Wer kann und darf – wo und wie – Photovoltaikanlagen installieren? Diese Frage polarisiert und beschäftigt nicht nur Bauwillige, Behörden und Fachkräfte, sondern auch die breite Bevölkerung.
Was bedeutet Photovoltaik an einem Haus? Handelt es sich um ein neues Element der Gebäudetechnik oder um ein neues Baumaterial? Die Antwort: beides. Es ist ein visuell markantes technisches Baumaterial, welches mit erhöhtem Gestaltungswillen in unseren Dörfern angewendet und integriert werden müsste. Denn es lässt sich nicht wie andere technische Installationen unter der Erde oder im Keller verstecken und es ist zu prägend, um einfach aufgesetzt zu werden.
Photovoltaikpanels sind nicht das erste gestalterisch prägende Bauteil, das der technische Fortschritt hervorbrachte und in der Gesellschaft Diskussionen auslöste. Ganze Wälder von Fernsehantennen auf den Dächern oder Satellitenschüsseln und Klimaanlagen an den Fassaden sorgten schon früher für Stirnrunzeln und rote Köpfe.
Photovoltaik ist ein Baumaterial, mit dem entworfen und gebaut werden muss. Es ist keinesfalls nur eine technische Applikation, die installiert oder aufgesetzt werden kann.
Dass Photovoltaikanlagen auch integriert statt appliziert und als vollwertiges neues Dacheindeckungsmaterial verwendet werden können, zeigen verschiedene Beispiele. Hier gehören die Photovoltaik-Module genauso zu den grundlegenden Baumaterialien des Entwurfs wie andere Bauteile und Gestaltungselemente.
Die guten Beispiele werden somit zum anregenden Massstab und die Gemüter zum Diskussionsthema werden sich beruhigen. Integrierte Photovoltaik wird zu einer breit akzeptierten Selbstverständlichkeit werden. Ein normales, übliches Baumaterial.
Autor
Mirco Blöchlinger, Architekt MSc, arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH Graubünden im Institut für Bauen im alpinen Raum (IBAR).