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UXC-R04: Diary Studies

Diary Studies, auch bekannt als Ta­ge­buch­stu­di­en, sind eine Methode der Be­nut­zer­for­schung, bei der Teil­neh­mer über einen be­stimm­ten Zeit­raum hinweg ihre Ak­ti­vi­tä­ten, Ge­dan­ken und Gefühle in Bezug auf die Nutzung eines Pro­dukts oder einer Dienst­leis­tung do­ku­men­tie­ren. Diese Methode er­mög­licht es De­si­gnern und For­schern, ein tiefes Ver­ständ­nis von Be­nut­zer­ver­hal­ten und -er­fah­run­gen in na­tür­li­chen Nut­zungs­kon­tex­ten zu ge­win­nen, was be­son­ders wert­voll ist, um lang­fris­ti­ge Nut­zungs­mus­ter und die tat­säch­li­che In­te­gra­ti­on von Pro­duk­ten in das täg­li­che Leben der Be­nut­zer zu ver­ste­hen (Palen & Salzman, 2002).


Vor­be­rei­tung

Die Vor­be­rei­tung von Diary Studies er­for­dert eine sorg­fäl­ti­ge Planung und Design der Studie. Zu­nächst müssen die For­schungs­zie­le klar de­fi­niert und die spe­zi­fi­schen Fragen, die be­ant­wor­tet werden sollen, fest­ge­legt werden. Auswahl und Re­kru­tie­rung der Teil­neh­mer sind ent­schei­dend, um eine re­prä­sen­ta­ti­ve Stich­pro­be zu er­hal­ten. Die Teil­neh­mer müssen gründ­lich in der Führung eines Ta­ge­buchs ge­schult werden, ein­schließ­lich der Art der ge­wünsch­ten Ein­trä­ge und der Häu­fig­keit der Do­ku­men­ta­ti­on. Es kann auch nütz­lich sein, ihnen spe­zi­fi­sche Tools oder Vor­la­gen zur Ver­fü­gung zu stellen, um die Kon­sis­tenz und Qua­li­tät der Daten zu ge­währ­leis­ten (Rieman, 1993).

Durch­füh­rung

Während der Durch­füh­rung der Studie do­ku­men­tie­ren die Teil­neh­mer selbst­stän­dig ihre In­ter­ak­tio­nen mit dem Produkt oder der Dienst­leis­tung. Sie sollten er­mu­tigt werden, sowohl rou­ti­ne­mä­ßi­ge als auch un­ge­wöhn­li­che Er­eig­nis­se auf­zu­zeich­nen, um ein voll­stän­di­ges Bild ihres Er­leb­nis­ses zu er­hal­ten. Die For­scher können re­gel­mä­ßig mit den Teil­neh­mern kom­mu­ni­zie­ren, um die Voll­stän­dig­keit und Ge­nau­ig­keit der Ein­trä­ge zu über­prü­fen und zu­sätz­li­che qua­li­ta­ti­ve Daten durch In­ter­views oder Feed­back-Sit­zun­gen zu sammeln (Con­sol­vo & Walker, 2003).

Aus­wer­tung

Nach Ab­schluss der Ta­ge­buch­füh­rungs­pha­se ana­ly­sie­ren die For­scher die ge­sam­mel­ten Daten, um Muster und Trends zu iden­ti­fi­zie­ren. Die Analyse kann quan­ti­ta­ti­ve Aspekte (z.B. Häu­fig­keit be­stimm­ter Ak­ti­vi­tä­ten) und qua­li­ta­ti­ve Aspekte (z.B. Be­nut­zer­emp­fin­dun­gen und -pro­ble­me) um­fas­sen. Die Er­geb­nis­se werden dann ver­wen­det, um Emp­feh­lun­gen für De­sign­ver­bes­se­run­gen zu for­mu­lie­ren und tiefere Ein­bli­cke in die Be­nut­zer­er­fah­rung zu ge­win­nen (Brandt et al., 2007).

Vor- und Nach­tei­le

Die Methode bietet de­tail­lier­te Ein­bli­cke in die tat­säch­li­che Nutzung und Er­fah­run­gen der Be­nut­zer über einen län­ge­ren Zeit­raum und liefert Daten in realen Nut­zungs­kon­tex­ten, die sonst schwer zu be­ob­ach­ten sind. Nach­tei­le sind der hohe Zeit- und Res­sour­cen­auf­wand auf­grund der er­for­der­li­chen Lang­zeit­be­tei­li­gung der Teil­neh­mer. Zudem hängt sie von der Selbst­be­richt­erstat­tung der Teil­neh­mer ab, die mög­li­cher­wei­se un­voll­stän­dig oder ver­zerrt sein kann.


Weiterführende Literatur

  • Palen, L., & Salzman, M. (2002). "Beyond the notebook: Support for writing on the move." Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors in Computing Systems. Untersucht mobile Technologien zur Unterstützung von Tagebuchstudien.
  • Rieman, J. (1993). "The diary study: A workplace-oriented research tool to guide laboratory efforts." Interacting with Computers, 5(3), 322-343. Beschreibt den Nutzen und die Methodik von Tagebuchstudien in der Arbeitsplatzforschung.
  • Consolvo, S., & Walker, M. (2003). "Using the experience sampling method to evaluate ubicomp applications." IEEE Pervasive Computing, 2(2), 24-31. Diskutiert den Einsatz der Experience Sampling Method, die eng mit Diary Studies verwandt ist, zur Bewertung von Ubiquitous-Computing-Anwendungen.
  • Brandt, J., Weiss, N., & Hekler, E. B. (2007). "I diary: Design implications for experience-recording methods." Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors in Computing Systems. Erörtert Designimplikationen für Methoden zur Aufzeichnung von Benutzererfahrungen, einschließlich Tagebuchstudien.

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