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Mo­du­la­ri­tät in Produkt-Service-Sys­te­men: Ein Schlüs­sel zur er­folg­rei­chen Di­ver­si­fi­zie­rung in neue Märkte

In der heutigen, sich schnell wandelnden Geschäftswelt suchen Unternehmen zunehmend nach Möglichkeiten, ihr Angebot zu diversifizieren und neue Märkte zu erschliessen. Ein vielversprechender Ansatz ist die Entwicklung von Produkt-Service-Systemen (PSS), die Produkte und Dienstleistungen integrieren, um Mehrwert für Kunden zu schaffen und Einnahmequellen zu generieren. Ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Implementierung von PSS ist die Modularität – ein Designprinzip, das Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Skalierbarkeit ermöglicht.

Modularität: Ein Überblick

Modularität bezieht sich auf die Zerlegung eines komplexen Systems in kleinere, austauschbare Komponenten oder Module (Baldwin & Clark, 2000). Jedes Modul erfüllt eine spezifische Funktion und kann mit anderen Modulen kombiniert werden, um verschiedene Konfigurationen zu erstellen. Diese Module arbeiten als kohärentes System zusammen, können jedoch getrennt oder neu kombiniert werden, ohne die Gesamtfunktionalität zu beeinträchtigen.
Im Kontext von PSS kann Modularität sowohl auf Produkte als auch auf Dienstleistungen angewendet werden, sodass Unternehmen ihre Angebote an unterschiedliche Kundenbedürfnisse anpassen und neue Märkte erschliessen können. Modularität in PSS ist besonders wertvoll, da sie die nahtlose Integration von Produkten und Dienstleistungen unterstützt und sicherstellt, dass das System an sich verändernde Kundenanforderungen und technologische Entwicklungen anpassbar bleibt (Mont, 2002).

Modularität und Diversifizierung von PSS

Aktuelle wissenschaftliche Forschung betont die Bedeutung von Modularität für die Diversifizierung von PSS. Laut Rajala et al. (2019) kann Modularität Unternehmen dabei helfen, Herausforderungen wie hohe Anfangsinvestitionen, komplexe Wertschöpfungsketten und den Bedarf an bereichsübergreifender Zusammenarbeit zu bewältigen. Durch die Anwendung eines modularen Ansatzes können Unternehmen:

  1. Angebote anpassen: Modulare PSS ermöglichen es Unternehmen, massgeschneiderte Lösungen für verschiedene Kundensegmente und Märkte zu entwickeln (Fargnoli et al., 2019). Beispielsweise kann ein modulares Sicherheitssiegel-System an unterschiedliche Branchen wie Luftfahrt, Logistik oder Luxusgüter angepasst werden, indem geeignete Module kombiniert werden.
  2. Betrieb skalieren: Modularität ermöglicht es Unternehmen, ihre PSS-Angebote effizienter zu skalieren. Durch die Standardisierung von Modulen und Schnittstellen können Unternehmen die Komplexität ihrer Abläufe reduzieren und ihre Lieferketten optimieren (Ulrich, 1995; Baines et al., 2020).
  3. Innovation fördern: Modulare PSS fördern Innovation, indem sie Unternehmen ermöglichen, mit verschiedenen Modulkombinationen und -konfigurationen zu experimentieren (Ceschin & Gaziulusoy, 2020).
  4. Nachhaltigkeit stärken: Modulare PSS können zur Nachhaltigkeit beitragen, indem sie Ressourceneffizienz, Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und die Verlängerung der Produktlebensdauer fördern (Machado & Morioka, 2021).

Implementierung von Modularität in PSS für die Marktdiversifizierung

Um Modularität in PSS erfolgreich umzusetzen, sollten Unternehmen folgende bewährte Praktiken berücksichtigen:

  1. Klare Modulgrenzen definieren: Gut definierte Schnittstellen zwischen Modulen gewährleisten Kompatibilität und einfache Integration (Baldwin & Clark, 2000).
  2. Modularität frühzeitig einplanen: Je früher Modularität in das Design eines PSS integriert wird, desto effektiver können Unternehmen ihre Abläufe skalieren und sich an unterschiedliche Marktbedürfnisse anpassen.
  3. Anpassungsfähigkeit einplanen: Module sollten leicht aktualisiert, ersetzt oder umkonfiguriert werden können, um sich an veränderte Kundenbedürfnisse und Marktbedingungen anzupassen (Baines et al., 2020).
  4. Leistung überwachen und bewerten: Unternehmen sollten regelmäßig die Leistung von Modulen und PSS-Angeboten bewerten, um Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren und Ressourcen optimal zu nutzen (Ceschin & Gaziulusoy, 2020).
  5. Strategische Ausrichtung: PSS- und Modularitätsinitiativen müssen mit den organisatorischen Zielen abgestimmt werden, um strategische Fehlanpassungen zu vermeiden (Mont, 2004).

Fazit

Modularität spielt eine zentrale Rolle bei der Diversifizierung von PSS in neue Märkte. Durch die Einführung eines modularen Ansatzes können Unternehmen kundenspezifische, skalierbare und innovative Angebote schaffen, die unterschiedliche Kundenbedürfnisse erfüllen und zur Nachhaltigkeit in neuen Märkten beitragen. Um erfolgreich zu sein, sollten Unternehmen Modularität von Anfang an in das PSS-Design integrieren, bewährte Praktiken umsetzen und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung fördern, um sich an sich wandelnde Marktdynamiken und Kundenanforderungen anzupassen.


Eleanor Jehan ist Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin an der Fachhochschule Graubünden. In ihrer Forschung und Lehre beschäftigt sie sich mit Fragen der Supply Chain Management, Geschäftsmodelle, Innovation und Nachhaltigkeit.


Referenzen

Baldwin, C. Y., & Clark, K. B. (2000). Design Rules: The Power of Modularity. MIT Press.

Baines, T., Ziaee Bigdeli, A., Sousa, R. and Schroeder, A. (2020) Framing the servitization transformation process: A model to understand and facilitate the servitization journey, International Journal of Production Economics, vol. 221

Ceschin, F., & Gaziulusoy, İ. (2020). Design for Sustainability: A Multi-level Framework from Products to Socio-technical Systems. Routledge.

Fargnoli, M., Haber, N., & Sakao, T. (2019). PSS modularisation: a customer-driven integrated approach. International Journal of Production Research57(13), 4061-4077.

Machado, N., & Morioka, S. N. (2021). Contributions of modularity to the circular economy: A systematic review of literature. Journal of Building Engineering44, 103322.

Mont, O. (2002). Clarifying the concept of product–service system. Journal of Cleaner Production, 10(3), 237-245.

Rajala, R., Brax, S. A., Virtanen, A., & Salonen, A. (2019). The next phase in servitization: transforming integrated solutions into modular solutions. International Journal of Operations & Production Management39(5), 630-657.

Ulrich, K. T. (1995). The role of product architecture in the manufacturing firm. Research Policy, 24(3), 419-440.

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