Als der B\u00fcndner Bundesrat Simeon Bavier 1882 den Eisenbahntunnel am Gotthard er\u00f6ffnete, brach der Transitverkehr \u00fcber die B\u00fcndner P\u00e4sse ein und viele verloren ihre Arbeit. Das Eisenbahn-Zeitalter begann f\u00fcr Graub\u00fcnden also mit einem Schock. Droht bei der digitalen Transformation das gleiche Missgeschick?<\/p>\n
Mit digitalen Technologien werden Produkte, Prozesse und Gesch\u00e4ftsmodelle ver\u00e4ndert. Dieser Prozess findet seit Jahren auch in den f\u00fcr Graub\u00fcnden zentralen Brachen wie im Tourismus, in der Industrie und Bauwirtschaft oder im Handel statt. So setzt die Bauwirtschaft seit langem CAD-Systeme in der Planung ein und ist in der Lage, diese Daten direkt an die Maschinen zu \u00fcbermitteln. Zudem optimieren Sensoren in der Haustechnik das Geb\u00e4udemanagement und die Energieeffizienz. Noch am Anfang steht die Prozessoptimierung \u00fcber den Lebenszyklus eines Bauwerkes mit dem Building Information Modeling (BIM), wobei erste Bauwerke mit diesem System bereits in Graub\u00fcnden erstellt wurden. W\u00e4hrend gewisse Ver\u00e4nderungen nur von Fachpersonen wahrgenommen werden, ist f\u00fcr alle gut sichtbar, wie Online-Plattformen den station\u00e4ren Musikhandel, Reiseb\u00fcros oder Kleider- und Buchh\u00e4ndler bedr\u00e4ngen.<\/p>\n
Wie bew\u00e4ltigen die B\u00fcndner Unternehmen die digitale Transformation? Einen ersten Hinweis gibt eine Studie der HTW Chur. Danach unterscheidet sich die digitale Transformation bei den untersuchten Betrieben in Graub\u00fcnden nicht von jener im Rest des Landes. Viele Unternehmen sch\u00e4tzen sich als \u00e4hnlich weit fortgeschritten wie die direkten Konkurrenten ein. Demgegen\u00fcber sehen einige einen R\u00fcckstand gegen\u00fcber \u00abneuen\u00bb Wettbewerbern wie Amazon oder Google. Besteht also keine Gefahr, dass sich der \u00abGotthard-Schock\u00bb wiederholt? Eine Entwarnung kann die Studie nicht geben. Die digitale Transformation kann, wie jeder Strukturwandel, dazu f\u00fchren, dass Unternehmen in Graub\u00fcnden verschwinden. Erforderlich ist, dass bestehende und neue Firmen gen\u00fcgend schnell wachsen, damit attraktive Arbeitspl\u00e4tze in Graub\u00fcnden bleiben und entstehen.<\/p>\n
Wovon h\u00e4ngt es ab, ob Graub\u00fcnden die digitale Transformation erfolgreich meistert? Die Studie zeigt, dass engagierte und kompetente Menschen, eine offene Kooperationskultur innerhalb von Firmen und zwischen Organisationen sowie eine leistungsstarke Infrastruktur wichtig sind. Das meistgenannte Hemmnis ist der Fachkr\u00e4ftemangel, denn mit der digitalen Transformation werden vermehrt IT- und Daten-Spezialisten gebraucht und bei bestehenden Berufsleuten h\u00f6here Anforderungen an IT-Kenntnisse gestellt. Deshalb braucht auch Graub\u00fcnden einen Masterplan in der Aus- und Weiterbildung.<\/p>\n
Denn ein leistungsf\u00e4higer Anschluss ans Internet gen\u00fcgt nicht. Es bedarf in einer Region ein \u00d6kosystem aus Unternehmen, engagierten und kompetenten Arbeitskr\u00e4ften sowie Forschungs- und Entwicklungsinstitutionen. Deshalb ist Graub\u00fcnden gut beraten, daf\u00fcr zu sorgen, dass in den Zentren solche international konkurrenzf\u00e4higen \u00d6kosysteme gedeihen und via Homeoffice oder Co-Working-Spaces in Peripherien ausstrahlen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"","protected":false},"author":18,"featured_media":6698,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[215],"tags":[17,233],"acf":[],"yoast_head":"\n