Hallway Testing, auch bekannt als „Guerrilla Testing“, ist eine informelle Methode des Usability Testing, die vor allem für schnelles und effektives Feedback während der frühen Phasen der Produktentwicklung verwendet wird. Diese Technik beinhaltet das zufällige Auswählen von Personen (oft "Leute aus dem Flur", daher der Name), die gebeten werden, bestimmte Aufgaben mit dem Produkt oder einer Anwendung durchzuführen, um Usability-Probleme zu identifizieren. Es handelt sich um eine niedrigschwellige, kosteneffiziente Art des Usability Testings, die ohne umfangreiche Vorbereitung oder spezifische Benutzerrekrutierung durchgeführt werden kann (Nielsen, 1993).
Vorbereitung
Obwohl Hallway Testing als informell gilt, erfordert es eine gewisse Vorbereitung, um effektiv zu sein. Zunächst sollten die Ziele des Tests klar definiert werden: Was genau soll getestet werden, und welche Aufgaben werden den Teilnehmern gestellt? Es ist ebenfalls wichtig, ein minimales Set von Materialien bereitzustellen, wie etwa Prototypen oder Zugänge zu bestimmten Interfaces. Die Auswahl der Testaufgaben sollte darauf abzielen, kritische Funktionen des Produkts zu evaluieren, die für das Endbenutzererlebnis entscheidend sind (Krug, 2000).
Durchführung
Die Durchführung eines Hallway Tests ist relativ unkompliziert. Testpersonen, die keine vorherige Erfahrung mit dem Produkt haben und aus unterschiedlichen Abteilungen stammen können, werden gebeten, spezifische Aufgaben zu erfüllen, während der Tester Beobachtungen macht und Notizen zu Problemen und Benutzerverhalten aufzeichnet. Es ist wichtig, die Interaktion der Benutzer nicht zu beeinflussen, um authentische Reaktionen zu erhalten. Feedback wird oft sofort nach Abschluss der Aufgaben gesammelt, um die frischen Eindrücke der Testpersonen zu erfassen (Nielsen, 1993).
Auswertung
Nach dem Test werden die gesammelten Daten analysiert, um Muster in den Benutzerinteraktionen und häufige Problembereiche zu identifizieren. Die Ergebnisse sollten in einem Bericht zusammengefasst werden, der klare Empfehlungen für das Design- und Entwicklerteam enthält, wie die identifizierten Usability-Probleme behoben werden können. Diese Ergebnisse können als Basis für weiterführende, formellere Tests dienen (Rubin & Chisnell, 2008).
Vor- und Nachteile
Hallway Testing ist besonders vorteilhaft, weil es schnell und mit geringen Kosten durchführbar ist und sofortiges Feedback liefert. Es ist besonders nützlich, um offensichtliche Probleme in einem Interface schnell zu identifizieren. Ein Nachteil ist jedoch, dass die Qualität des Feedbacks stark variieren kann, da die Tester nicht immer repräsentativ für die tatsächliche Zielgruppe des Produkts sind. Außerdem bietet es möglicherweise nicht die Tiefe und Breite der Erkenntnisse, die durch formalere Usability-Tests gewonnen werden können (Faulkner, 2003).
Weiterführende Literatur
- Nielsen, J. (1993). Usability Engineering. Academic Press. Dieses Buch ist ein klassischer Text, der die Grundlagen des Usability Engineerings behandelt, einschließlich informeller Testmethoden wie Hallway Testing.
- Krug, S. (2000). Don’t Make Me Think: A Common Sense Approach to Web Usability. New Riders Publishing. Krug diskutiert verschiedene Usability-Techniken für Webdesigner und betont die Bedeutung einfacher, schneller Tests zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit.
- Rubin, J., & Chisnell, D. (2008). Handbook of Usability Testing: How to Plan, Design, and Conduct Effective Tests. Wiley. Dieses Handbuch bietet eine umfassende Einführung in alle Phasen des Usability Testing, einschließlich der Organisation und Durchführung informeller Methoden wie dem Hallway Testing.
- Faulkner, L. (2003). "Beyond the five-user assumption: Benefits of increased sample sizes in usability testing." Behavior Research Methods, Instruments, & Computers, 35(3), 379-383. Faulkner kritisiert die Annahme, dass fünf Benutzer für Usability Tests ausreichen, und argumentiert für die Nutzung größerer Stichproben zur Erhöhung der Zuverlässigkeit der Ergebnisse.