Diary Studies, auch bekannt als Tagebuchstudien, sind eine Methode der Benutzerforschung, bei der Teilnehmer über einen bestimmten Zeitraum hinweg ihre Aktivitäten, Gedanken und Gefühle in Bezug auf die Nutzung eines Produkts oder einer Dienstleistung dokumentieren. Diese Methode ermöglicht es Designern und Forschern, ein tiefes Verständnis von Benutzerverhalten und -erfahrungen in natürlichen Nutzungskontexten zu gewinnen, was besonders wertvoll ist, um langfristige Nutzungsmuster und die tatsächliche Integration von Produkten in das tägliche Leben der Benutzer zu verstehen (Palen & Salzman, 2002).
Vorbereitung
Die Vorbereitung von Diary Studies erfordert eine sorgfältige Planung und Design der Studie. Zunächst müssen die Forschungsziele klar definiert und die spezifischen Fragen, die beantwortet werden sollen, festgelegt werden. Auswahl und Rekrutierung der Teilnehmer sind entscheidend, um eine repräsentative Stichprobe zu erhalten. Die Teilnehmer müssen gründlich in der Führung eines Tagebuchs geschult werden, einschließlich der Art der gewünschten Einträge und der Häufigkeit der Dokumentation. Es kann auch nützlich sein, ihnen spezifische Tools oder Vorlagen zur Verfügung zu stellen, um die Konsistenz und Qualität der Daten zu gewährleisten (Rieman, 1993).
Durchführung
Während der Durchführung der Studie dokumentieren die Teilnehmer selbstständig ihre Interaktionen mit dem Produkt oder der Dienstleistung. Sie sollten ermutigt werden, sowohl routinemäßige als auch ungewöhnliche Ereignisse aufzuzeichnen, um ein vollständiges Bild ihres Erlebnisses zu erhalten. Die Forscher können regelmäßig mit den Teilnehmern kommunizieren, um die Vollständigkeit und Genauigkeit der Einträge zu überprüfen und zusätzliche qualitative Daten durch Interviews oder Feedback-Sitzungen zu sammeln (Consolvo & Walker, 2003).
Auswertung
Nach Abschluss der Tagebuchführungsphase analysieren die Forscher die gesammelten Daten, um Muster und Trends zu identifizieren. Die Analyse kann quantitative Aspekte (z.B. Häufigkeit bestimmter Aktivitäten) und qualitative Aspekte (z.B. Benutzerempfindungen und -probleme) umfassen. Die Ergebnisse werden dann verwendet, um Empfehlungen für Designverbesserungen zu formulieren und tiefere Einblicke in die Benutzererfahrung zu gewinnen (Brandt et al., 2007).
Vor- und Nachteile
Die Methode bietet detaillierte Einblicke in die tatsächliche Nutzung und Erfahrungen der Benutzer über einen längeren Zeitraum und liefert Daten in realen Nutzungskontexten, die sonst schwer zu beobachten sind. Nachteile sind der hohe Zeit- und Ressourcenaufwand aufgrund der erforderlichen Langzeitbeteiligung der Teilnehmer. Zudem hängt sie von der Selbstberichterstattung der Teilnehmer ab, die möglicherweise unvollständig oder verzerrt sein kann.
Weiterführende Literatur
- Palen, L., & Salzman, M. (2002). "Beyond the notebook: Support for writing on the move." Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors in Computing Systems. Untersucht mobile Technologien zur Unterstützung von Tagebuchstudien.
- Rieman, J. (1993). "The diary study: A workplace-oriented research tool to guide laboratory efforts." Interacting with Computers, 5(3), 322-343. Beschreibt den Nutzen und die Methodik von Tagebuchstudien in der Arbeitsplatzforschung.
- Consolvo, S., & Walker, M. (2003). "Using the experience sampling method to evaluate ubicomp applications." IEEE Pervasive Computing, 2(2), 24-31. Diskutiert den Einsatz der Experience Sampling Method, die eng mit Diary Studies verwandt ist, zur Bewertung von Ubiquitous-Computing-Anwendungen.
- Brandt, J., Weiss, N., & Hekler, E. B. (2007). "I diary: Design implications for experience-recording methods." Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors in Computing Systems. Erörtert Designimplikationen für Methoden zur Aufzeichnung von Benutzererfahrungen, einschließlich Tagebuchstudien.