Tourismusdirektoren k\u00f6nnen einem manchmal wirklich Leid tun. W\u00e4hrend um die meisten kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) anderer Branchen der Mantel der finanziellen Verschwiegenheit h\u00e4ngt und zum Beispiel Absatz- und Umsatzzahlen nur selektiv nach aussen preisgegeben werden, m\u00fcssen sie sich monatlich von der Branche, der Politik und der \u00d6ffentlichkeit die Logiern\u00e4chte-Zahlen um die Ohren schlagen lassen. In der Regel sind alle happy wenn es nach oben geht, runzeln die Stirn bei Nullwachstum und denken an einen Wechsel des Direktors, wenn die Fahrt \u00fcber l\u00e4ngere Zeit nach unten geht. Wie verlockend w\u00e4re es da, liessen sich die verflixten Logiern\u00e4chte einfach herzaubern. \u00c4hnliche Gedanken m\u00fcssen dem Zauberlehrling im gleichnamigen Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe durch den Kopf gegangen sein, der es m\u00fcde war, Wasser von Hand ins Schloss zu schleppen. Aber wie wir alle wissen, hatte er die Sache nicht wirklich zu Ende gedacht und die Entwicklung lief ihm t\u00fcchtig aus dem Ruder. Der Zauberstab brachte Kessel um Kessel Wasser aus dem See und war nicht mehr zu stoppen. Es brauchte den grossen Zauberer, um eine \u00dcberflutungskatastrophe zu verhindern.<\/p>\n
Gedankensprung: Die Schweiz hat im starken 2019 mit 253\u2019000 Betten in 4650 Hotelbetrieben total knapp 40 Millionen Logiern\u00e4chte erzielt. Die Betten waren w\u00e4hrend der \u00d6ffnungszeit gesamthaft mit 42 Prozent ausgelastet. W\u00fcrde jeder der rund 1.4 Milliarden Chinesen f\u00fcr zwei N\u00e4chte in die Schweiz kommen, so k\u00f6nnten wir die freien Betten f\u00fcr 50 Jahre komplett f\u00fcllen. Nat\u00fcrlich sind viele Chinesen mausarm und k\u00f6nnen nicht reisen, schon gar nicht international. Andere aber \u2013 besonders in den Millionenst\u00e4dten entlang des Pazifik \u2013 verf\u00fcgen \u00fcber gen\u00fcgend Mittel, um ins Ausland zu reisen. Und sie tun dies auch zunehmend. Welcher Tourismusdirektor, auch aus Graub\u00fcnden, tr\u00e4umte nicht von diesem Riesenmarkt, aus dem die Logiern\u00e4chte wie im Zauber fliessen.<\/p>\n
Aber vor der Anwendung des Zauberspruchs sollten wir \u2013 vom Zauberlehrling gemahnt \u2013 die Sache zu Ende denken und uns einige Fragen stellen. Wie passen die chinesischen G\u00e4ste, symbolisiert durch den Pandab\u00e4ren, zu Graub\u00fcnden, symbolisiert durch den Steinbock (engl. Ibex)? Wollen wir chinesische Gruppen, die unsere Sehensw\u00fcrdigkeiten \u00fcberschwemmen und ist das \u00fcberhaupt zu erwarten? Gibt es dazu Alternativen und welche? Wie kann man das Gesch\u00e4ft so aufbauen, dass nicht bloss Frequenzen generiert werden, sondern auch Wertsch\u00f6pfung? Wie sieht eine angepasste Marktbearbeitung aus, um dieses Ziel zu erreichen? Wie stellen wir sicher, dass uns die Sache nicht aus dem Ruder l\u00e4uft und unser touristisches Stammgesch\u00e4ft gef\u00e4hrdet? Solche Fragen sind mehr als berechtigt! Das Chinagesch\u00e4ft ist nichts f\u00fcr Zauberlehrlinge, sondern bedarf der systematischen Analyse und Planung. Das Institut f\u00fcr Tourismus und Freizeit an der Fachhochschule Graub\u00fcnden leistet dazu einen Beitrag und veranstaltet eine digitale Chinawoche mit verschiedenen Beitr\u00e4gen, die zwischen dem 19. und dem 26. November unentgeltlich online besucht werden k\u00f6nnen. Hier geht's zur Anmeldung.<\/a><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"","protected":false},"author":37,"featured_media":7861,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[219,220],"tags":[],"acf":[],"yoast_head":"\n