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UXC-P03: Wizard of Oz

Die Wizard of Oz-Methode ist ein ex­pe­ri­men­tel­les Pro­to­ty­p­ing-Ver­fah­ren im UX-Design, bei dem Teil­neh­mer mit einem System in­ter­agie­ren, das sie für voll­stän­dig autonom halten, obwohl es tat­säch­lich teil­wei­se oder ganz durch einen Men­schen ge­steu­ert wird. Dieses Vor­ge­hen er­mög­licht es, Be­nut­zer­ver­hal­ten und Re­ak­tio­nen auf hy­po­the­ti­sche Funk­tio­nen zu un­ter­su­chen, ohne dass diese voll­stän­dig im­ple­men­tiert sind. Es ist be­son­ders nütz­lich bei der Ent­wick­lung neuer Tech­no­lo­gien oder wenn die Kosten und tech­ni­schen Her­aus­for­de­run­gen einer voll­stän­di­gen Im­ple­men­tie­rung zu hoch wären (Kelley, 1984).


Vor­be­rei­tung

Die Vor­be­rei­tung beginnt mit der De­fi­ni­ti­on der zu tes­ten­den Sze­na­ri­en und der zu sam­meln­den Daten. Der „Wizard“, also die Person, die das System steuert, muss gründ­lich ge­schult werden, um kon­sis­tent und un­auf­fäl­lig auf Be­nut­zer­ein­ga­ben zu re­agie­ren. Es ist auch not­wen­dig, die Be­nut­zer­ober­flä­che so zu ge­stal­ten, dass sie das end­gül­ti­ge Produkt mög­lichst genau wi­der­spie­gelt, ohne dabei die da­hin­ter­lie­gen­den ma­nu­el­len Pro­zes­se preis­zu­ge­ben (Dah­l­bäck et al., 1993).

Durch­füh­rung

Während der Durch­füh­rung in­ter­agie­ren die Teil­neh­mer mit dem System, wobei ihre Ak­tio­nen auf­ge­zeich­net und ana­ly­siert werden. Der Wizard ant­wor­tet auf die Ein­ga­ben der Nutzer so, als ob das System echt wäre. Die For­scher be­ob­ach­ten diese In­ter­ak­tio­nen, um zu sehen, wie in­tui­tiv das System ist und wie ef­fek­tiv es die Be­dürf­nis­se der Nutzer erfüllt (Gould et al., 1983).

Aus­wer­tung

Nach Ab­schluss der Tests werden die Daten aus­ge­wer­tet, um Ein­bli­cke in die Be­nut­zer­er­fah­rung zu ge­win­nen und fest­zu­stel­len, welche Aspekte des Designs ver­bes­se­rungs­be­dürf­tig sind. Diese Er­kennt­nis­se sind ent­schei­dend für die Wei­ter­ent­wick­lung des Pro­dukts, da sie eine fun­dier­te Grund­la­ge für Än­de­run­gen und Wei­ter­ent­wick­lun­gen bieten (Maulsby et al., 1993).

Vor- und Nach­tei­le

Die Wizard of Oz-Methode bietet den Vorteil, dass kom­ple­xe oder noch nicht rea­li­sier­ba­re Funk­tio­nen ge­tes­tet werden können, ohne dass um­fang­rei­che Res­sour­cen für die Ent­wick­lung be­nö­tigt werden. Al­ler­dings kann die Methode zeit­auf­wen­dig sein und er­for­dert eine sorg­fäl­ti­ge Planung und Durch­füh­rung, um glaub­wür­di­ge Er­geb­nis­se zu ge­währ­leis­ten. Zudem besteht die Gefahr, dass der Wizard die Test­ergeb­nis­se un­be­wusst be­ein­flusst (Bernard, 2002).


Weiterführende Literatur

  • Kelley, J. F. (1984). "An iterative design methodology for user-friendly natural language office information applications." ACM Transactions on Information Systems, 2(1), 26-41. Eine der ersten umfassenden Beschreibungen der Wizard of Oz-Methode.
  • Dahlbäck, N., Jönsson, A., & Ahrenberg, L. (1993). "Wizard of Oz studies – why and how." Knowledge-Based Systems, 6(4), 258-266. Diskutiert den Nutzen und die Durchführung von Wizard of Oz-Studien im Kontext von Benutzerschnittstellen.
  • Gould, J. D., Conti, J., & Hovanyecz, T. (1983). "Composing letters with a simulated listening typewriter." Communications of the ACM, 26(4), 295-308. Frühe Anwendung der Wizard of Oz-Methode zur Erforschung interaktiver Systeme.
  • Maulsby, D., Greenberg, S., & Mander, R. (1993). "Prototyping an intelligent agent through Wizard of Oz." Proceedings of the INTERACT '93 and CHI '93 Conference on Human Factors in Computing Systems. Untersucht, wie Wizard of Oz zur Entwicklung intelligenter Agenten eingesetzt werden kann.
  • Bernard, R. (2002). "The consultant's big book of organization development tools." McGraw-Hill Education. Bietet Werkzeuge und Techniken für Organisationsentwicklung, einschließlich der Anwendung von Wizard of Oz-Methoden in verschiedenen Kontexten.

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