Paper Prototyping ist eine kostengünstige und effektive Methode zur Überprüfung von Designkonzepten in frühen Entwicklungsstadien eines Produkts. Dabei werden Benutzeroberflächen physisch mit Papier und Stift erstellt, um Interaktionsabläufe darzustellen und mit Nutzern zu testen. Diese Methode ermöglicht es, schnell Feedback zu sammeln und Designänderungen vorzunehmen, bevor digitale Prototypen entwickelt werden (Snyder, 2003).
Vorbereitung
Die Vorbereitung für Paper Prototyping beginnt mit der Festlegung der Kernfunktionen, die getestet werden sollen. Designer erstellen daraufhin handgezeichnete Skizzen der Benutzeroberfläche, die häufig Elemente wie Menüs, Buttons und Layoutstrukturen umfassen. Zusätzlich werden Materialien wie Scheren, Klebstoff und Markierungen benötigt, um die Papierkomponenten flexibel anpassen zu können (Carroll, 2000).
Durchführung
Während der Durchführung arbeiten Entwickler und Designer eng mit Endnutzern zusammen. Nutzer führen Aufgaben aus, indem sie auf Teile des Papierprototyps zeigen oder sie verschieben, während ein 'Wizard' (oft ein Designer oder Entwickler) die Reaktionen des Systems simuliert. Diese Interaktionen werden aufgezeichnet, um das Nutzerverhalten und die Reaktionen zu analysieren (Snyder, 2003).
Auswertung
Nach den Testsammlungen werten die Designer die Daten aus, identifizieren Probleme und sammeln Verbesserungsvorschläge. Die Ergebnisse dieser Auswertung führen oft zu einem iterativen Prozess, in dem der Prototyp angepasst und erneut getestet wird, bis eine zufriedenstellende Lösung gefunden ist (Virzi et al., 1996).
Vor- und Nachteile
Ein großer Vorteil des Paper Prototyping ist die schnelle und kosteneffiziente Sammlung von Benutzerfeedback. Da keine spezielle Software erforderlich ist, können auch Nicht-Techniker aktiv am Designprozess teilnehmen. Ein Nachteil ist jedoch, dass die Papierprototypen die Interaktivität und das endgültige Aussehen eines digitalen Produkts nicht vollständig simulieren können. Dadurch könnten wichtige Aspekte der Benutzererfahrung übersehen werden (Landay & Myers, 2001).
Weiterführende Literatur
- Snyder, C. (2003). Paper Prototyping: The Fast and Easy Way to Design and Refine User Interfaces. Morgan Kaufmann. Dieses Buch bietet eine umfassende Anleitung zum Paper Prototyping, einschließlich seiner Methodik und praktischen Anwendung im UX Design.
- Carroll, J. M. (2000). Making Use: Scenario-Based Design of Human-Computer Interactions. MIT Press. Carroll diskutiert den Einsatz von Szenarien im Designprozess, einschließlich des Paper Prototyping, zur Verbesserung der Mensch-Computer-Interaktion.
- Virzi, R. A., Sokolov, J. L., & Karis, D. (1996). "Usability problem identification using both low- and high-fidelity prototypes." In Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors in Computing Systems. Eine Studie, die die Wirksamkeit von Usability-Tests mit Low- und High-Fidelity-Prototypen vergleicht, mit besonderem Fokus auf Paper Prototyping.
- Landay, J. A., & Myers, B. A. (2001). "Sketching interfaces: Toward more human interface design." IEEE Computer, 34(3), 56-64. Dieser Artikel untersucht die Rolle des Skizzierens und Prototyping in der frühen Phase des Designprozesses, speziell im Hinblick auf Paper Prototyping.