{"id":7762,"date":"2020-09-01T08:20:03","date_gmt":"2020-09-01T06:20:03","guid":{"rendered":"urn:uuid:b553e0fe-75b6-437b-95ff-10a94b9ad516"},"modified":"2020-09-01T17:39:00","modified_gmt":"2020-09-01T15:39:00","slug":"die-berg-werkstatt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/die-berg-werkstatt\/","title":{"rendered":"Die Berg-Werkstatt"},"content":{"rendered":"

Singletrails erkunden statt Baden am Mittelmeer: Menschen hierzulande entdecken im Corona-Sommer das Mountainbiken. Einzelne Bike-Destinationen wurden regelrecht \u00fcberrannt. Der aussergew\u00f6hnlichen Sommersaison geschuldet, oder ist das der Durchbruch f\u00fcr den Mountainbike-Tourismus in der Schweiz? Und wann wird der Kommerz am Berg zur Belastungsprobe f\u00fcr Einheimische und Natur*? Diese kritischen und bei weitem nicht neuen Fragen stellte sich die j\u00fcngste Ausgabe des Wirtschaftsmagazins \u00abTrend\u00bb (SRF) und griff damit nicht nur die Frage nach dem Stellenwert des Mountainbikens auf. Ob bewusst oder nicht, mit den gestellten Fragen wird auch eine sich abzeichnende Kontroverse um die nachhaltige Entwicklung von l\u00e4ndlichen Bergregionen aufgeworfen.<\/p>\n

Mit dem Erfolg von B\u00fcndner Destinationen, die seit zehn Jahren in die Klientel der Mountainbikerinnen investierten, entsteht ein gewisser Hype der Nacheiferung. Es ist anzunehmen, dass Gemeinden oder Regionen auf diesen Zug aufspringen m\u00f6chten, um dem Klumpenrisiko des zusehends unter Druck stehenden Wintertourismus die Spitze zu nehmen und den Sommer besser auszulasten. Andererseits vielleicht auch als Alternative zu dem unter dem Klimawandel leidenden Wintersport. Oder verbunden mit der Hoffnung einer wirtschaftlichen Wertsch\u00f6pfung und damit sicheren Zukunft. Doch alleine Trails zu bauen oder in den Mountainbiketourismus zu investieren, wird die Herausforderungen, die sich vielen Berggemeinden stellen, nicht l\u00f6sen.<\/p>\n

Erfahrungen und Ergebnisse aus nationaler und eigener Forschung zeigen einerseits, dass diejenigen St\u00e4dte und Gemeinden \u2013 unabh\u00e4ngig von Bev\u00f6lkerungsgr\u00f6sse oder Wirtschaftskraft \u2013 \u00f6konomisch und demographisch erfolgreich waren, die sich auf ihre origin\u00e4ren St\u00e4rken konzentriert haben, anstatt erfolgreicher Wachstumsstrategien Dritter nachzueifern.[1] Andererseits stellen globale Trends (Megatrends) wie Bev\u00f6lkerungswachstum, Demografischer Wandel, Digitalisierung, Klimawandel aber auch Schrumpfungsprozesse und Abwanderung Gemeinden auch in den abgelegenen Winkeln der Schweiz, vor neue Herausforderungen. \u00dcberall in Siedlungsr\u00e4umen lassen sich immer schnellere und zusehends volatile Ver\u00e4nderungen beobachten. Es entstehen neue Wege der Kommunikation, neue Arbeits- und Wohnformen, neue Mobilit\u00e4tskonzepte etc. - und gleichzeitig ver\u00e4ndern sich die Bed\u00fcrfnisse der Menschen. Lebensstile werden sich je l\u00e4nger je mehr an urbanen Wertvorstellungen orientieren. Die Individualisierung wird zunehmen, die Siedlungsstruktur einer immer breiteren Bed\u00fcrfnisspanne Rechnung tragen m\u00fcssen. Mit genannten Treibern einhergehend und insbesondere im Kontext der Individualisierung wird sich die Nachfrage nach Raumstruktur entlang dem Werte- und Verhaltenswandels stark ver\u00e4ndern. Identit\u00e4t und Identifikation mit einem Ort, einer Region bekommen dabei einen zusehends wichtigeren und hohen Stellenwert. Auch in oder gerade dem Bezug Tourismus.<\/p>\n

Es ist hinl\u00e4nglich bekannt, dass Identit\u00e4t mitunter das touristische Kapital eines Ortes ist. Identit\u00e4t ist unbestritten mit Historie, Geschichten, Legenden, Bauten und Baukultur verbunden. Stadt- oder Dorfqualit\u00e4t oftmals der qualitativen Leistung durch vorhandene Infrastrukturen bspw. des Tourismus, Verkehrs und des Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesens sowie einer funktionierenden Grundversorgung etc. geleichgesetzt. Funktionale Infrastrukturen als Beitrag zu Lebensqualit\u00e4t oder Wertsch\u00f6pfung f\u00fcr den Tourismus zu betrachten ist richtig, aber damit identifizieren sich die wenigsten von uns. Identifikation basiert auf Emotionen eines Ortes. Diese Authentizit\u00e4t, die damit verkn\u00fcpften Emotionen gilt es zu erkennen, zu st\u00e4rken und in die Entwicklung von L\u00f6sungen einzubinden. Auf die Anforderungen von Morgen k\u00f6nnen wir nicht mit den Antworten von gestern reagieren. Eine zukunftsgerechte und austarierte Raumentwicklung die dem entspricht, ist nicht restriktiv, sondern dynamisch\u2013 dies in kontextuellen Betrachtungsweisen und auf Basis von partizipativen Prozessen. Wichtig dabei ist, ein Entwicklungsprogramm zu schaffen, das nicht festlegt, sondern erm\u00f6glicht. Ein mutiges Konzept zu realisieren, das den Dialog der Gegens\u00e4tze pflegt und mit einem unkonventionellen Schritt, der Leitidee einer Planung des Ungeplanten, mit Beteiligung von k\u00fcnftigen Nutzerinnen und Nutzer als \u00abProduzenten des Raums\u00bb sichert. Eine Umsetzung dieser Idee und das Anstossen dieses neuen Planungs- und Entwicklungsinstrumentes, ist in einer kleinen Berggemeinde im Kanton Graub\u00fcnden, als angewandtes Forschungsprojekt in Form eines \u00abReallabors\u00bb \u2013 der\u00a0 \u00abBerg-Werkstatt\u00bb skizziert und angestossen. Dabei entstehen \u2013 unter Einbezug der Bev\u00f6lkerung und Interessengruppen die \u00abKartographierung von Lebensqualit\u00e4t und Identit\u00e4t\u00bb \u2013 der Output ist nicht nur ein konkretisiertes Zunkunftsbild, sondern auch Projekte die direkt umgesetzt werden und eine Entwicklungsdynamik anstossen. Ziemlich sicher findet sich darunter auch ein Entwicklungsprojekt, das sanften Mountainbiketourismus, mit nat\u00fcrlichen Trails und Muskelkraft zu einer Wertsch\u00f6pfung generiert. Die Devise ist, klein, fein und insbesondere individuell entlang der eigenen origin\u00e4ren Identit\u00e4t. Gemeinsam mit Betroffenen entwickelt und dadurch getragen.<\/p>\n

 <\/p>\n

*Eine Fragestellung, die auch im Kontext des Skitourismus, Alpinismus, Wirtschaftsforen etc. berechtigt w\u00e4re<\/p>\n

[1] Berube, A; Katz, B.: State of English cities \/Siedenttop, S, Informationen zur Raumentwicklung Heft 3 \/ 4 2008<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"","protected":false},"author":37,"featured_media":7767,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[219],"tags":[],"acf":[],"yoast_head":"\nDie Berg-Werkstatt - FHGR Blog<\/title>\n<meta name=\"robots\" content=\"index, follow, max-snippet:-1, max-image-preview:large, max-video-preview:-1\" \/>\n<link rel=\"canonical\" href=\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/die-berg-werkstatt\/\" \/>\n<meta property=\"og:locale\" content=\"de_DE\" \/>\n<meta property=\"og:type\" content=\"article\" \/>\n<meta property=\"og:title\" content=\"Die Berg-Werkstatt - FHGR Blog\" \/>\n<meta property=\"og:url\" content=\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/die-berg-werkstatt\/\" \/>\n<meta property=\"og:site_name\" content=\"FHGR Blog\" \/>\n<meta property=\"article:published_time\" content=\"2020-09-01T06:20:03+00:00\" \/>\n<meta property=\"article:modified_time\" content=\"2020-09-01T15:39:00+00:00\" \/>\n<meta property=\"og:image\" content=\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/wp-content\/uploads\/2020\/09\/portraitfoto-seidler_16x9.jpg\" \/>\n\t<meta property=\"og:image:width\" content=\"1200\" \/>\n\t<meta property=\"og:image:height\" content=\"675\" \/>\n<meta name=\"twitter:card\" content=\"summary_large_image\" \/>\n<meta name=\"twitter:image\" content=\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/wp-content\/uploads\/2020\/09\/portraitfoto-seidler_16x9.jpg\" \/>\n<meta name=\"twitter:label1\" content=\"Gesch\u00e4tzte Lesezeit\">\n\t<meta name=\"twitter:data1\" content=\"4 Minuten\">\n<script type=\"application\/ld+json\" class=\"yoast-schema-graph\">{\"@context\":\"https:\/\/schema.org\",\"@graph\":[{\"@type\":\"Organization\",\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/#organization\",\"name\":\"FH Graub\\u00fcnden\",\"url\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/\",\"sameAs\":[],\"logo\":{\"@type\":\"ImageObject\",\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/#logo\",\"inLanguage\":\"de-DE\",\"url\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/wp-content\/uploads\/2019\/09\/fhgr_rgb_granit.png\",\"width\":7512,\"height\":1182,\"caption\":\"FH Graub\\u00fcnden\"},\"image\":{\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/#logo\"}},{\"@type\":\"WebSite\",\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/#website\",\"url\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/\",\"name\":\"FHGR Blog\",\"description\":\"\",\"publisher\":{\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/#organization\"},\"inLanguage\":\"de-DE\"},{\"@type\":\"ImageObject\",\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/die-berg-werkstatt\/#primaryimage\",\"inLanguage\":\"de-DE\",\"url\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/wp-content\/uploads\/2020\/09\/portraitfoto-seidler_16x9.jpg\",\"width\":1200,\"height\":675},{\"@type\":\"WebPage\",\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/die-berg-werkstatt\/#webpage\",\"url\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/die-berg-werkstatt\/\",\"name\":\"Die Berg-Werkstatt - 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