{"id":3110,"date":"2016-11-04T07:49:10","date_gmt":"2016-11-04T06:49:10","guid":{"rendered":"http:\/\/wissensplatz.htwchur.ch\/?p=3110"},"modified":"2018-07-20T07:44:57","modified_gmt":"2018-07-20T05:44:57","slug":"frauen-am-berg","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/frauen-am-berg\/","title":{"rendered":"Frauen am Berg"},"content":{"rendered":"

Verstaubte alte Glasplatten, teilweise sogar zerbrochen. Schwer und unhandlich. Darauf fotografisch festgehalten eine Landschaft und Personen, die einen Berg besteigen. So und \u00e4hnlich kann man alte fotografische Aufnahmen auf Glas antreffen. Sie gilt es zu bewahren und zu \u00fcberliefern, damit diese auch unserer n\u00e4chsten Generation ihre Geschichten erz\u00e4hlen k\u00f6nnen. Der UNESCO-Welttag des audiovisuellen Erbe erinnert daran, dass in den vergangenen 100 Jahren der Mensch zahlreiche Fotos, Videos und Tonaufnahmen geschaffen hat, die es zu erhalten gilt.<\/strong><\/p>\n

Text: Michael Aschwanden \/ Bild: Aus dem Bestand von Lienhard & Salzborn, Staatsarchiv Graub\u00fcnden <\/em><\/p>\n

Unter dem diesj\u00e4hrigen Motto \u00abIt\u2019s Your Story \u2013 Don\u2019t Lose It\u00bb pr\u00e4sentiert die Hochschule f\u00fcr Technik und Wirtschaft HTW Chur in Zusammenarbeit mit dem Frauenkulturarchiv Graub\u00fcnden in einer Veranstaltung im Digitalisierungslabor zwei ausgew\u00e4hlte Glasplatten im Grossformat 40 x 50 Zentimeter aus dem Bestand des B\u00fcndner Fotoateliers Lienhard & Salzborn (1889-1919). Anhand dieser Glasplatten nahmen die Expertinnen und Experten aus dem Staatsarchiv Graub\u00fcnden, der HTW Chur und dem Frauenkulturarchiv die Besucherinnen und Besucher auf eine Reise in die Vergangenheit bis zur Gegenwart mit.<\/p>\n

Reinigen, Konservieren, Digitalisieren\u2026 und pl\u00f6tzlich eine Geschichte.<\/strong>
\nEin Archiv besteht nicht nur aus alten Akten und Dokumenten. Oft verborgen befinden sich kleinere und gr\u00f6ssere Sch\u00e4tze darin die nur darauf warten, gehoben und gesehen zu werden. Mitunter am interessantesten, aber noch wenig erschlossen und zug\u00e4nglich gemacht, sind fotografische Aufnahmen. Die meisten von uns kennen noch die Rollfilme, welche man in Fotoapparate einspannen konnte und die anschliessend in einem Fotofachgesch\u00e4ft entwickelt werden mussten. Den j\u00fcngeren unter uns ist dies teilweise bereits nicht mehr vertraut. Die Digitalkameras und Smartphones haben den klassischen Rollfilm abgel\u00f6st. Doch wer kennt noch Glasplatten als Tr\u00e4germaterial geschweige denn Glasplatten im Format 40 x 50 cm oder noch gr\u00f6sser? So erging es mir, als wir die Anfrage aus dem Staatsarchiv Graub\u00fcnden erhielten die grossen Glasplatten aus dem Bestand des Fotoateliers Lienhard & Salzborn zu digitalisieren. So was hatten wir doch noch nie. Im Rahmen dieses Erhaltungs- und Digitalisierungsprojektes wurde in einem ersten Schritt nun der Bestand aus grossen positiven sowie negativen Glasplatten gereinigt und anschliessend digitalisiert. Die Intention bestand darin, dass diese Glasplatten einer breiteren \u00d6ffentlichkeit zug\u00e4nglich gemacht werden k\u00f6nnen ohne die Originale sch\u00e4dlichen Umwelteinfl\u00fcsse auszusetzen. Im Digitalisierungsprozess setzt man sich automatisch auch mit den Inhalten und dem Fotografen auseinander. Neben den inhaltlichen Motiven erkennt man, dass das Fotografieren zur damaligen Zeit ein richtiges Handwerk war. Mit einer Aufnahme war es nicht getan. Um diese an den Mann und die Frau zu bringen mussten sie \u00abaufgeh\u00fcbscht\u00bb werden, so dass sie f\u00fcr den Kunden annehmbar war. Im Gegensatz zu heute konnte man damals nicht einfach 20, 30 oder 40 Aufnahmen machen sondern musste sich gut vorbereiten und ebenfalls die Fotos nachbearbeiten. Bemerkenswert war an diesem Bestand war, dass von einigen negativen auch positive Glasplatten (Abz\u00fcge) vorhanden waren. Beim Vergleich wurden wir auf einmal stutzig.<\/p>\n

\"Frauen
Frauen am Berg, Diavolezza<\/figcaption><\/figure>\n

Frauen in M\u00e4nnerkleidung?<\/strong>
\nVier Personen besteigen einen Gletscher, was fotografisch auf einer negativen Glasplatte festgehalten wird. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um eine Seilschaft auf dem Diavolezza-Gletscher zurzeit der Belle Epoque handeln k\u00f6nnten. Es k\u00f6nnte vielleicht ein Erinnerungsfoto sein oder eine Aufnahme f\u00fcr eine Werbung. Auf jeden Fall sieht es die Szenerie auf den ersten Blick sehr normal aus. Bei genauerer Betrachtung der Glasplatten hingegen kommt die Frage auf, ob es sich bei drei der abgebildeten Personen um Damen in M\u00e4nnerkleidung handeln k\u00f6nnte. Bei den abgebildeten Personen auf der positiven Glasplatten erkennt man, dass der Fotograf die Aufnahme bearbeitet hat. Das alleine w\u00e4re noch nicht wirklich speziell. Hier hingegen sind auf einmal Rucks\u00e4cke und in den Gesichtern B\u00e4rte zu sehen. Was hat der Fotograf sich dabei wohl nur gedacht? Wollte er vielleicht unkenntlich machen, dass da Damen mit von der Partie gewesen sind und dann noch in M\u00e4nnerkleidung? Dies w\u00e4re in der Gr\u00fcnderzeit verschiedenster Sektionen des Alpenclubs ein Tabubruch gewesen, da der Bergsport damals dem starken Geschlecht vorbehalten war. Anhand dieser Ausgangslage fand ein spannendender Austausch \u00fcber die damaligen Rollenverteilung und Geschlechterbilder statt. Frau Silke Redolfi wies zum Beispiel darauf hin, dass es durchaus auch Frauen gab, die im Bergalpinismus aktiv waren. Dabei handelte es sich wohl h\u00e4ufig auch um Touristinnen, die es sich in Bergen erlauben konnten in die Berge zu gehen. In weiteren Aufnahmen erl\u00e4uterte sie dies anhand anderer Aufnahmen, dass Damen durchaus in einer Kletterumgebung unterwegs waren, aber in jenen F\u00e4llen dann in Frauenkleidung, sprich R\u00f6cke.<\/p>\n

Die Schwierigkeit bei \u00e4lteren fotografischen Aufnahmen besteht darin, dass diese nicht immer von den Fotografen gut dokumentiert worden sind oder Teile der Dokumentation mit der Zeit verloren ging. Die Aufnahme mit der 4er Seilschaft zeigt aber, dass historische Fotografien oft viel mehr erz\u00e4hlen als nur auf dem Bild zu sehen ist. Erschwerend oder je nach Sichtweise herausfordernd kommt hinzu, dass Bilder nie die ganze Wirklichkeit zeigen sondern nur eine Interpretation des Fotografen\/der Fotografien. Es liegt an uns aus dem vorhandenen Wissen Interpretationen oder Schlussfolgerungen ziehen zu k\u00f6nnen.<\/p>\n

\u00abIt\u2019s Your Story \u2013 Don\u2019t Lose It\u00bb<\/strong>
\nDie Veranstaltung, welche im Rahmen des UNESCO-Welttags des audiovisuellen Erbes stattfand, hebt die Bedeutung hervor, dass die Menschheit in den vergangenen 100 Jahren ein grosses Erbe an Fotografien, Tonaufnahmen, Filmen und Videos geschaffen hat. Erst in der j\u00fcngeren Vergangenheit haben Bilder auch f\u00fcr die Forschung an Bedeutung gewonnen. Es z\u00e4hlt nicht mehr nur das geschriebene Wort sondern vermehrt auch die Aufnahmen aus der Vergangenheit. Wie haben sich D\u00f6rfer und St\u00e4dte entwickelt, wie haben sich die Menschen gekleidet oder wie hat sich die Landschaft ver\u00e4ndert? Fotografische Aufnahmen erlauben diesen Fragen nachzugehen um fr\u00fchere Entwicklungen zu verstehen und ihre Auswirkungen auf heute nachzuvollziehen.<\/p>\n


\n

MICHAEL ASCHWANDEN<\/a>
\nMichael Aschwanden ist Informations- und Dokumentationsspezialist. Er arbeitet an der HTW Chur am Schweizerischen Institut f\u00fcr Informationswissenschaft und arbeitet in diversen Forschungsprojekten mit.<\/p>\n

Dies ist ein Blog-Beitrag der HTW Chur<\/a>.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"","protected":false},"author":5,"featured_media":3112,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"image","meta":[],"categories":[215],"tags":[17,47,39,26,70],"acf":[],"yoast_head":"\nFrauen am Berg - FHGR Blog<\/title>\n<meta name=\"robots\" content=\"index, follow, max-snippet:-1, max-image-preview:large, max-video-preview:-1\" \/>\n<link rel=\"canonical\" href=\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/frauen-am-berg\/\" \/>\n<meta property=\"og:locale\" content=\"de_DE\" \/>\n<meta property=\"og:type\" content=\"article\" \/>\n<meta property=\"og:title\" content=\"Frauen am Berg - FHGR Blog\" \/>\n<meta property=\"og:url\" content=\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/frauen-am-berg\/\" \/>\n<meta property=\"og:site_name\" content=\"FHGR Blog\" \/>\n<meta property=\"article:published_time\" content=\"2016-11-04T06:49:10+00:00\" \/>\n<meta property=\"article:modified_time\" content=\"2018-07-20T05:44:57+00:00\" \/>\n<meta property=\"og:image\" content=\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/wp-content\/uploads\/2016\/11\/Unesco-Glasplatte-Blog.jpg\" \/>\n\t<meta property=\"og:image:width\" content=\"660\" \/>\n\t<meta property=\"og:image:height\" content=\"300\" \/>\n<meta name=\"twitter:card\" content=\"summary_large_image\" \/>\n<meta name=\"twitter:image\" content=\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/wp-content\/uploads\/2016\/11\/Unesco-Glasplatte-Blog.jpg\" \/>\n<meta name=\"twitter:label1\" content=\"Gesch\u00e4tzte Lesezeit\">\n\t<meta name=\"twitter:data1\" content=\"5 Minuten\">\n<script type=\"application\/ld+json\" class=\"yoast-schema-graph\">{\"@context\":\"https:\/\/schema.org\",\"@graph\":[{\"@type\":\"Organization\",\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/#organization\",\"name\":\"FH Graub\\u00fcnden\",\"url\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/\",\"sameAs\":[],\"logo\":{\"@type\":\"ImageObject\",\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/#logo\",\"inLanguage\":\"de-DE\",\"url\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/wp-content\/uploads\/2019\/09\/fhgr_rgb_granit.png\",\"width\":7512,\"height\":1182,\"caption\":\"FH Graub\\u00fcnden\"},\"image\":{\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/#logo\"}},{\"@type\":\"WebSite\",\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/#website\",\"url\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/\",\"name\":\"FHGR Blog\",\"description\":\"\",\"publisher\":{\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/#organization\"},\"inLanguage\":\"de-DE\"},{\"@type\":\"ImageObject\",\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/frauen-am-berg\/#primaryimage\",\"inLanguage\":\"de-DE\",\"url\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/wp-content\/uploads\/2016\/11\/Unesco-Glasplatte-Blog.jpg\",\"width\":660,\"height\":300},{\"@type\":\"WebPage\",\"@id\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/frauen-am-berg\/#webpage\",\"url\":\"https:\/\/blog.fhgr.ch\/blog\/frauen-am-berg\/\",\"name\":\"Frauen am Berg - 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