Als ich vor 3 Monaten in den Zug Richtung Spanien stieg, wusste ich nicht, was mich 900 km von meinem zu Hause entfernt erwarten würde. Ich war mir nicht einmal sicher, wie der Ort ausgesprochen wird, in dem ich die nächsten 6 Monate verbringen würde. Aber genau das war es, was ich wollte; ein Abenteuer und einfach mal weg sein von dem gewohnten Umfeld.
Girona war nicht meine erste Wahl, aber definitiv ein Volltreffer. Das alte Stadtviertel «Barri Vell» punktet mit seiner historischen Vergangenheit und erinnert an mittelalterliche Zeiten. Eine der Sehenswürdigkeiten ist die noch gut vorhandene Stadtmauer, von welcher aus man den schönsten Blick auf das historische Städtchen Kataloniens hat. Nicht nur die Sonnenuntergänge sind zu bestaunen von da oben, auch im Morgengrauen ist die Stimmung einmalig. Denn fast jeden Morgen in der Früh geht es für mich hoch zur Mauer, wo auch die Fakultät für Tourismus steht. Der Unterricht beginnt um 8:15 Uhr, zumindest laut Stundenplan. In Realität erscheinen Dozent:innen, wie auch Schüler:innen mindestens 10 Minuten später. Für mich, als oberpünktliche Schweizerin war das zu Beginn sehr befremdlich. Das bedeutete jedoch, dass auch ich 10 Minuten länger im Bett bleiben konnte und so wurde es nun auch zu einer angenehmen Gewohnheit meinerseits.
Das Angebot der «Universitat de Girona» (UdG) ist gross und bietet eine Vielzahl von spannenden Modulen. Da die regionale Sprache jedoch Català und nicht Castellano ist, wird auch der Unterricht in dieser Sprache abgehalten. Daher habe ich mich dazu entschieden, von der begrenzten Auswahl der in Englisch unterrichteten Module zu wählen. Trotz der COVID-19 Situation wurde Präsenzunterricht durchgeführt und ich konnte nach einigen Anlaufschwierigkeiten meine Module im Oktober regelmässig besuchen. Ich war überrascht, dass sich das System in Spanien doch sehr von der Schweiz unterscheidet. Wir waren in allen Modulen nur bis zu 15 Stundent:innen, was einen guten Austausch ermöglichte. Die Interaktion zwischen Dozent:innen und Student:innen war sehr gefragt. Jedoch wurde auch viel erwartet und es gab wöchentliche Leistungsnachweise. Nun ist zum einen der Druck für die Endprüfungen weniger gross, jedoch war das Semester durchgehend sehr arbeitsaufwändig. Glücklicherweise waren meine Nachmittag meistens Uni-frei, was mir ermöglichte, Ausflüge an die nahegelegene Costa Brava zu machen. Das Meer ist gute 40 Minuten Busfahrt von Girona entfernt und das warme Wetter erlaubte es auch noch im November ins Meer zu springen. Nach einem anspruchsvollen Unimorgen, gibt es doch nichts Schöneres, als den Abend bei einem Glas Sangria und einem Teller «Patatas Bravas» mit Freund:innen zu geniessen und Energie zu tanken. Für mich war diese Erfahrung bis jetzt wunderschön, ich habe viele spannende Begegnungen gehabt, neue Dinge gelernt und meine Seele baumeln lassen. Girona m’agrada, Girona, m’enamora.
Charlene Kaufmann ist eine Service and Innovation Design Studentin an der FH Graubünden und studierte während ihrem fünften Semester an der Universitat de Girona in Spanien.