{"id":5071,"date":"2017-11-14T08:57:46","date_gmt":"2017-11-14T07:57:46","guid":{"rendered":"http:\/\/wissensplatz.htwchur.ch\/?p=5071"},"modified":"2018-07-20T07:32:55","modified_gmt":"2018-07-20T05:32:55","slug":"lehren-lernen-und-leben-in-shanghai","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/lehren-lernen-und-leben-in-shanghai\/","title":{"rendered":"Lehren, Lernen und Leben in Shanghai"},"content":{"rendered":"

Im September 2013 unterzeichneten die HTW Chur und die Shanghai University of Engineering Science SUES den Vertrag, k\u00fcnftig ein gemeinsames Joint Programm \u00abInternational business \u2013 tourism and business management\u00bb zu f\u00fchren. Ziel dieser Ausbildung ist es, dass die besten Studierenden aus Shanghai nach einer dreij\u00e4hrigen Tourismusausbildung auf Ebene H\u00f6here Fachschule ins letzte Studienjahr des Bachelorstudiums Tourismus<\/a> eintreten und den Bachelorabschluss in Chur erwerben k\u00f6nnen. Nach der Vertragsunterzeichnung folgten intensive Vorbereitungsarbeiten \u2013 Erarbeitung des Curriculums, Rekrutierung von Dozierenden, Einrichtung der Schulr\u00e4ume in Shanghai, Definition von Prozessen und Unterzeichnung von unz\u00e4hligen Formularen u.v.m. Im September 2015 begannen die ersten 32 Studierenden in Shanghai die Ausbildung und im Januar 2017 entsandte die HTW Chur erstmals Dozierende nach China. Nach der Diplomfeier im Juni 2018 in Shanghai erwartet die HTW Chur ab September 2018 chinesische Studierenden von der SUES.<\/strong><\/p>\n

Text und Bilder: Barbara Haller Rupf<\/em><\/p>\n

Im Rahmen des Joint-Programms findet auch ein regelm\u00e4ssiger Austausch zwischen den Dozierenden statt. Bereits zweimal kam eine chinesische Delegation nach Chur, um die hiesige Unterrichtspraxis kennen zu lernen, im Gegenzug und um das Programm gemeinsam weiter zu entwickeln, wurde ich eingeladen, als \u00abDistinguished Overseas Professor\u00bb einen Monat an der SUES zu lehren. Am 23. Oktober wurde ich vom Leiter der Management School Professor Hu und seinem Team auf der Dachterrasse der Schule bei Getr\u00e4nken und Snacks herzlich empfangen. Seither besteht meine Arbeit in Unterrichten, Pr\u00e4sentationen vorbereiten und die noch offenen Fragen bez\u00fcglich Joint-Programm mit den hiesigen Verantwortlichen zu bearbeiten. Neben der Wissensvermittlung in den Klassen ist das Hauptziel meines Aufenthalts, auch den Dozierenden Wissen bez\u00fcglich Tourismus und Schweizerischer Unterrichtsmethodik zu vermitteln und gemeinsam Kompetenzen aufzubauen.<\/p>\n

\u00abIntroduction to tourism\u00bb ist die Einf\u00fchrungsvorlesung f\u00fcr die Zweitjahrstudierenden. Um das theoretische Basiswissen auf den Erfahrungen der Studierenden aufzubauen, begann ich den Unterricht mit einer Sequenz zum Tourismus in China. Dabei staunte ich sehr und war positiv \u00fcberrascht, als mir zwei Studierende als Vorbereitungsauftrag das untenstehende Bild der Karstlandschaft von Guiling einreichten. Chinesische Kultur \u00abzum Anfassen\u00bb.<\/p>\n

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Vorbereitungsauftrag der Studierenden ins Modul Tourismuseinf\u00fchrung; Karstlandschaft von Guiling\/Yangshuo<\/figcaption><\/figure>\n

Obwohl auch die SUES-Kolleginnen und Kollegen den Dialog im Unterricht f\u00f6rdern, f\u00e4llt es den Studierenden sp\u00fcrbar schwer, mich als Dozierende mit Fragen oder Kommentaren direkt anzusprechen. Umso erfreulicher sind die sichtbaren Fortschritte innerhalb einer Woche und das Engagement in den Gruppenarbeiten. Unterst\u00fctzend und vermittelnd wirkt das Assistent-Teacher-System: die HTW-Dozierenden werden je durch ein Mitglied der SUES-Fakult\u00e4t begleitet, und Kernaussagen k\u00f6nnen so wenn n\u00f6tig auf Chinesisch weitergegeben werden.<\/p>\n

Gleichzeitig gilt meinerseits zu akzeptieren, dass das Bildungssystem hier (noch) sehr auf den Aufbau von theoretischem Wissen basiert und die Praxis sp\u00e4ter im Beruf erlernt wird. Eine Ann\u00e4herung an unsere duale Ausbildung, welche an der Fachhochschule eine Berufslehre respektive Praxiserfahrung erfordert, wird in China nur \u00fcber Jahre hinweg zu erreichen sein. \u00ab \u2026 denn dazu fehlen hier schlicht die Strukturen auch in den Betrieben\u00bb, meint Erwin L\u00fcthi vom schweizerischen Generalkonsulat in Shanghai.<\/p>\n

Umso wichtiger ist es f\u00fcr die Ausbildung in Shanghai, aber auch um die Studierenden an die Situation im Bachelorjahr heranzuf\u00fchren, dass der Unterricht praxisnahe gehalten wird, und auf dem Wissen und den Erfahrungen der Studierenden aufbaut. Allerdings war deren grosse Mehrheit noch nie im Ausland und die Reiseerfahrung beschr\u00e4nkt sich meistens auf Familienreisen \u00fcber das chinesische Neujahr in die Herkunftsprovinz, Tagesausfl\u00fcge und virtuelle Reiseerlebnisse im Internet. Eine weitere Schwierigkeit in meinem Ansinnen, die Ausbildung etwas realit\u00e4tsnaher zu gestalten, zeigt sich in Form von Sicherheitsauflagen und komplizierten Bewilligungsverfahren, wenn ich mit den Studierenden den Campus verlassen m\u00f6chte. Exkursionen oder Strassenumfragen werden wenn m\u00f6glich vermieden, da die Dozierenden die volle Verantwortung f\u00fcr die Studierenden tragen. Was in der Schweiz l\u00e4ngst etabliert ist - die Verbindung zwischen Ausbildung und \u00abTourismusrealit\u00e4t\u00bb - ist hier noch in weiter Ferne.<\/p>\n

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Sequenzen aus dem Unterricht<\/figcaption><\/figure>\n

Gastvorlesungen zu geben oder Reden zu halten sind wichtige Elemente der chinesischen Universit\u00e4tskultur. So bin denn auch ich aufgefordert, jeweils am Freitagnachmittag vor unterschiedlichem Publikum zu sprechen. Das Programm wird am Eingang der verschiedenen Campusgeb\u00e4ude publiziert und G\u00e4ste anderer Departemente sind zu den Veranstaltungen eingeladen.<\/p>\n

Der erste Termin galt der Schweiz und ihrem Tourismus, dabei fanden die Schoggist\u00e4ngeli besonderen Anklang. Die \u00fcber hundert Tourismusstudierenden wollten aber auch wissen, welche Orte nun in der Schweiz besonders sehenswert seien, und die Vorstellung, dass es hier nicht nur Berge, sondern auch hochindustrialisierte Gebiete gebe, erstaunte. F\u00fcr Z\u00fcrichs Primetower mit seinen 126 Metern H\u00f6he hatten die jungen Chinesinnen und Chinesen allerdings nur ein L\u00e4cheln \u00fcbrig. Altersbedingt, und wohl auch aufgrund der fehlenden Reiseerfahrung, haben diese Studierenden den Blickwinkelwechsel vom eigenen Reisewunsch zum touristischen Leistungstr\u00e4ger aber noch in keiner Weise vollzogen.<\/p>\n

Die Veranstaltung der kommenden Woche ist der angewandten Forschung als Kooperation zwischen Hochschule und Tourismusbranche gewidmet. Am Beispiel des abgeschlossenen B\u00fcndner Projekts \u00abChina Inbound Service\u00bb werde ich die Chancen f\u00fcr die Lehre aufzeigen und versuchen, in den Gedanken meiner Zuh\u00f6rerschaft einen Transfer nach China anzustossen.<\/p>\n

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