Wo klassische Methoden der Lawinensprengung sich nicht bewähren, sind alternative Lösungen gefragt. Ein Forschungsprojekt der Fachhochschule Graubünden und den Forschungspartnern Wyssen Avalanche Control AG und Schöllkopf AG untersucht den Einsatz von Geokunststoff-Folien.
Der erste Schnee des neuen Winters ist bereits gefallen. Für den Zermatter Lawinenverantwortlichen Bruno Jelk bedeutet das, dass neben allen anderen Naturgefahren, die Bedrohung von Gleitschnee-Lawinen für die Verkehrswege nach Zermatt ebenfalls wieder in den Fokus rückt. Der Abgang dieser ist schwer zu prognostizieren, und die klassischen Methoden der Lawinensprengung haben sich bei Gleitschneelawinen nicht bewährt.
In einem von Innosuisse geförderten Forschungsprojekt wird der Einsatz von Geokunstoff-Folien zur Verhinderung von gefährlichen Schneeansammlungen bei Gleitschneelawinen untersucht. Das Forschungsteam der Fachhochschule Graubünden hat in Zusammenarbeit mit den Industriepartnern Wyssen Avalanche Control AG und SCHÖLLKOPF AG noch vor dem ersten Schneefall zusammen mit Bruno Jelk das erste Pilotprojekt in Zermatt für die Wintersaison 2022/2023 installiert.
Mit Hilfe von Air Zermatt wurden die zwei 3.5 m x 45.0 m grossen Gleitschneefolien auf dem gleitschneegefährdeten Hang oberhalb Zermatts installiert. Die lichtdurchsichtigen, hydrophoben, technischen Geotextilien dienen dazu, dass der Schnee kontinuierlich abgleitet und verhindert wird, dass gefährlich grosse Schneeansammlungen entstehen. Damit soll das Potenzial für Gleitschnee-Lawinen verhindert werden.
Bodenfeuchtigkeits- und Temperatursensoren wurden installiert, um die Bedingungen unter den Geotextilien sowie die natürliche Schneedecke zu überwachen. Detaillierte Geländeaufnahmen mittels einer Drohne wurden erfasst. Damit kann die Lage der Gleitschnee-Geotextilien auf 2 cm genau bestimmt werden und bei der Modellierung der Gleitschneeaktivität in der Region helfen. Langzoomkameras der Geopraevent AG halten den Fortschritt der Gleitschnee-Geotextilien fest. Mit dem Matterhorn im Rücken wird sich bei der Ankunft des Winterschnees zeigen, wie effektiv diese potenzielle Lösung für das Problem der Gleitschneelawinen sein wird. «Watch this space» für Neuigkeiten über den Fortschritt des Gleitschneeprojekts.
Autoren
Dr. James Glover und Dr. Philip Crivelli arbeiten als Wissenschaftliche Projektleiter am IBAR und sind Teil des Forschungsteams Alpine Infrastrukturbauten.