Zum Inhalt springen
Logo User Experience Blog

User Experience Blog

UXC-R03: Con­tex­tu­al Inquiry

Con­tex­tu­al Inquiry ist eine Methode des Usa­bi­li­ty En­gi­nee­rings, die darauf abzielt, Be­nut­zer in ihrem na­tür­li­chen Ar­beits­um­feld zu be­ob­ach­ten und zu in­ter­view­en, um ein tiefes Ver­ständ­nis ihrer Ar­beits­ab­läu­fe, Her­aus­for­de­run­gen und Be­dürf­nis­se zu er­lan­gen. Diese Methode kom­bi­niert Ele­men­te von di­rek­ter Be­ob­ach­tung und struk­tu­rier­ten In­ter­views, um ein de­tail­lier­tes Bild von der Art und Weise zu er­hal­ten, wie Be­nut­zer mit einem Produkt in­ter­agie­ren, und ist be­son­ders wert­voll für die Ge­stal­tung in­tui­ti­ver und ef­fek­ti­ver Be­nut­zer­ober­flä­chen (Holtz­blatt & Jones, 1993).


Vor­be­rei­tung

Die Vor­be­rei­tung einer Con­tex­tu­al Inquiry er­for­dert eine klare De­fi­ni­ti­on der Ziele und der spe­zi­fi­schen Fragen, die die Un­ter­su­chung leiten sollen. Auswahl und Re­kru­tie­rung der Teil­neh­mer sind ent­schei­dend, da die Qua­li­tät der Er­geb­nis­se stark von der Re­prä­sen­ta­ti­vi­tät der be­ob­ach­te­ten Nutzer abhängt. Zudem muss eine Ein­ver­ständ­nis­er­klä­rung von den Teil­neh­mern ein­ge­holt werden, die ihre Be­reit­schaft zur Teil­nah­me und zur Auf­zeich­nung ihrer Ak­ti­vi­tä­ten be­stä­tigt. Es ist auch wichtig, das rich­ti­ge Equip­ment für die Auf­zeich­nung der Be­ob­ach­tun­gen be­reit­zu­stel­len, wie No­tiz­blö­cke, Au­dio­auf­nah­me­ge­rä­te oder Vi­deo­ka­me­ras (Beyer & Holtz­blatt, 1998).

Durch­füh­rung

Während der Durch­füh­rung folgt der Un­ter­su­cher dem Be­nut­zer bei seiner täg­li­chen Arbeit und macht sich de­tail­lier­te Notizen zu dessen In­ter­ak­tio­nen mit dem System und den dabei auf­tre­ten­den Pro­ble­men. Die Methode ist in­ter­ak­tiv, d.h., der For­scher kann Fragen stellen und Dis­kus­sio­nen führen, um ein tie­fe­res Ver­ständ­nis der Auf­ga­ben und Her­aus­for­de­run­gen des Be­nut­zers zu er­hal­ten. Es ist wichtig, eine Balance zu finden zwi­schen Be­ob­ach­tung und In­ter­ak­ti­on, um den na­tür­li­chen Ar­beits­fluss nicht zu stören (Holtz­blatt, 1995).

Aus­wer­tung

Nach der Da­ten­er­he­bung werden die In­for­ma­tio­nen sys­te­ma­tisch aus­ge­wer­tet, um Muster und häufige Pro­ble­me zu iden­ti­fi­zie­ren. Diese Analyse mündet in die Er­stel­lung eines de­tail­lier­ten Be­richts, der Emp­feh­lun­gen für die Pro­dukt­ent­wick­lung enthält. Die Er­geb­nis­se sollten in einem in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Team aus De­si­gnern, Ent­wick­lern und Pro­dukt­ma­na­gern dis­ku­tiert werden, um si­cher­zu­stel­len, dass die Lö­sun­gen sowohl tech­nisch rea­li­sier­bar als auch be­nut­zer­freund­lich sind (Goodman et al., 2012).

Vor- und Nach­tei­le

Die Methode er­mög­licht de­tail­lier­te Ein­bli­cke in die tat­säch­li­che Nutzung des Pro­dukts und fördert die Ent­wick­lung von Lö­sun­gen, die eng auf die Be­dürf­nis­se und Ar­beits­wei­sen der Be­nut­zer ab­ge­stimmt sind. Zu den Nach­tei­len gehört, dass sie zeit- und res­sour­cen­in­ten­siv sein kann. Zu­sätz­lich kann es zu mög­li­chen Ver­zer­run­gen durch die An­we­sen­heit des Be­ob­ach­ters kommen, bekannt als Hawt­hor­ne-Effekt.


Weiterführende Literatur

  • Holtzblatt, K., & Jones, S. (1993). "Contextual inquiry: A participatory technique for system design." In Participatory Design: Principles and Practices. Lawrence Erlbaum Associates. Führt die Methodik der Contextual Inquiry ein und diskutiert deren Anwendung im Systemdesign.
  • Beyer, H., & Holtzblatt, K. (1998). Contextual Design: Defining Customer-Centered Systems. Morgan Kaufmann. Bietet eine umfassende Darstellung der Contextual Design Methodik, einschließlich detaillierter Anleitungen zur Durchführung einer Contextual Inquiry.
  • Holtzblatt, K. (1995). "Contextual inquiry: Discovering work practice." In Proceedings of the Human Factors and Ergonomics Society Annual Meeting. Beschreibt den Einsatz von Contextual Inquiry zur Erforschung von Arbeitspraktiken.
  • Goodman, E., Kuniavsky, M., & Moed, A. (2012). Observing the User Experience: A Practitioner's Guide to User Research. Morgan Kaufmann. Bietet praktische Anleitungen zur Durchführung von Benutzerforschung, einschließlich Contextual Inquiry.

Anzahl Kommentare 0
Kommentare