von Technik und Design: Wie auf einer realen Reise können wir in «Viagg-io» mit dem Zug in ausgewählten Bündner Orten ankommen, uns dort umsehen, auf Italienisch reden und im Anschluss bestimmen, «wohin die Reise weitergeht».

Fernsehen und Social Media bringen uns Einblicke in die Bündner Berge und Talschaften. Wie die Bewohnerinnen und Bewohner dort leben und arbeiten, zeigen zum Beispiel die «Radici»-Videos des Vereins «Pro Grigioni Italiano» auf der Videoplattform YouTube. Doch in diesen Videos sind wir bloss Beobachterinnen und Beobachter des Geschehens. Manch einer würde sich wünschen, mit den Menschen hinter dem Bildschirm zu sprechen und in den Ort wirklich einzutauchen. «Viagg-io» macht etwas Neues: Es versetzt dich in diese Räume und gibt dir die Möglichkeit, ein persönliches Erlebnis zu haben.

Diese Räume sind dreidimensional, denn sie werden mit einer speziellen Kamera aufgenommen. Das ermöglicht es, sie individuell zu erkunden. Hier treffen wir auf Menschen aus der Region, die holografisch aufgenommen wurden. Wir können mit diesen Menschen ein Gespräch führen, wie wenn wir auf der Piazza stünden. Wie nebenbei lernen wir dabei die Kultur kennen und haben die Gelegenheit, Italienisch zu sprechen. Denn: in den vier Bündner Südtälern Val Poschiavo, Val Bregaglia, Val Mesolcina und Val Calanca leben 20’000 Menschen, die das Italienische als Muttersprache haben.

Für dieses Erlebnis braucht es ein technisches Gerät: «Viagg-io» läuft auf einer Virtual-Reality-Brille. Weil es eine solche Brille in den meisten Haushalten nicht gibt, suchen wir die Zusammenarbeit mit Kulturvereinen und Bibliotheken, um dies einem grösseren Publikum zur Ausleihe anzubieten. Regionale Partner wie die Gemeinden Mesocco und Bregaglia, der Verein «Pro Grigioni Italiano» sowie die Kantone Graubünden und Tessin unterstützen das Team der Fachhochschule Graubünden in diesem breit abgestützten Projekt.

Den Anstoss für «Viagg-io» gab eine Initiative engagierter Italienisch-Lehrpersonen aus Graubünden und der Deutschschweiz. Auch die Jungen sollen den Wert der kulturellen und sprachlichen Vielfalt in der Schweiz kennen und schätzen lernen – und sich zugleich in der italienischen Sprache üben. Schülerinnen und Schüler können «Viagg-io» im Schulunterricht erleben, denn ab Anfang 2025 organisieren wir einen Verleih für Schulen. Lehrpersonen können dann ein Set mit VR-Brillen für eine Unterrichtseinheit in ihrer Klasse anfordern.

Zwar können wir den Kaffee auf der virtuellen Reise nicht schmecken, aber die Situation können wir uns wunderbar vorstellen. Und womöglich inspiriert uns dieses Erlebnis zu einer echten Reise ins Italienischbünden? Bei einem Caffè kommen wir dann auf Italienisch ein bisschen ins Gespräch.

Ines Honegger Wiedenmayer, Lehrerin am Gymnasium Kirchenfeld in Bern, unterstützt das FHGR-Team seit Anfang an und ist Teil des viagg-io-Projektteams.

«Die Grundidee von «Viagg-io» basiert auf einer Initiative engagierter Lehrpersonen aus den Kantonen Bern, Graubünden und Tessin. Mit VR lässt sich das Verständnis für diese Minderheitensprache in der Schweiz in einzigartiger Weise fördern – daher entwickle ich diese innovative VR im Projektteam aktiv mit.» Ines Honegger Wiedenmayer

Elke Schlote, Dozentin für multimediale Didaktik, und Reto Spoerri, Dozent für Extended Reality, sind beide am Institut für Multimedia Production tätig. Mehr zum Projekt «Viagg-io» gibt es auf: fhgr.ch/viagg-io. Alle vier Wochen diskutiert die Fachhochschule Graubünden an dieser Stelle aktuelle Themen aus Lehre und Forschung.

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