Zum Inhalt springen
Logo Blog – Institut Bauen im alpinen Raum

Institut Bauen im alpinen Raum Blog

Ordnung im Orts­bild

Historische Orte haben auf uns zumeist eine ruhige und dennoch faszinierende Wirkung - weshalb?

Wer mag schon ein Durcheinander! Chaos nervt, man findet nicht was man sucht und fühlt sich nicht wohl darin. Sind Räume minutiös aufgeräumt, liegt selbst das letzte Staubkörnchen sauber geordnet an seinem Platz, fehlt das Leben. Solche Empfindungen verspüren wir nicht nur in unseren eigenen vier Wänden, so ähnlich nehmen wir auch unstrukturierte oder monotone Ortsbilder wahr.

Faszinierende Bilder
Historische Orte haben auf uns zumeist eine ruhige und dennoch faszinierende Wirkung. Wieso ist
das so? Baustrukturen, wie sie in einem historischen Dorfkern oder einer mittelalterlichen Altstadt
anzutreffen sind, weisen ein ausgewogenes Verhältnis von Ordnung (Struktur) und Komplexität
(Individualisierung) auf.
In früheren Zeiten begrenzten die lokale Materialverfügbarkeit, das regionale Handwerk, die
technischen Möglichkeiten wie auch die einheitliche Nutzung der Gebäude die Architektursprache.
Die dannzumal entstandenen Gebäude sind daher geprägt durch wiederkehrende
Gestaltungselemente. Sie erzeugen einheitliche und, durch subtile Variationen in der
Fassadengestaltung, dennoch lebendige Strassenbilder.

Historische Altstadtfassaden mit wiederkehrenden Gestaltungselementen und subtilen Variationen (Quelle?)

Seit mehreren Jahrzehnten ist durch die technischen Möglichkeiten in der Architektur eine
unendliche Vielzahl von Formen und Gestaltungen entstanden. Da Individualismus in unserer
Gesellschaft hoch gewichtet wird, möchte heute jeder, der ein Haus baut, seinem Geschmack und
seiner Kreativität Ausdruck verleihen. Entstanden ist vielerorts ein Durcheinander im Ortsbild, eine zu
hohe Komplexität.

Eine typische Schweizer Wachstumsgemeinde mit einer zu hohen Komplexität des Ortsbildes (Quelle: fotowerder)

Komplexität reduzieren, Ortsbilder ordnen
Auch mit zeitgenössischer Architektur lassen sich historische Orte weiterentwickeln und strukturierte
Ortsbilder in Neubaugebieten schaffen. Es gilt die identitätsstiftenden Merkmale eines Ortsbildes zu
erkennen und daraus Regeln für das zukünftige Bauen abzuleiten. Dadurch können der Charakter
und die Aufenthaltsqualität eines Ortes gestärkt werden und neue faszinierende Orte entstehen.
An der FHGR werden im Forschungsfeld Siedlungsplanung und Ortsbildentwicklung Instrumente zur
identitätsstärkenden Ortsbildgestaltung erarbeitet. Die entwickelten Werkzeuge werden in der Praxis
von Gemeinden angewendet und unseren Architekturstudierenden in den Fächern Siedlungsplanung
und Entwurf vermittelt.

Fassadenrhythmen der historischen Bauten werden im «Baumemorandum» aufgezeigt und Neubauprojekte entsprechend eingepasst.

Baumemorandum - ein Instrument zur Ortsbildentwicklung

Anzahl Kommentare 0
Kommentare