Grüezi! Ich bin Nina und dieses Semester als Austauschstudentin von der Hochschule Heilbronn (Deutschland) an der Fachhochschule Graubünden (FHGR). Ich studiere von Februar bis Juli in Chur und besuche verschiedene Klassen aus dem Bachelor-Studiengang Sportmanagement.
Vor dem Beginn/die erste Zeit
Dank dem International Office, welches einem von Anfang an sehr fürsorglich und hilfsbereit zur Seite stand, lief der Bewerbungsprozess, die Wohnungssuche, etc. reibungslos. Ich habe mich für eine WG entschieden, ansonsten gibt es hier auch das sehr schöne Studentenwohnheim „Konvikt“, welches rückblickend wohl die bessere Wahl gewesen wäre. An den beiden Einführungstagen wurde uns Austauschstudenten ein abwechslungsreiches Programm geboten, z.B. ein Cheese-Tasting, eine Tour auf den Churer Hausberg inkl. Käsefondue – man merkt kaum dass der Käse in der Schweiz eine präsente Rolle spielt ;). Dass die Schweizer eine harte Nuss und schwer zu knacken sind, wurde uns hier direkt mitgeteilt. Dies kann ich bestätigen. Ich habe sie anfangs als reserviert und zurückhaltend wahrgenommen. Dennoch waren sie sehr freundlich und wenn man etwas auf sie zugeht, kann man sich auch schnell und gut integrieren. Hier ist man eben als Austauschstudent gefordert und muss über seinen Schatten springen. Da es viele Parallelen zu Deutschland gibt, war es für mich einfach, mich hier einzuleben. Lediglich an die Schweizer Pünktlichkeit (Zug, Bus etc.) musste ich mich etwas gewöhnen, da die Deutsche Bahn es mit der Pünktlichkeit ja bekanntlich nicht so genau nimmt.
Freizeitgestaltung
Mit seiner guten Lage ist Chur ein attraktiver Ort mit einer schönen Altstadt. Zudem gibt es in unmittelbarer Umgebung wunderschöne Seen, wie den Caumasee, den ich öfter besucht habe. Das Erasmus Student Network (ESN) bietet zahlreiche Events, wie Bowling oder Beer-Tasting an, an denen ich das ein oder andere Mal teilgenommen habe. Hier konnte man eine schöne und unbeschwerte Zeit verbringen. Außerdem habe ich viele Städte bereist, wie z.B. Zürich, wo sich das Lindt Schokoladenmuseum befindet oder die sehenswerteste größere Stadt Luzern. Diese sind mit dem Zug einfach und schnell zu erreichen. Ebenso ist die italienische Schweiz von Chur mit dem Auto gut und relativ schnell erreichbar. Lugano bietet eine tolle Altstadt und vom „San Salvatore“ hat man eine wunderschöne Aussicht. Ebenso ist Italien recht nah, deshalb ich bin einen Tag nach Mailand (ca. 3h mit dem Auto) gefahren, um diese Stadt zu entdecken. Ebenso gibt es hier zahlreiche tolle Wanderungen, die ich so häufig wie möglich absolviert habe. Auf den Schweizer Bergen hat man einfach ein atemberaubendes Panorama. Die wenige Zeit, die auf Grund des sehr hohen Lernpensums fürs Reisen bleibt, habe ich intensiv genutzt, um möglichst viel von der Schweiz zu entdecken. Denn mir war wichtig, im Auslandssemester möglichst viel von der Schweiz zu sehen und nicht nur zu studieren oder zu lernen. Dabei war es von Vorteil, dass ich mit dem Auto angereist bin und jederzeit mobil war. Ansonsten habe ich festgestellt, dass jede Region kulturelle Unterschiede hat, welche einzigartig sind und dass das Schweizer-Deutsch sich in jeder Region anders anhört.
Studium an der FHGR
Gleich vorweg kann ich sagen, dass sich die Erzählungen über das fordernde Schweizer Schulsystem für mich bewahrheitet haben und ich diese guten Gewissens bestätigen kann. Gerade im Vergleich zu meiner Heiminstitution in Deutschland ist hier alles deutlich strikter und der Aufwand für ein Modul höher als ich es gewohnt war. Dementsprechend viel Zeit habe ich investiert, um dem Anspruch gerecht zu werden. Dazu kann ich aber auch sagen, dass ich in diesem Auslandssemester unglaublich viel gelernt habe und mitnehmen konnte. Die FHGR ist eine sehr praxisorientierte Fachhochschule, an der die Dozierenden versuchen, sehr viel Fachwissen und Einblicke zu vermitteln. Es wird viel Wert auf interaktiven Unterricht gelegt und es gibt viele Gruppenarbeiten. Ich hatte das Glück, dass in einem Modul eine Exkursion stattfand, in der wir uns Fußballstadien in Deutschland, wie z.B. den Signal-Iduna-Park (Borussia Dortmund) angeschaut haben. Die Möglichkeit sich online über Webex bei den Vorlesungen zuzuschalten, war für mich neu. Ich habe es aber schnell als für gut befunden, da man so entspannt von zuhause oder unterwegs den Vorlesungen folgen kann. Gerade bei Fächern in denen man am Ende nur eine Klausur schreibt, ist dies sehr gut machbar und sehr angenehm. Ebenso wurden die Vorlesungen in meinem Studiengang aufgezeichnet und ich hatte die Möglichkeit, diese jederzeit nachzuholen. Da die Prüfungen sehr dicht getaktet sind, kam es bei mir öfter vor, dass zwei Klausuren auf denselben Prüfungstag fielen. Deshalb musste ich bereits während des Semesters viel Zeit opfern, um das Lernpensum zu meistern. Mit meinen Kommilitonen aus unterschiedlichen Klassen, hatte ich lediglich für die Gruppenarbeiten oder während den Vorlesungen Kontakt. Da viele Studenten nicht in Chur wohnen (Teilzeitstudium), ist es sehr schwierig intensivere Kontakte zu knüpfen. Generell konnte ich auf fachlicher Ebene aber viel von ihnen profitieren, da ich in Klassen war, die sich eher am Ende ihres Studiums befunden haben.
Was ich gerne vor dem Aufenthalt gewusst hätte
Wer glaubt, das Studium in Chur besteht nur aus Feiern, ausschlafen und andere Studenten treffen, der muss sich davon leider verabschieden. Davon gibt es hier zugegebenermaßen recht wenig. Ich hatte hier lediglich wegen Gruppenarbeiten und Vorlesungen Kontakt zu den Studierenden, da fast alle neben dem Studium noch arbeiten. Ein Faktor ist hier sicherlich, dass der Studiengang Sports Management nur als Teilzeitstudium angeboten wird. Deshalb habe ich den Kontakt mit den anderen Austauschstudierenden als sehr wichtig empfunden, um zumindest etwas Studentenleben zu haben. Ebenso benötigt man hier 60% um eine Prüfung zu bestehen und nicht 50%, wie es an meiner Hochschule der Fall ist. Zudem ist der Aufwand z.B. für ein 2ECTS-Fach teilweise immens hoch, z.B. 50% Gruppenarbeit + eine 90-minütige Klausur, welches eine große Umstellung darstellte und in meinen Augen der investierte Aufwand nicht den ECTS entspricht. Ebenso hatte ich innerhalb von 1,5 Wochen 10 Klausuren zu schreiben, welches eine große Herausforderung war. Dies war vor allem durch die drei verschiedenen Klassen, in denen ich auf Grund der verschiedenen Module war, bedingt.
Fazit
Insgesamt war das Auslandssemester in Chur und in der Schweiz sehr schön, mit vielen Erlebnissen und tollen Momenten, die in Erinnerung bleiben werden. Zudem habe ich fachlich sehr viel lernen können und durch den engen Praxisbezug und den hohen Ansprüchen viel profitiert. Die Schweiz ist mit seiner wunderschönen Landschaft und vielfältigen Regionen ein sehr tolles Land und ich bin unglaublich froh, dass ich mein Auslandssemester dort verbringen durfte. Ich habe neue Kontakte knüpfen können und habe mich persönlich sehr weiterentwickelt.