Im Internet, wo die Jungen ihre Inhalte prim\u00e4r beziehen, sehen sich SRF und Co. einer \u00fcberm\u00e4chtigen Konkurrenz gegen\u00fcbergestellt: auf Instagram brennt der Amazonas, scharfz\u00fcngige amerikanische Comedians fassen die Nachrichten in Youtube-Clips zusammen, Netflix bietet abertausende Stunden Unterhaltung. In dieser globalisierten Medienwelt, wo jeder und jede sich eine eigene \u00abBubble\u00bb schaffen kann, schien die junge Generation verloren f\u00fcr den Service public.<\/p>\n
Doch dann kam Corona und das Blatt wendete sich: Europaweit verzeichnete der \u00f6ffentliche Rundfunk einen grossen Anstieg an Zuschauerzahlen, gerade bei den Jungen. Beliebt waren die klassischen Abendnachrichten und Informationsangebote. Wie Zahlen der European Broadcasting Union zeigen, erreichten diese bei den 15-34-J\u00e4hrigen bis zu 1.3 Mal mehr ZuschauerInnen. W\u00e4hrend des Shutdowns war in der Schweiz besonders die Tagesschau popul\u00e4r und kam bei den 15-29-J\u00e4hrigen gem\u00e4ss SRF auf einen Marktanteil von 43%. Die verlorengeglaubte Generation ist heimgekehrt! Doch wie erkl\u00e4rt sich diese Wende? Um darauf eine Antwort zu finden, wurden im Rahmen einer Masterarbeit von M\u00e4rz bis April Video-Gruppendiskussionen mit jungen Schweizerinnen und Schweizern durchgef\u00fchrt. Diese Arbeit ist Teil eines von der FH Graub\u00fcnden durchgef\u00fchrten Forschungsprojekts zur Zukunft und Akzeptanz des Service public, welches vom Schweizer Nationalfonds unterst\u00fctzt wird.<\/p>\n
Das Ergebnis: Die Krise holte die jungen Menschen aus ihren Bubbles und verankerte sie lokal. Covid-19 und die getroffenen Sanktionen hatten \u00fcber Nacht ihr Leben und ihre Umwelt auf den Kopf gestellt. Die Folge war eine tiefgreifende Unsicherheit: Wie lange bleibt meine Schule geschlossen? Wann darf ich wieder Freunde treffen? Wie verbreitet ist das Virus in meinem Kanton? Was passiert gerade in der Schweiz? Alles war anders, alles war ungewiss. Als Konsequenz verlangten sie nach Informationen, die ihnen Orientierung in ihrer direkten Umwelt gaben. C\u00e9line (23) fasste das wie folgt zusammen: \u00abIch habe sonst praktisch nie SRF geschaut. Aber jetzt hat es den Mehrwert, dass es wirklich eine Information bringt, die ich sonst nicht habe.\u00bb<\/p>\n
Ein weiteres Bed\u00fcrfnis ist, dass diese Informationen der Wahrheit entsprechen. Hier zeigte sich in den Gespr\u00e4chen, dass die Jungen dem Service public ein grosses Vertrauen entgegenbringen: \u00abWenn ich mich jetzt im SRF \u00fcber etwas informiere, dann weiss ich, hinter dem kann ich stehen\u00bb, sagt Jill (22). Der Konsum von SRF-Inhalten stellt f\u00fcr sie eine Verk\u00fcrzung des Weges dar: W\u00e4hrend sie bei anderen Institutionen die Vertrauensw\u00fcrdigkeit der Inhalte zuerst einsch\u00e4tzen m\u00fcssen, ist der Service public bei ihnen als Institution verankert, der sie vertrauen k\u00f6nnen.<\/p>\n
Ob Corona die Mediennutzung der Jungen langfristig ge\u00e4ndert hat und sie nun jeden Tag um halb acht die Nachrichten schauen, bleibt zu bezweifeln. Aktuelle Daten lassen eine R\u00fcckkehr zu Pr\u00e4-Corona-Zeiten vermuten. Dennoch, vielleicht schafft das Erleben einer Krise eine nachhaltige Bindung zur SRG. Oder wie es Chris (23) ausdr\u00fcckt: \u00abEs zeigt sich in dieser Situation, dass es eigentlich wichtig, dass - wenn alles andere am Arsch ist - wenigstens SRF & Co. noch Informationen an die Leute bringen k\u00f6nnen.\u00bb<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"","protected":false},"author":37,"featured_media":7890,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[219],"tags":[],"acf":[],"yoast_head":"\n