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Institut Bauen im alpinen Raum Blog

In­ter­dis­zi­pli­nä­res Ent­wer­fen – ein Ho­tel­pro­jekt

Die 5. und 7. Semester des Architekturstudiums erarbeiten in diesem Entwurfssemster, gemeinsam mit Studierenden des Tourismus, ein Hotel in Klosters.
Grundeigentümerin und Auftraggeberin ist die RhB. Bauen für den Tourismus ist ein weites, widersprüchliches und zumeist unübersichtliches Feld. Umso bedeutsamer ist es, den konkreten Fall – diesmal das zu entwickelnde Areal bei der Gotschnabahn – transdisziplinär nach seinen spezifischen Bedingungen und potenziellen Bestimmungen zu befragen, indem wir ihn vom Ort vor Ort und für den Ort zum Gegenstand unserer Untersuchungen und Entwürfen machen.

Blockwoche

Siedlungsentwicklung im Spannungsfeld zwischen Identität, Tourismus und wirtschaftlicher Unabhängigkeit.

Die langfristige Sicherung des Berggebietes als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum ist für grosse Teile der Schweizer Bergregionen auf Tourismus ausgerichtet. Der Tourismus ist Lebensnerv und gleichzeitig Motor für den Nutzungswandel. Es bestehen aber grosse Gefahren, dass die Zielsetzung einer wirtschaftlichen Unabhängigkeit und Zukunft einer Gemeinde auch oder trotz Tourismus nicht erreicht wird. Dann nämlich, wenn der Tourismus seine eigenen Grundlagen – die Landschaft und die kulturelle Eigenart, dörfliche und gesellschaftliche Strukturen – zu schnell oder zu einseitig verändert. Bspw. wenn die Wirtschaftlichkeit stark vom Wintertourismus abhängt. Mit zunehmendem Einfluss der Klimaveränderungen entstehen so neue Herausforderungen. Eine Auseinandersetzung mit echten Alternativen oder Ergänzungen zum Tourismus fanden bis heute in Prozessen der Regional- und Siedlungsentwicklung aber wenig statt.

In der Blockwoche setzten sich deshalb die Studierenden sehr umfassenden nicht nur mit dem vorgesehenen Areal in Klosters, sondern auch mit dem Ort, seiner Geschichte, Einbettung, der Landschaft und den Bedürfnissen der Bevölkerung und dem darin liegenden Potential auseinander.
Daraus resultierte eine differenzierte und sorgfältig ausgearbeitete Analyse im Kontext mit anspruchsvollen Fragen der möglichen Zukunft von Bergregionen und Tourismusdestinationen.

Abbildungen 1-4: Die Analyse der Studierenden basiert auf dem Design Thinking Prozess. Zum besseren Verständnis werden die Chancen, Risiken und Probleme über verschiedene Sichtweisen analysiert. Die vorherrschende Situation muss in einem ersten Schritt verstanden und beobachtet werden. Im darauffolgenden Schritt wird die Machbarkeit abgeklärt. Hierbei werden Ideen gefunden und Konzeptideen entwickelt, welche im Rahmen der Semesterarbeit diskutiert werden. Eine Auswahl dieser Konzeptideen dient als Vorschlag für die Arealbebauung.

Entwurfssemester

Storytelling und wasserdichte Konzepte

Übergeordnetes Ziel der Projektarbeit ist die zusammenhängende Entwurfslehre für die Architektur, welche ein Hotelkonzept, Wirtschaftlichkeit, adäquate Zielgruppen und Marketing integriert. Das daraus resultierende Konzept soll eine wasserdichte Geschichte erzählen, was wo, weshalb und mit welcher Begründung an diesem Ort geschieht respektive welchen Mehrwert das Hotel sowohl für die Gemeinde Klosters als auch die Grundeigentümerin RhB leistet. Kriterien sind unter anderem Städtebau, Funktionalität, Nutzung und Betrieb, logistische Fragen bspw. Gastronomie, Erschliessung, Architektonische Setzung, Atmosphäre, Architektonischer Entwurf, Statik, Bau- und Betriebskosten und last but not least eine Übereinstimmung der Teile eines zusammengefügten Ganzen, das in sich stimmig und realisierbar ist. Zur Ausführung gehören nicht nur die plangraphische Architektur, sondern auch die visuelle Kommunikation. In den jeweiligen Tisch- und Zwischenkritiken wurde dem Aspekt, wie man ein Projekt erfolgreich „verkauft“, Darstellungen auch für Laien überzeugend gestaltet und die Jury letztendlich überzeugt ebenso viel Aufmerksamkeit wie den Projekten selbst, gewidmet. Unabhängig ob in Modell, Plakat oder Präsentation.

Anhand von Handskizzen, Modellen, Plänen, Visualisierungen und Bildern entstanden, in interdisziplinär zusammengestellten Gruppen vier sehr unterschiedliche Konzept- und Entwurfsansätze. Dies unter der Begleitung der Dozierenden Robert Albertin, Norbert Hörburger, Christine Seidler und dem Gast Dozenten Gian Fanzun. Dieser brachte sein grosses Knowhow und seine langjährige wertvolle Berufserfahrung im Hotelbau ein, was den Projekten immer wieder zu Bodenhaftung verhalf.

Im Zentrum der Lehre und Auseinandersetzung stand die Entwicklung einer eigenen konzeptionellen und architektonischen Haltung der Gruppen und deren authentischen und atmosphärischen Umsetzung. Dies erforderte mitunter auch die Auseinandersetzung innerhalb der Gruppen und "best practice" von Interdisziplinarität. Einige Projekte waren bereits zu Beginn in sich sehr stimmig und kongruent, andere durchliefen doch sehr volatile Phasen und Metamorphosen. Ein Umstand, der das Semester in einem breiten Spannungsfeld nicht nur für die Studierenden, sondern auch für uns Dozent*Innen abwechslungs-, lehr- und erfolgreich machte.

Abb. 5
Abb. 6

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