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UXC-E05: Ey­e­track­ing

Ey­e­track­ing ist eine wis­sen­schaft­li­che Methode, die im Bereich des UX Designs an­ge­wen­det wird, um genau zu ver­ste­hen, wo und wie lange Nutzer auf be­stimm­te Ele­men­te einer Be­nut­zer­ober­flä­che schauen. Diese Technik ver­wen­det spe­zi­el­le Kameras oder Brillen, um die Be­we­gun­gen der Augen zu ver­fol­gen und zu ana­ly­sie­ren. Durch die Auf­zeich­nung der Blick­ver­läu­fe kann er­mit­telt werden, welche Be­rei­che einer Web­sei­te oder An­wen­dung die größte Auf­merk­sam­keit auf sich ziehen und ob die In­for­ma­ti­ons­ar­chi­tek­tur eines Pro­dukts die Be­nut­zer­füh­rung ef­fek­tiv un­ter­stützt. Die ge­won­ne­nen Daten liefern wert­vol­le Ein­bli­cke in das tat­säch­li­che Nut­zer­ver­hal­ten und können zur Op­ti­mie­rung der Be­nut­zer­freund­lich­keit ver­wen­det werden (Duchow­ski, 2007).


Vor­be­rei­tung

Die Vor­be­rei­tung einer Ey­e­track­ing-Studie er­for­dert präzise Planung. Zu­nächst muss de­fi­niert werden, welche spe­zi­fi­schen Aspekte des In­ter­faces un­ter­sucht werden sollen. Die Auswahl der Teil­neh­mer spielt eine ent­schei­den­de Rolle, da diese re­prä­sen­ta­tiv für die Ziel­grup­pe des Pro­dukts sein müssen. Zudem ist die Ka­li­brie­rung des Ey­e­track­ing-Systems vor jedem Test­lauf es­sen­ti­ell, um genaue Daten zu ge­währ­leis­ten. Oft werden auch vor­be­rei­ten­de Sze­na­ri­en ent­wi­ckelt, die die Be­nut­zer während des Tests durch­lau­fen sollen, um ge­ziel­te In­for­ma­tio­nen über be­stimm­te Be­rei­che zu er­hal­ten (Gold­berg & Kotval, 1999).

Durch­füh­rung

Bei der Durch­füh­rung der Studie werden die Au­gen­be­we­gun­gen der Teil­neh­mer auf­ge­zeich­net, während sie spe­zi­fi­sche Auf­ga­ben er­fül­len oder frei durch die Be­nut­zer­ober­flä­che na­vi­gie­ren. Moderne Ey­e­track­ing-Systeme sind dabei oft so un­auf­fäl­lig, dass die Nutzer kaum eine Be­ein­träch­ti­gung ihrer na­tür­li­chen Seh­ge­wohn­hei­ten er­fah­ren. Die Da­ten­ak­qui­se sollte in einer kon­trol­lier­ten Um­ge­bung er­fol­gen, um externe Stör­va­ria­blen zu mi­ni­mie­ren und die Kon­sis­tenz der Er­geb­nis­se zu sichern (Poole & Ball, 2005).

Aus­wer­tung

Die Aus­wer­tung der ge­sam­mel­ten Daten erfolgt durch spe­zia­li­sier­te Soft­ware, die He­at­maps, Ga­ze­plots und andere vi­su­el­le Dar­stel­lun­gen erzeugt. Diese Tools helfen, Muster in den Blick­ver­läu­fen zu er­ken­nen und kri­ti­sche Be­rei­che zu iden­ti­fi­zie­ren, in denen Be­nut­zer mög­li­cher­wei­se Pro­ble­me haben. Die Er­geb­nis­se dieser Analyse sind ent­schei­dend für das Ver­ständ­nis der Be­nut­zer­inter­ak­ti­on und dienen als Basis für die weitere Op­ti­mie­rung des Designs (Jacob & Karn, 2003).

Vor- und Nach­tei­le

Ey­e­track­ing bietet tief­grei­fen­de Ein­bli­cke in die vi­su­el­le Auf­merk­sam­keit und das Blick­ver­hal­ten der Nutzer, was be­son­ders in der Fein­ab­stim­mung von Layouts, der Plat­zie­rung von Schlüs­sel­ele­men­ten und der Op­ti­mie­rung von In­for­ma­ti­ons­ar­chi­tek­tu­ren nütz­lich ist. Ein Nach­teil dieser Methode ist jedoch, dass sie relativ teuer in der An­schaf­fung und Durch­füh­rung ist. Zudem er­for­dert sie spe­zi­el­le tech­ni­sche Kennt­nis­se zur kor­rek­ten Aus­füh­rung und In­ter­pre­ta­ti­on der Daten (Nielsen & Pernice, 2010).


Weiterführende Literatur

  • Duchowski, A. T. (2007). Eye Tracking Methodology: Theory and Practice. Springer London. Dieses Buch bietet eine umfassende Einführung in die Theorie und Praxis des Eyetrackings, inklusive Details zu Techniken und Anwendungsgebieten.
  • Goldberg, J. H., & Kotval, X. P. (1999). "Computer interface evaluation using eye movements: Methods and constructs." International Journal of Industrial Ergonomics. Eine grundlegende Studie, die Methoden und Konzepte für die Bewertung von Benutzerschnittstellen mittels Eyetracking diskutiert.
  • Poole, A., & Ball, L. J. (2005). "Eye tracking in HCI and usability research." In Encyclopedia of Human Computer Interaction. Ein Überblicksartikel, der die Anwendung von Eyetracking in der HCI und Usability-Forschung beleuchtet und verschiedene Forschungsdesigns vorstellt.
  • Jacob, R. J. K., & Karn, K. S. (2003). "Eye tracking in human-computer interaction and usability research: Ready to deliver the promises." In Hyönä, J., Radach, R., & Deubel, H. (Eds.), The mind's eye: Cognitive and applied aspects of eye movement research. Diskutiert die Rolle von Eyetracking in der HCI und Usability-Forschung und dessen Potenzial zur Erfüllung seiner Versprechen.
  • Nielsen, J., & Pernice, K. (2010). Eyetracking Web Usability. New Riders. Dieses Buch zeigt, wie Eyetracking speziell zur Bewertung und Verbesserung der Usability von Webseiten eingesetzt werden kann, mit vielen praktischen Beispielen und Tipps.

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