Ist das dasselbe? Kommt drauf an, in welcher Hinsicht. Beide Kinder gehen in ihrer Freizeit einer identischen T\u00e4tigkeit nach, einfach an einem anderen Ort \u2013 Ursin in einer Berggemeinde, Ursina in der Stadt. Und wenn Ursina ein Anrecht auf Schwimmen hat, so doch auch Ursin! Wohnen ja beide in Graub\u00fcnden. Und doch ist es vielleicht nicht ganz das Gleiche. Scuol ist eine Tourismusgemeinde, Chur eine wirtschaftlich breit abgest\u00fctzte Stadt. W\u00e4re Scuol nicht touristisch, so k\u00e4me wohl kaum jemand auf die Idee, dort ein Bad \u00abnur\u00bb f\u00fcr die lokale Bev\u00f6lkerung zu bauen. Das k\u00f6nnte sich Scuol schlicht nicht leisten. Das Bogn Engiadina ist also prim\u00e4r eine Tourismusinfrastruktur und soll G\u00e4ste in die Region bringen, wo hingegen das Schwimmbad Obere Au f\u00fcr die lokale Bev\u00f6lkerung ist, also Teil des Service Public, sogenannte gesellschaftliche Infrastruktur. Diese soll zeitgem\u00e4ss und zweckm\u00e4ssig sein, entsprechend dem Standard, wie er in etwa f\u00fcr \u00f6ffentliche Hallenb\u00e4der gilt. Aber es soll auch nicht mehr sein, denn das Ganze muss ja bezahlbar bleiben. Ganz anders die Tourismusinfrastruktur, zum Beispiel das Bogn Engiadina: Dort geht zwar die lokale Bev\u00f6lkerung auch hin, was ihr zu g\u00f6nnen ist, aber prim\u00e4r dreht es sich um Touristen, die nicht nach Scuol kommen m\u00fcssen, sondern Alternativen haben. Das Bogn Engiadina steht somit im Wettbewerb. Es muss daher nach den Bed\u00fcrfnissen der ausw\u00e4rtigen G\u00e4ste gestaltet und unternehmerisch gef\u00fchrt werden.<\/p>\n
Und wie steht es mit der Finanzierung? Die \u00f6ffentliche Hand ist f\u00fcr den Service Public verantwortlich, deshalb heisst er auch so, und bezahlt diesen. Aber sie ist nicht f\u00fcr das Tourismusangebot zust\u00e4ndig, denn das ist Business. Und wenn sie sich doch an deren Finanzierung beteiligen will oder muss, so nur mit dem Zweck der Wirtschaftsf\u00f6rderung. Gemeinden sollen dies mit Augenmass und entsprechend ihren finanziellen M\u00f6glichkeiten sowie ihrer Risikof\u00e4higkeit tun. Und sie sollen ihre Engagements wie Unternehmen f\u00fchren, mit der Nase im Markt und dem Kunden vor Augen. Da reichen technisches Know-how und guter Wille alleine nicht aus. Bei allem Verst\u00e4ndnis f\u00fcr beh\u00f6rdliche Hilfestellungen \u2013 sei es f\u00fcr Bergbahnen, Kongresszentren oder B\u00e4der \u2013 durch die Standortgemeinden muss man sich bewusst sein, dass der touristische Erfolg nicht durch Investitionen erzwungen werden kann und der Markt letztlich immer st\u00e4rker ist. Die Gefahr eines Fasses ohne Boden ist nicht von der Hand zu weisen, denn Infrastrukturen kosten nicht nur zum Zeitpunkt des Baus, sondern mindestens nochmals gleich viel w\u00e4hrend ihrer Lebensdauer. \u00abDrum pr\u00fcfe, wer sich ewig bindet\u00bb sollte sinngem\u00e4ss auch bei der finanziellen Beteiligung von Gemeinden an Tourismusinfrastrukturen gelten. Das Projekt \u00abInfraTour\u00bb<\/a> der HTW Chur schl\u00e4gt Gemeinden eine Checkliste mit zw\u00f6lf Kriterien vor \u2013 von regionalwirtschaftlichen Effekten bis hin zum strategischen Fit und der finanziellen Tragbarkeit. Ziel ist es nicht, eine kommunale Tourismusf\u00f6rderung zu verhindern, sondern breit abgest\u00fctzte, transparente und gut \u00fcberlegte Massnahmen sicherzustellen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"","protected":false},"author":18,"featured_media":6675,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[215],"tags":[232,21],"acf":[],"yoast_head":"\n