73 MMP-Studierende. Eine Stadt. Unzählige Blickwinkel auf ein einziges Wort: Liebe.
In Berlin entstanden bewegende Reportagen über Beziehungen, Sehnsucht, Diversität – und das, was uns verbindet. David Widmer vom Team What is love? erzählt, wie sein Team und er die Aufgabe angegangen sind – und was es braucht, um im Chaos Berlins eine Reportage mit Herz zu realisieren.
Berlin – eine Stadt, die brummt, pulsiert, lebt. Genau hier sollten wir im Modul Audiovisuelles Erzählen unseren eigenen dokumentarischen Film drehen. Das Thema: Liebe.
Ob zu Menschen, Dingen, Ideen oder zu sich selbst – wie wir dieses riesige Feld angehen wollten, lag ganz bei uns.
Klar war nur eins: Es musste dokumentarisch erzählt sein. Ob als Interview, beobachtend oder poetisch – alles war erlaubt. Der Anspruch? Authentisch, relevant, berührend. Eine Reportage – aber wie genau sie aussehen sollte, das war komplett uns überlassen.
In unserer ursprünglichen Idee ging es um Dragqueens. Im Zentrum sollte die Liebe zur Performance und zur Bühne stehen. Das Thema ist aktuell und Berlin dafür der perfekte Schauplatz. Erste Kontakte wurden geknüpft, die Location eines Drag Contests gab uns die Filmerlaubnis - soweit lief alles gut. Doch die Kommunikation wurde immer schwieriger, bis schliesslich der angekündigte Contest plötzlich "abgesagt" wurde. Auf der Webseite wurde er aber immer noch angekündigt? Aus der Ferne die Situation abzuschätzen oder gar zu planen, war gar nicht so einfach.
Das war schon ein Reality-Check. Berlin ist keine Studioumgebung. Hier läuft nichts nach Plan – und genau das war rückblickend unsere grösste Chance.
David Widmer / MMP Jahrgang 2023
Statt den Kopf in den Sand zu stecken, haben wir unser Konzept überarbeitet – oder besser gesagt: geöffnet.
Wir verabschiedeten uns von der Idee, eine eindeutige Antwort zu finden, und machten uns stattdessen auf die Suche nach der Frage: Was ist Liebe eigentlich?
Um dem Reportagestil treu zu bleiben, stellten wir Simone als Reporterin ins Zentrum und folgten mit ihr den unterschiedlichsten Facetten der Liebe – so, wie sie sich im echten Leben zeigen.
Mit diesem neuen Ansatz kam endlich Schwung in unser Projekt. Eine besonders schöne Überraschung: Kurz vor dem Start der Berlin-Woche meldete sich doch noch eine der Dragqueens bei uns zurück.
Wir drehten spontan eine Sequenz mit ihr – sie wurde zu einer von mehreren Perspektiven in unserem Film.
So fand die Szene trotzdem ihren Platz, eingebettet in ein grösseres Narrativ. Entstanden ist eine Reportage mit vielen Blickwinkeln, die zeigt, wie unterschiedlich und vielschichtig das Wort Liebe verstanden werden kann.
Der Schlüssel: Flexibilität und ein gutes Team
Rückblickend war das Projekt eine intensive Mischung aus Herausforderung, Kreativität und echtem Teamwork. Wir hatten den Vorteil, bereits im vorigen Semester zusammen gearbeitet zu haben, und wussten bereits, wo unsere jeweiligen Stärken liegen. Es hat zwischen uns einfach menschlich gepasst. Zwischen Drehstress, unvorhersehbaren Planänderungen und Berliner Grossstadttrubel war das wirklich Gold wert. Dieser Teamspirit hat uns durchgetragen und war vielleicht sogar der unsichtbare Kitt, der unser Projekt zusammengehalten hat.
Die grösste Stärke unseres Films war am Ende genau das, was uns anfangs verunsichert hat: seine Offenheit und Flexibilität.
Dass wir unser ursprüngliches Konzept loslassen mussten, fühlte sich zuerst wie ein Rückschlag an – aber gerade dadurch konnten wir spontan reagieren und neue Perspektiven aufnehmen.
Unser offenes Format wurde so zur Einladung für Begegnungen, zur Bühne für echte Geschichten – und zu einem filmischen Stadtspaziergang durch die vielen Gesichter der Liebe.
Natürlich lief nicht alles rund. Die Koordination mit externen Partnern aus der Distanz kann sich als zäh erweisen. In einer Stadt wie Berlin zu filmen bedeutet längere Wege, neues Zurechtfinden und eine sorgfältige Terminabsprache. Tatsächlich hatten wir einen Vorteil, da der Grosssteil der Gruppe am selben Ort wohnte – das machte die Organisation deutlich einfacher. Trotzdem stiessen wir immer wieder auf kleinere Komplikationen, die es zu lösen galt.
Am Ende waren es genau diese Schwierigkeiten, an denen wir gewachsen sind. Wir haben gelernt, nicht an Ideen festzuhalten, die sich nicht realisieren lassen. Stattdessen haben wir uns immer wieder neu orientiert, kreativ umgedacht – und genau das hat unserem Film Tiefe gegeben. Es war kein klinisch durchgeplanter Dreh, sondern ein lebendiger, manchmal chaotischer, aber ehrlicher Prozess.
Fazit?
Die Berlinwoche fordert auf eine neue Art und Weise heraus, gibt aber gleichzeitig auch Raum für echte Entwicklung. Aber: Es wird kein Spaziergang. Du brauchst ein gutes Team, von welchem du die Stärken und Schwächen kennst, viel Anpassungsfähigkeit, weil es wird auf jeden Fall anders als geplant kommen und zuletzt eine gewisse Selbsteinschätzung, wie du selbst am besten arbeiten kannst/sollst. Hast du das, kannst du in Berlin ein Projekt umsetzen, das wirklich deins ist - und im besten Fall sogar in Berlin ausgestrahlt wird.
MMP Berlinwoche 2025
Im Rahmen des Moduls Audiovisuelles Erzählen unternahmen 2024 insgesamt 73 Studierende der FH Graubünden eine filmische Exkursion nach Berlin. Thema: „Liebe“ – interpretiert auf vielfältigste Weise. "Mein Ansatz war, mehr Wärme in den Alltag zu bringen, den Fokus auf positives zu lenken", erklärt Modulleiterin Merle Jothes. "Auch vor dem Hintergrund der Kriege in der Welt".
Besonderer Höhepunkt für die Studierenden stellte die Exkursion mit einem Besuch an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF dar– ein Einblick in die professionelle Filmausbildung auf internationalem Niveau. Mehr dazu im Blogbeitrag hier.
Nach intensiver Arbeitsphase erhielten einige Gruppen die Möglichkeit, ihre Filme beim Sender Alex Berlin zu veröffentlichen. Möglich machte das die Kooperation, initiiert von Merle Jothes, Modulleiterin AVE, mit dem lokalen Sender.
Möchtest du eine der Ersten sein, welche die Reportagen vom der Berlinwoche sehen kann?
An folgenden Tagen werden die Reportagen der MMP Studierenden auf ALEX Berlin TV sowie im Livestream auf alex-berlin.de ausgestrahlt:
- 18. Mai 2025 um 23:00 Uhr
- 26. Mai 2025 um 23:00 Uhr
- 25. Mai 2025 um 19:00 Uhr
- 26. Mai 2025 um 23:00 Uhr
Unser Team
Wir sind kein Team, das mit festen Titeln arbeitet – jeder hat überall mit angepackt. Aber wenn man unsere Aufgaben beschreiben müsste:
- Carina Bihlmayer - Regie, Kamera und Schnitt
- Simone Etter - Moderation
- Claudio Riz - Ton
- Nadja Siegrist - Kamera
- David Widmer - Regieassistenz, Organisatorisches
Manchmal sucht man in solchen Studiprojekten nach Titeln - naja, vor allem wenn jemand fragt. Aber wenn ich ehrlich bin, das ist so ein Projekt, wo man immer drei, vier Jobs macht. Das ist ja auch das Interessante daran.
David Widmer / MMP Jahrgang 2023
Autorenschaft: David Widmer / MMP Jahrgang 2023 und Anouk Rudin / MMP Projektmitarbeiterin
Modulleiter/in: Prof. Merle Jothe / Modulleiterin Audiovisuelles Erzählen
Modul: Dieses Grundastmodul Audiovisuelles Erzählen III im dritten Semester vertieft die Kompetenzen in audiovisueller Narration und ermöglicht den Studierenden, praxisnah eigene Bewegtbildbeiträge von der Idee bis zum professionell geschnittenen und vertonten Film zu realisieren, einschliesslich eines einwöchigen Workshops in Berlin.
Ausgabe: Mai 2025
Möchtest du mehr Insights zur Berlin Woche sehen? Dann schau dir hier den Recap von den Studierenden auf Instagram an!
Wow, das hört sich sehr gut an,
schaue sehr gern in die Filme rein,
weiter gutes Arbeiten bei MMP FHGR,
Julia, Rektorat