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Green Mo­bil­i­ty – mit dem Velo nach Bu­dapest

Bei der Reiseplanung für ein Austauschsemester entscheiden sich einige Studierende bewusst für ein umweltschonendes Transportmittel. Viele europäische Destinationen können problemlos mit dem Zug oder Bus erreicht werden. Die wenigsten Studierenden entscheiden sich jedoch für das Fahrrad. Multi-Media Student Dominic Gregorin hingegen ist mit seinem grün-gelb gemusterten Stadtfahrrad in 12 Tagen von Chur nach Budapest gefahren und hat somit seinen ökologischen Fussabdruck auf das Minimum reduziert. In diesem Blog-Beitrag berichtet er über sein Abenteuer.

Noch vor einiger Zeit war meine Reaktion auf den Begriff «Veloferien» ein schüchternes Naserümpfen. Ich assoziierte neonfarbige Sportkleidung, Rücken- und Poschmerzen und Fabio Cancellara. Als ich mich somit mit der Frage nach der Reise nach Budapest, für mein Austauschsemester auseinandersetzte, kam das Fahrrad zuerst nicht in Frage. Doch mein grün-gelb gemustertes Stadtfahrrad hat mir da einen Strich durch die Rechnung gezogen. So ist mir, während ich zur Migros strampelte, die Frage durch den Kopf geschossen, wie weit ich es denn mit diesem Drahtesel schaffen könnte.

Am 18. August machte ich mich auf, diese Frage zu beantworten. Ohne jegliche Erfahrung und mit überschaubarer Vorbereitung verliess ich Chur in Richtung Budapest. Mit Komoot und anderen Applikationen, die mir den Weg weisen, ging es das Rheintal hinauf. Die erste Nacht verbrachte ich noch auf Schweizer Boden, doch schon früh am nächsten Tag brachte ich meinen ersten Grenzübergang hinter mich. Noch am selben Tag rauschte ich an Bregenz vorbei, wo ich jedoch nicht auf einen Schwumm im Bodensee verzichten konnte.

Abfahrt in Chur

Bodensee bei Bregenz

Ammersee bei München

Nach der Erfrischung folgte eine der intensiveren Bergetappen meines Weges. Glücklicherweise konnte ich diese bereits am zweiten Tag hinter mich bringen. So weit, so gut. Die folgende Nacht wurde durch ein Orchester von am Innenzelt hinaufkriechenden Schnecken begleitet und fällt somit zu den weniger erholenden. Dies war mitunter der Grund für meinen ersten ernstzunehmenden Sturz. Die Clickpedalen machten sich selbstständig und machtlos musste ich einen Sturz über mich ergehen lassen. Nach diesem kleinen Wachmacher ging es dann zügig weiter. Schnell kam ich in die Nähe von München, wo mein erster Meilenstein lag. Zu dieser Zeit war die Sonne eine treue Begleiterin. So konnte ich mir auf dem Weg den einen oder anderen Badestopp erlauben. Ich genoss einen sonnigen Nachmittag in der bayrischen Hauptstadt und verliess sie bereits früh am nächsten Morgen. Mein Elan wurde jedoch schon nach dem Mittag teilweise gebrochen. Der Hinterreifen meines Fahrrades zeigte beträchtliche Gebrauchsspuren. Ich erkundigte mich im nächsten Dorf nach Ersatzteilen. Doch selbst die lokalen Landwirte konnten in den Scheunen nichts finden. Ich zog den Tag durch und fand am nächsten Tag den benötigten Reifen.

Der Weg zog sich nun dem Inn entlang in Richtung Donau. Ich passierte die Dreiflüssestadt Passau und hatte meine Begleiterin für den Rest des Weges gefunden. Die Strecke zwischen Passau und Wien führte an Linz vorbei. Dort war ein Stopp für die berühmte Torte Pflicht. Die Donau schlängelt sich in dieser Region wunderbar durch die Landschaft, und der Veloweg zieht sich dem Ufer entlang, was mir zurechtkam. Je länger ich unterwegs war, desto besser kam ich vorwärts. Eine Nacht verbrachte ich in der berühmten Wachau, wo Weinreben das Ufer des Flusses säumen. Dann zog es mich zurück in die Stadt. Wien ist vom durchfliessenden Fluss geprägt und macht einen frischen und jungen Eindruck. Mein Hostel befindet sich gleich neben dem berühmten Naschmarkt, wo ich sofort in die Touristenfalle tappe und zum Kauf von Oliven überredet werde.

Regentag

Regentag

Reifen mit Gebrauchsspuren

Die nächste Etappe ist eher kleiner, doch kulturell wahrscheinlich die prägnanteste. Bratislava ist mein Tagesziel. Die Slowakei vermittelt ein anderes Gefühl. Die Strassen sind weniger ausgebaut, die Häuser bescheidener und es kreuzen mich nur noch ganz wenige Personen. Der Weg an der Donau, der sonst durch hauptsächlich Rentner belebt wurde, ist plötzlich ganz ruhig. Es bleiben mir noch zwei Tage, bis ich mein Ziel erreiche. Langsam macht sich eine Ungeduld bei mir breit. Der fehlende Kontakt zu Menschen und die körperliche Müdigkeit machen sich langsam bemerkbar. Ich verbringe meine letzte Nacht in einem Motel in einer slowakischen Kleinstadt und erreiche am nächsten Tag, mit einem kleinen Umweg, Ungarn. Mit neuer Energie packe ich diesen Schlusssprint mitsamt dem steilsten Stück auf die Hügel von Budapest. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich lasse mich in die Stadtmitte treiben und komme direkt vor dem Parlament an. Das Erinnerungsfoto schiesst eine Touristin, die mir für meine Reise gratuliert. Ich trete ein letztes Mal in die Pedale und komme endlich bei meiner Wohnung an. Mit grinsendem Gesicht stelle ich mein Fahrrad auf den Ständer und bin vorerst froh, wenn ich für eine Weile nicht mehr auf den Sattel steigen muss.

Neu ab 2021: Im Rahmen der Swiss European Mobility Programme Initiative Austausch und Mobilität umweltfreundlicher zu machen, bietet die National Agentur Movetia ein «Green Travel Top-Up» Zusatzstipendium für Studierenden, die mit einem Verkehrsmittel an- und abreisen, das weniger CO2-Emissionen verursacht als das Flugzeug. Zudem, findet man auf ihrer Webseite hilfreiche Tipps und Tricks für Zugreisen sowie viele gute Argumente für eine Reise im Zug.

Number of comments 4
Comments

Leslie Hansen 04.10.2021

Herzliche Gratulation zu dieser Entscheidung und natürlich zu dieser einzigartigen “grünen Mobilität” – es freut uns sehr, dass Sie den weiten Weg mit dem Fahrrad auf sich genommen haben! Wir von Movetia wünschen Ihnen einen tollen Aufenthalt im schönen Budapest, wo sich vieles zu Fuss erreichen lässt 🙂

Ulrike Mothes 30.09.2021

Grossartige Idee und toller Bericht, von dem ich hätte noch viel länger lesen wollen! Merci und eine tolle Zeit in Budapest Dir!

Heiko Ahmann 30.09.2021

Chapeau, das ist ja mal eine coole Leistung! Gratulation zu einer tollen Idee … und deren Umsetzung!

Anne-Marie Jaeger 29.09.2021

Thanks for sharing your experiences Dominic. You are a setting great example for future exchange students to GO GREEN!