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UXC-E02: Co­gni­ti­ve Walk­th­rough

Der Co­gni­ti­ve Walk­th­rough ist eine ana­ly­ti­sche Methode im Bereich des Usa­bi­li­ty En­gi­nee­rings, die darauf abzielt, die Be­nut­zer­freund­lich­keit eines Pro­dukts zu be­wer­ten, indem man sich auf die ko­gni­ti­ven Pro­zes­se eines Be­nut­zers kon­zen­triert. Ur­sprüng­lich ent­wi­ckelt, um Soft­ware-An­wen­dun­gen zu be­wer­ten, wird diese Methode genutzt, um vor­her­zu­sa­gen, wie neue Be­nut­zer mit einem System in­ter­agie­ren könnten, ohne vor­he­ri­ge Schu­lung (Polson et al., 1992). Sie basiert auf einer de­tail­lier­ten Schritt-für-Schritt-Analyse der Auf­ga­ben, die Be­nut­zer aus­füh­ren müssen, um be­stimm­te Ziele zu er­rei­chen, und be­wer­tet, wie gut das In­ter­face diese Auf­ga­ben un­ter­stützt.


Vor­be­rei­tung

Die Vor­be­rei­tung eines Co­gni­ti­ve Walk­th­roughs beginnt mit der prä­zi­sen De­fi­ni­ti­on der zu ana­ly­sie­ren­den Auf­ga­ben und der Iden­ti­fi­zie­rung der Be­nut­z­er­zie­le (Wharton et al., 1994). Es ist wichtig, re­prä­sen­ta­ti­ve Auf­ga­ben zu wählen, die ty­pi­sche Nut­zungs­sze­na­ri­en ab­bil­den. Ex­per­ten, die an der Durch­füh­rung be­tei­ligt sind, sollten ein gutes Ver­ständ­nis der theo­re­ti­schen Grund­la­gen von Be­nut­zer­inter­ak­tio­nen und ko­gni­ti­ven Pro­zes­sen haben. Darüber hinaus ist es es­sen­zi­ell, das er­for­der­li­che Ma­te­ri­al und Do­ku­men­ta­tio­nen über das In­ter­face be­reit­zu­stel­len, um eine um­fas­sen­de Be­wer­tung zu ge­währ­leis­ten.

Durch­füh­rung

Die Durch­füh­rung der Methode umfasst eine sys­te­ma­ti­sche Analyse jeder Aufgabe. Die Ex­per­ten gehen dabei jede Aktion Schritt für Schritt durch und ver­su­chen, die Ge­dan­ken­gän­ge eines ty­pi­schen neuen Be­nut­zers nach­zu­voll­zie­hen. Bei jedem Schritt wird gefragt, ob die Be­nut­zer ver­ste­hen werden, was zu tun ist, ob sie be­mer­ken werden, dass die kor­rek­te Aktion ver­füg­bar ist, ob sie diese als die rich­ti­ge Aktion zur Er­rei­chung ihrer Ziele er­ken­nen und ob sie mit der Rück­mel­dung des Systems zu­frie­den sein werden (Polson et al., 1992).

Aus­wer­tung

Nach der Durch­füh­rung des Walk­th­roughs werden die Er­geb­nis­se zu­sam­men­ge­stellt und aus­ge­wer­tet. Ty­pi­sche Er­geb­nis­se be­inhal­ten eine Liste von Usa­bi­li­ty-Pro­ble­men, die während des Durch­laufs iden­ti­fi­ziert wurden, sowie Vor­schlä­ge zur Ver­bes­se­rung der Be­nut­zer­füh­rung und In­ter­ak­ti­on. Die Aus­wer­tung sollte auch eine Ein­schät­zung der in­tui­ti­ven Be­dien­bar­keit des Systems bieten und auf­zei­gen, wo Be­nut­zer mög­li­cher­wei­se Schwie­rig­kei­ten haben werden.

Vor- und Nach­tei­le

Ein großer Vorteil des Co­gni­ti­ve Walk­th­roughs ist seine Fä­hig­keit, früh­zei­tig im De­sign­pro­zess Pro­ble­me zu iden­ti­fi­zie­ren, die neue Be­nut­zer bei der ersten Nutzung eines Systems haben könnten. Ein Nach­teil ist jedoch, dass die Methode zeit­auf­wen­dig sein kann und stark von der Er­fah­rung und dem Wissen der durch­füh­ren­den Ex­per­ten abhängt. Zudem werden emo­tio­na­le Re­ak­tio­nen der Be­nut­zer und Lern­kur­ven­ef­fek­te oft nicht hin­rei­chend be­rück­sich­tigt (Spencer, 2000).


Weiterführende Literatur

  • Polson, P. G., Lewis, C., Rieman, J., & Wharton, C. (1992). "Cognitive Walkthroughs: A Method for Theory-Based Evaluation of User Interfaces." International Journal of Man-Machine Studies. Einführung der Cognitive Walkthrough Methode, die darauf abzielt, die Benutzerfreundlichkeit von Software durch Simulation der Benutzerkognition zu evaluieren.
  • Wharton, C., Rieman, J., Lewis, C., & Polson, P. (1994). "The Cognitive Walkthrough Method: A Practitioner's Guide." In Nielsen, J., and Mack, R.L. (Eds.), Usability Inspection Methods. Praktischer Leitfaden zur Durchführung eines Cognitive Walkthroughs, einschließlich Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Beispielen.
  • Spencer, R. (2000). "The Streamlined Cognitive Walkthrough Method, Working Around Social Constraints Encountered in a Software Development Company." Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors in Computing Systems. Diskussion über eine vereinfachte Version des Cognitive Walkthrough, die in realen Softwareentwicklungsumgebungen angewendet wird.

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