Im Hochschulkontext stehen die Kompetenzen und die Leistungen der Studierenden im Vordergrund. Hinter den Leistungen stehen junge Pers\u00f6nlichkeiten, welche von ihrer Kultur, ihren Werten und ihren Zielen gepr\u00e4gt sind.<\/p>\n\n\n\n\n
Die Studierenden der Betriebs\u00f6konomie zeichnen sich durch ihre Fach-, Sozial-, Management- und Methodenkompetenzen aus und sind in der Lage, Ideen und Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Im Studium geht es um die Aneignung und Anwendung von Know-how, Methoden und Techniken. Dank vielen Auftr\u00e4gen von externen Unternehmen lernen die Studierenden, das erworbene Wissen praxisorientiert anzuwenden und praxisrelevant umzusetzen.<\/p>\n\n\n\n\n
In den Soft-Skills-Modulen steht der Mensch im Mittelpunkt. Es geht um den Umgang mit sich selbst und mit anderen, um weiche Faktoren wie Selbsterkenntnis, Gef\u00fchle, Vertrauen oder Wertsch\u00e4tzung. Im Modul Psychologie setzen sich die Studierenden vertieft mit ihrem Menschenbild auseinander, mit ihrem eigenen Wesen und ihren pers\u00f6nlichen Werten.<\/p>\n\n\n\n\n
\u00abStellen Sie sich selbst mit einem Selbstportrait dar. Ber\u00fccksichtigen Sie folglich in Ihrem Werk, was Sie besonders kennzeichnet, was Ihre Pers\u00f6nlichkeit ausmacht, was Sie gepr\u00e4gt hat, Ihren Beruf, Ihre Hobbies oder die Lebenssituation, in der Sie sich gerade befinden. Schreiben Sie anschliessend einen kurzen Kommentar zu Ihrem Selbstportr\u00e4t. Erl\u00e4utern Sie darin kurz, wie dieses zu deuten ist und weshalb Sie sich f\u00fcr diese Form der Darstellung entschieden haben.\u00bb So lautete der Auftrag im Rahmen der Blockwoche Psychologie vom Januar 2022.<\/p>\n\n\n\n\n
Die besten Selbstportraits wurden pr\u00e4miert. Ich war Mitglied der Jury und bin bei der Selektion der besten Selbstportraits wie folgt vorgegangen. Zuerst habe ich das Studentenfoto der Studentin bzw. des Studenten angesehen und mir Gedanken dar\u00fcber gemacht, wie ich die Person im Unterricht bisher wahrgenommen habe. Danach habe ich den Kommentar aufmerksam gelesen und zum Schluss das Selbstportrait betrachtet. Ich war tief beeindruckt von den Geschichten meiner Studierenden: ein Potpourri aus Emotionen, \u00c4ngsten, W\u00fcnschen, Erfahrungen und Tr\u00e4umen.<\/p>\n\n\n\n\n
In jedem Bericht habe ich Werte, W\u00fcnsche oder Ziele entdeckt, die auch f\u00fcr mich relevant sind. Diese habe ich aufgeschrieben und mir dazu vertieft Gedanken gemacht. Wie vielen Studierenden sind auch mir Familie und Freunde sehr wichtig. Auch ich komme aus einer sprachlich\/kulturell anderen Region und habe ab und zu Schwierigkeiten, die verschiedenen Werte und Traditionen miteinander in Einklang zu bringen. Auch ich f\u00fchle mich nirgends richtig zu Hause. Die Ziele und W\u00fcnsche im privaten und beruflichen Umfeld klaffen manchmal ebenfalls stark auseinander. Die zeitlichen Ressourcen f\u00fcr Sport, Musik und Literatur m\u00fcssen mit dem beruflichen Engagement abgestimmt werden. Oft sind Kompromisse n\u00f6tig und schwere Entscheidungen m\u00fcssen getroffen werden.<\/p>\n\n\n\n\n
Die Studierenden besch\u00e4ftigen sich auch mit philosophischen und religi\u00f6sen Fragen. Einige sind mit Schicksalsschl\u00e4gen konfrontiert worden, manche finden in der Familie, im Glauben oder in sich selbst Halt und Kraft. Viele stellen sich vor, wie ihre Zukunft konkret aussehen wird.<\/p>\n\n\n\n\n
Die Portraits und die Berichte haben mir gezeigt, wie vielf\u00e4ltig und facettenreich die Pers\u00f6nlichkeiten sind, die Woche f\u00fcr Woche zu uns in den Unterricht kommen. Die Studierenden k\u00f6nnen Vertrauen und Offenheit zeigen, sind in der Lage, sich selbst zu analysieren, zu reflektieren und das Ergebnis dieses Prozesses auf beeindruckende Weise in einem Selbstportrait k\u00fcnstlerisch festzuhalten. Damit haben sie gezeigt, wie wertvoll und reif sie sind. Mit ihren Werken haben sie mir einen tiefen Einblick in ihre Seele gew\u00e4hrt.<\/p>\n\n\n\n\n
F\u00fcr diese bereichernde Erfahrung danke ich ihnen herzlich.<\/p>\n\n\n\n