nicht aber so f\u00fcr weite Teile der B\u00fcndner Immobilienbranche, welche sich durch den Run auf Zweitwohnungen wahrscheinlich an alte Zeiten zur\u00fcckerinnert f\u00fchlt. Nach dem Inkrafttreten des Zweitwohnungsgesetzes (ZWG) und anf\u00e4nglicher Unsicherheiten bei dessen Anwendung ist es nach einigen gerichtlichen Klarstellungen recht ruhig geworden um das Thema der Zweitwohnungen. Man hat sich inzwischen weitgehend mit den neuen Regelungen arrangiert und dort, wo es m\u00f6glich war, sich mit neuen Angeboten alpiner Beherbergung in Form von Ferienresorts mit bewirtschafteten Zweitwohnungen beholfen.<\/p>\n
Als Kaufmotivation f\u00fcr die neuerstellten Wohnungen innerhalb eines sogenannten strukturierten Beherbergungsbetriebes d\u00fcrften den K\u00e4ufern, neben der eigenen Feriennutzung, die Mietrendite, aber auch die M\u00f6glichkeit eines alpinen R\u00fcckzugsortes gedient haben. Der Wunschvorstellung von dort arbeiten zu k\u00f6nnen, wo man sonst Ferien macht, stand leider oftmals eine halbherzige Digitalisierung der heutigen Arbeitswelt oder die Inflexibilit\u00e4t der Unternehmen im Weg. Dabei sehnen sich viele unserer G\u00e4ste und Zweitheimischen in Graub\u00fcnden nach einer ausgeglicheneren Work-Life-Balance, welche sie an mehreren Orten ausleben k\u00f6nnen.<\/p>\n
Was die Digitalisierung und die New-Work-Bewegung in Sachen Multilokalit\u00e4t bisher nicht vollbringen konnte, hat Corona in wenigen Monaten im Schnellzugstempo geschafft. Egal ob B\u00fcro-, Unterrichts- oder Kreativjob; viele von uns haben sich von der Zwangsvorstellung befreit, nur innerhalb eines festen Zeitrahmens an einem festgelegten Ort produktiv sein zu k\u00f6nnen. Entsprechend stark hat die Nachfrage nach alpinen Zweitwohnungen angezogen, sodass nicht nur neue attraktive Ferienobjekte schnell \u00fcber den Markt gehen, sondern selbst renovierungsbed\u00fcrftige Wohnungen den Besitzer wechseln. Dies freut nicht nur die Immobilienmakler, sondern auch das lokale Gewerbe. Am Institut f\u00fcr Tourismus und Freizeit der Fachhochschule Graub\u00fcnden beobachten wir die Entwicklungen im Zweitwohnungsbereich und die Konsequenzen der Gesetzgebung und Rechtsprechung aufmerksam.<\/p>\n
Die Zweitwohnungsinitiative mit ihrem Ziel, intakte Landschaften zu erhalten, steht zu einem gewissen Grade im Widerspruch zu der Arbeitsplatzerhaltung in der Peripherie und damit zur Vorbeugung der Landflucht von den Talschaften in die Agglomerationen. Deshalb sieht das ZWG eine periodische \u00dcberpr\u00fcfung der touristischen und regionalwirtschaftlichen Entwicklungen der betroffenen Regionen vor. Im April 2021 soll die erste Evaluation des ZWG dem Bundesrat vorgelegt werden. Ob sich darin der vermehrte Wunsch nach einer Lockerung der Zweitwohnungsgesetzgebung wiederfinden wird, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlich werden erst die kommenden Jahre zeigen, ob wirklich Lockerungsbedarf besteht und was COVID-19 tats\u00e4chlich am Zweitwohnungsmarkt ausgel\u00f6st hat.<\/p>\n
Sicher kann nicht jeder seinen Arbeitsplatz ins Berggebiet verlagern, aber die durch die Pandemie aufgezeigten M\u00f6glichkeiten von multilokalen Lebensstilen sind ein interessanter Anfang f\u00fcr eine neue \u00c4ra in der Zweitwohnungsnutzung, bei der wir hoffentlich die Diskussion um kalte nicht mehr f\u00fchren m\u00fcssen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"","protected":false},"author":37,"featured_media":7897,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[219],"tags":[],"acf":[],"yoast_head":"\n