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In Grau­bün­den weht der Geist der Ko­ope­ra­ti­on

«Nur gemeinsam können wir das Arbeiten im Tourismus attraktiver machen»

Der Arbeitskräftemangel in der Tourismusbranche ist in aller Munde und treibt die touristischen Betriebe um. Seien es fehlende Mitarbeitende in der Hochsaison, Spezialist:innen in ausgewählten Positionen oder der Nachwuchs. Doch wie kann man reagieren? Antwort: Mit kooperativen Lösungen. Ein Paradebeispiel dafür ist die Zusammenarbeit der Tourismusallianz (GastroGraubünden, HotellerieSuisse Graubünden und Bergbahnen Graubünden) mit den Arbeitnehmenden-Vertretungen (Gewerkschaftsbund Graubünden, UNIA und SEV Gewerkschaft des Verkehrspersonals). Basierend auf einer Studie des Instituts für Tourismus und Freizeit der Fachhochschule Graubünden entwickelten sie gemeinsam konkrete Massnahmen gegen den Arbeitskräftemangel, die nun umgesetzt werden.

Für die erwähnte Studie, die durch das kantonale Amt für Wirtschaft und Tourismus unterstützt wurde, konnten rund 2000 Mitarbeitende der drei touristischen Leitbranchen zu ihren Arbeitsbedingungen befragt und die Herausforderungen der Arbeitgebenden aufgearbeitet werden. Die Ergebnisse sind interessant: Die Mitarbeitenden arbeiten grundsätzlich gerne im Tourismus in Graubünden. Verbesserungspotenzial sehen sie jedoch in den drei Bereichen innerbetriebliche Zufriedenheit (Teamklima, Verhalten von Vorgesetzten, Wertschätzung, genügend qualifizierte Kolleg:innen, Lohn), Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle auf ihre Bedürfnisse und im Bereich der generellen Rahmenbedingungen (insbesondere bezahlbarer Wohnraum). Die Arbeitgebenden sehen sich mit Herausforderungen wie der Bürokratie, dem Personalmangel und teilweise dem Image der Branche konfrontiert.

Doch wie werden nun aus den gewonnenen Erkenntnissen Massnahmen für alle entwickelt, die dabei helfen den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen? Eine gute Zusammenarbeit aller Anspruchsgruppen bei der Lösungsfindung ist dabei sehr wichtig. Die Steuerungsgruppe mit Vertreter:innen der Tourismusallianz und der Arbeitnehmenden, welche schon die Studie begleitet hatte, zeigt dies exemplarisch. Nicht zuletzt aufgrund des grossen Kooperationsgeistes und dem gegenseitigen Verständnis wurden im Herbst 2023 durch die Steuerungsgruppe auf Basis der Studie 26 konkrete Massnahmen erarbeitet und präsentiert: Die «Menükarte gegen den Fachkräftemangel». Diese Massnahmen zielen darauf ab, nicht nur an einzelnen Stellschrauben zu drehen, sondern den Mitarbeitenden im Bündner Tourismus ein attraktives Gesamtpaket anzubieten. Einige Beispiele, die nun schrittweise angegangen werden, sind die Begleitung von Betrieben bei einer Individualisierung der Arbeitszeitmodelle, Weiterbildungsmassnahmen hinsichtlich der innerbetrieblichen Zufriedenheit und partnerschaftliche Aktivitäten zur Imageverbesserung und Förderung der Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum für Mitarbeitende. Dass dies wohl nicht nur Papiertiger bleiben zeigen Projekte, die durch die Tourismusallianz bereits angegangen wurden: Bei «All in One» werden touristischen Arbeitnehmenden administrative Unterstützung für Arbeiten und Wohnen sowie attraktive Freizeit-Benefits angeboten. Mit «NextGen» wurde ein Netzwerk aus engagierten, jungen Mitarbeitenden gebildet, in welchem sie sich einbringen können, innerbetriebliche Herausforderungen in der Branche angegangen werden und das Image durch positive Beispiele vorangebracht wird. Somit kommen wir darauf zurück: Gemeinsam können wir das Arbeiten im Tourismus attraktiver machen und dadurch auch das Gästeerlebnis in unserem Kanton weiterentwickeln.

Dr. Frieder Voll, Wissenschaftlicher Projektleiter und Dr. Lena Pescia, Dozentin und Stv. Institutsleiterin, beide beschäftigt am Institut für Tourismus und Freizeit der Fachhochschule Graubünden haben die Arbeitsbedürfnisse im Bündner Tourismus erforscht: fhgr.ch/arbeitsbeduerfnisse-im-buendner-tourismus/. Alle vier Wochen diskutiert die einzige Fachhochschule im Kanton an dieser Stelle aktuelle Themen aus Lehre und Forschung.

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