Im Baulabor der Fachhochschule Graubünden werden mittels neu entwickelten Prüfmethoden die Qualität von geotextilen Ankersäcken getestet.
Marktübliche geotextile Ankersäcke sollen bei lockerem und kluftigen Baugrund den Mörtelverbrauch reduzieren. Dies steht grundsätzlich im Widerspruch mit der Hauptaufgabe eines Ankers, sich mit dem Baugrund zu verbinden und Zugkräfte zu entwickeln. Es gilt also, einen Geotextilsack zu finden, welcher beide Kriterien (minimaler Mörtelverbrauch und hohe Tragfähigkeit) möglichst optimal erfüllt.
Mit Hilfe selbst entwickelter Prüfboxen, in der Anker mit Ankersäcken eingebaut werden, kann die Kohäsionskraft zwischen Ankersystem und porösem Füllmaterial bestimmt werden. Die vermörtelten Anker und Ankersäcke werden aus den Prüfboxen mit vordefiniertem Loch (Scherloch) gezogen. Dieses variiert entsprechend der maximalen Körnung des im Versuch verwendeten Füllmaterials.
Um den genauen Vorgang beurteilen zu können, werden zudem «halbe Prüfboxen» verwendet. Diese sind längsseitig aufgeschnitten und mit einer Plexiglasscheibe (halbe Zylinder) versehen. So ist die Möglichkeit geschaffen, vor allem den Befüllungs- und Ausbreitungsprozess des Mörtels zu erkennen und zu dokumentieren. Unterstützend wird das Mörtelvolumen und die Füllrate während der Versuche mit einem Inline-Durchflussmesser (IDM) gemessen. Diese Messungen geben Aufschluss über die Durchlässigkeit des Ankersystems während des Vermörtelns unter Verwendung der Geotextilsäcken.
Nebst den gängigen Ankersäcken werden auch alternative Geotextilien aus anderweitigen Anwendungsbereichen untersucht. Bereits zeigen sich vielversprechende Textilarten, welche in ihrer Elastizität und Maschenweite überzeugen.
Ein weiterer Entscheidungsfaktor ist die Qualität des Mörtels. Hierfür wurde im Baulabor der FH Graubünden eine Mörteldurchlässigkeits-Prüfvorrichtung entwickelt, um die Durchlässigkeit verschiedener Mörtel unter verschiedener Druckverhältnisse zu beurteilen.
Derzeit werden die Daten ausgewertet und analysiert. Ergebnisse folgen schon bald!
Autor
Dr. James Glover arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IBAR. Er unterrichtet Naturgefahren im Studiengang Bauingenieurwesen.