Um Innovation anzukurbeln, können wir eine Kreativitätsmethode anwenden. Hier stellen wir dir vier Methoden vor, damit du und dein Team die besten Ideen finden und umsetzen können.
6 Denkhüte
Diese Kreativitätsmethode wurde von Edward de Bono erfunden. Die sechs Denkhüte stehen stellvertretend für sechs verschiedene Rollen die nach den Farben Weiss, Rot, Schwarz, Gelb, Grün und Blau sortiert sind. Die Gruppenteilnehmer und -teilnehmerinnen schlüpfen durch das Aufsetzen der verschiedenen Hüte abwechselnd in die verschiedenen Rollen. Dabei wird die Ausgangsfrage oder das Problem aus den jeweiligen Perspektiven beleuchtet. Da die Teilnehmenden unterschiedliche Rollen wahrnehmen, und die Perspektive der jeweiligen Rolle einnehmen müssen, können kontroverse Gedanken gefördert und damit einseitige Betrachtung vermieden werden.
Konkrete Anwendung:
Diese Kreativitätsmethode wird auf eine spezifische Fragestellung oder Problemstellung angewandt. Für die sechs Denkhüte braucht es sechs Teilnehmende sowie einen Moderator oder eine Moderatorin, welcher die Diskussion leitet und die Zeit im Blick behält. Die Hüte werden verteilt. Alle nehmen sich ca. 3-5 Minuten Zeit und notieren unter Berücksichtigung des entsprechenden Denkhuts Ideen oder Lösungsvorschläge auf Post-it-Zetteln. Danach diskutiert die Gruppe die soeben entstandenen Inputs im Plenum. Nach der Diskussion werden die Rollen neu verteilt. Dies wird solange wiederholt, bis jedes Gruppenmitglied jede Rolle einmal eingenommen hat.
Bedeutung der Hüte:
- Weiss: Neutrales, analytisches Denken. Es werden nur Fakten, Zahlen und Daten zugelassen und subjektive Meinung unterbunden.
- Rot: Subjektives, emotionales Denken. Hier stehen die persönliche Meinung und das Betrachten positiver wie negativer Gefühle im Vordergrund.
- Schwarz: Pessimistischer Kritiker. Der Kritiker konzentriert sich auf objektive Argumente, die negative Aspekte, wie z.B. Risiken, hervorheben.
- Gelb: Gegenspieler zum Kritiker. Realistischer Optimismus, positive Argumente und Vorteile werden gesammelt.
- Grün: Steht für Innovation, Neuheit und Assoziation. Neue Ideen und kreative Vorschläge werden entwickelt.
- Blau: Ordnung, Durch- und Überblick. Die Aufgabe dieses Hutes ist es, Ideen und Gedanken zu strukturieren.
Material:
- Symbolische Hüte in sechs Farben
- Stoppuhr
- Post-Its
- Stifte
6-3-5 Methode
Diese Kreativitätsmethode eignet sich zur Ideenfindung auf Basis konkreter Fragestellungen. Die Gruppe für diese Methode besteht aus sechs Teilnehmenden. Am Anfang erhält jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin ein Blatt Papier, auf das ein Formular mit drei Spalten und sechs Zeilen gezeichnet ist. Während fünf Minuten schreibt jede Person drei verschiedene Ideen oder Lösungsvorschläge auf. Die Blätter rotieren nun im Uhrzeigersinn innerhalb der Gruppe. Die jeweils drei neuen Ideen werden wiederum in die nächste freie Zeile eingetragen. Die Rotation dient dazu, die Ideen des Vorgängers oder der Vorgängerin weiterzuentwickeln oder zu ergänzen. Die Weitergabe wird solange wiederholt, bis jedes Arbeitsblatt ausgefüllt ist.
Bei dieser Kreativitätsmethode sollen möglichst viele Ideen gesammelt werden. Kommentare und Kritik sind während der Ideenproduktion nicht erlaubt, die Gedanken sollen frei von Zwängen und Ängsten fliessen.
Material:
- Blatt Papier mit Tabelle für alle Gruppenmitglieder
- Schreibmaterial
- Stoppuhr
Brainwriting & Brainstorming
Dieses sind sehr verbreitete Techniken. Sie wurden 1953 von Alex Osborn entwickelt. Es handelt sich um eine Form gemeinsamen Nachdenkens und kollektiver Ideenfindung zu einem vorgegebenen Problem und unter der Leitung einer Moderation. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Der Erfolg dieser Technik setzt voraus, dass alle Gruppenmitglieder frei und ungehemmt ihre Gedanken äussern können, ohne das Gefühl zu haben, sich zu blamieren. Wichtig sind folgende Grundsätze: Keine Kritik oder Beurteilung von Gedanken anderer; Quantität vor Qualität (möglichst viele Ideen); Entwicklung möglichst vieler ungewöhnlicher Ideen.
Konkrete Anwendung Brainwriting:
Brainwriting ist dem Brainstorming sehr ähnlich. Der wesentliche Unterschied ist, dass beim Brainwriting Gedanken und Vorschläge nicht mündlich sondern in einem ersten Schritt schriftlich geäussert werden. Die Gedanken und Vorschläge notiert jeder Teilnehmende zunächst auf einem Stück Papier. So kann ohne Beeinflussung durch andere Teilnehmende über das Thema nachgedacht werden.
Zu Beginn wird eine Fragestellung definiert und eine Moderation, welche die Diskussion leitet und die Zeit stoppt, ernannt. Die Gruppengrösse ist beliebig. Jede Person nimmt sich einen Stift und Post-Its zur Hand, ab diesem Moment wird die vorher definierte Zeit gemessen. Ziel ist es, so viele Ideen wie möglich auf den Post-Its zu notieren. Dabei ist es wichtig, dass noch keine Diskussion entsteht. Erst nach der abgelaufenen Zeit stellen die Teilnehmenden ihre Ideen vor. Diese werden auf einem Flipchart gesammelt und geclustert.
Konkrete Anwendung Brainstorming:
Zu Beginn wird eine Fragestellung definiert und eine Moderation, welche die Diskussion leitet und die Zeit stoppt, ernannt. Die Gruppengrösse kann variieren und es können beliebig viele Runden durchgeführt werden. Einrufe aus der Gruppe werden direkt auf einem Flipchart festgehalten. Bei dieser Kreativitätstechnik kann es vorkommen, dass frühe oder laute Wortmeldungen ein zu stark gewichtet werden.
Material:
- Schreibmaterial
- Post-Its
- Flipchart
- Uhr
Das Antiproblem
Das Problem auf den Kopf stellen. Diese Methode hilft, wenn das Team bei der Ideenfindung ins Stocken gerät. Dabei wird die Fragestellung umgedreht. Beispielsweise “Wie können wir unsere Kunden noch zufriedener machen?” wird in “Wie können wir unsere Kunden enttäuschen?” verdreht.
Es gibt Platz für Diskussionsrunden, in denen mögliche Lösungen gesammelt und zusammengetragen werden. Die gewonnen Erkenntnisse werden als Antilösungen festgehalten. Diese Antilösungen werden im Anschluss wiederum umgedreht und auf das ursprüngliche Problem angewandt.
Das Umkehren von Fragen führt zu neuen Denkansätzen. Ziel ist es auf spielerische Art und Weise ein Problem aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Die Methode ist auch unter dem Namen „Kopfstand-Technik“ bekannt.
Material:
- Papier (Flipchart)
- Post-Its
- Schreibmaterial
Osborn-Checkliste
Alex Osborn ist Namensgeber und Entwickler dieser Kreativitätsmethode. Die Osborn-Checkliste ist eine Kreativitätstechnik, die sich durch Fragen, welche einem spezifischen Schema folgen, besonders für die Verbesserung oder Weiterentwicklung von Produkten und Prozessen eignet. Es wird darauf abgezielt, etablierten Ideen, Produkten oder Prozessen weiteres Innovationspotential abzugewinnen.
Konkrete Anwendung
Die Ausgangslage ist der Wunsch, einen Prozess, ein Produkt oder einen Service zu verbessern. Es soll eine Optimierung erreicht werden, indem neue Sichtweisen auf eine bestehende Sache eingenommen werden. Die Osborn-Checkliste kann in einem beliebig grossen Team Schritt für Schritt durchgespielt werden. Die Ideen werden dabei in einzelnen Punkten festgehalten.
Folgende Sichtweisen sind in der Checkliste enthalten:
Anders verwenden!
Wie könnte x (wo)anders eingesetzt werden?
Anpassen!
Was ähnelt x? Was könnte übernommen werden?
Ändern!
Welche Aspekte/Merkmale von x können verändert werden?
Vergrössern!
Können Sie x vergrößern/verstärken/erhöhen/verlängern/...?
Verkleinern!
Können Sie x verkleinern/abschwächen/verkürzen/verfeinern/...?
Ersetzen!
Was können Sie an x ersetzen/austauschen?
Umstellen!
Können Sie Teile von x tauschen, die Reihenfolge ändern oder Ursache-Wirkung umdrehen?
Umkehren!
Können Sie das Gegenteil von x machen? Wie sieht das Spiegelbild von x aus?
Kombinieren!
Können Sie x mit anderen Ideen verbinden? Kann x Teil von etwas Grösserem sein? Können Sie x in kleinere Teile aufspalten?
Transformieren!
Können Sie x zusammenballen/ausdehnen/komprimieren/verflüssigen/...?
Material:
- Papier (Flipchart)
- Post-Its
- Schreibmaterial