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Institut Bauen im alpinen Raum Blog

Das Architekturmodell als Darstellungsform und aktives Werkzeug im Entwurfsprozess.

Das Ar­chi­tek­tur­mo­dell als Werk­zeug

Das Architekturmodell spielt in der Architektur, in der Lehre aber auch im Berufsalltag, eine zentrale Rolle – nicht nur als Darstellungsform, sondern als Medium, das Diskussionen ermöglicht, Ideen greifbar macht und den architektonischen Denkprozess konkretisiert.

Architekturmodell der Bachelorthesis Architektur der FH Graubünden 2025. (Foto: Oliver Hänni)

Architekturmodell der Bachelorthesis Architektur der FH Graubünden 2025. (Foto: Oliver Hänni)

Architekturmodell der Bachelorthesis Architektur der FH Graubünden 2025. (Foto: Oliver Hänni)

Architekturmodell der Bachelorthesis Architektur der FH Graubünden 2025. (Foto: Oliver Hänni)

Architekturmodell der Bachelorthesis Architektur der FH Graubünden 2025. (Foto: Oliver Hänni)

Architekturmodell der Bachelorthesis Architektur der FH Graubünden 2025. (Foto: Oliver Hänni)

Architekturmodell der Bachelorthesis Architektur der FH Graubünden 2025. (Foto: Oliver Hänni)

Architekturmodell der Bachelorthesis Architektur der FH Graubünden 2025. (Foto: Oliver Hänni)

Architekturmodell der Bachelorthesis Architektur der FH Graubünden 2025. (Foto: Oliver Hänni)

Architekturmodell der Bachelorthesis Architektur der FH Graubünden 2025. (Foto: Oliver Hänni)

Zum Zeitpunkt, als ich diesen Text in Angriff genommen habe, begannen sich im Architektur-Atelier der Fachhochschule Graubünden die Modelle zu stapeln und es war kein Ende in Sicht. Die Studierenden bauten aufwendige Präsentationsmodelle für die Schlusskritiken. Zusammen mit den dazugehörigen Plänen sind diese Modelle am Ende des Semesters das Konzentrat ihres Nachdenkens über Architektur.

Das Architekturmodell als Lehr- und Lernmittel

Für Simona Capaul und Conradin Weder – die Dozierenden für Konstruktives Entwerfen und Nachhaltigkeit an der FH Graubünden – stellen Modelle ein Medium dar, mit dem die Studierenden sich mühelos auf architektonische und konstruktive Themen einlassen können.

Ein Entwurf verlangt viel ab von den Studierenden wie auch von den Lehrpersonen. Die intensive Auseinandersetzung mit architektonischen Fragestellungen anhand von Modellen erlaubt uns, einen Diskurs auf Augenhöhe zu führen.

Conradin Weder

Nicht nur didaktisch bringt die Arbeit mit Modellen die Dozierenden weiter, sondern es ist ein Werkzeug zum Entwerfen, das es zu lernen gilt – genauso wie etwa das Skizzieren. Capaul führt das wie folgt aus: «Zu Beginn sind das archaische Modelle, mit denen man Verbindungen, Lastabtragung, Raumbildung und die Gestaltung testen und entwickeln kann. Das Modellbauen ist eine gute Möglichkeit, auszuprobieren.» Capaul und Weder stehen offensichtlich mit dieser Meinung nicht allein da. Wenn man sich bei den Schlusskritiken im Architektur-Atelier umschaut, hat der Modellbau bei den Dozierenden der Fachhochschule heutzutage noch immer einen hohen Stellenwert.

Die sinnliche Kraft des Modells

Nicht nur die Lehre profitiert von der Arbeit am Modell. Auch im Alltag von Architekturschaffenden hat sie einen festen Platz inne. Modelle bilden in der Architektur ein Wesen mit eigenen Qualitäten. Dies zeigt sich dadurch, dass es vorkommen kann, dass ein Architekturmodell am Ende besser ist als der gebaute Raum. Die Stärke der Miniaturen ist ihre sinnliche und konkrete Präsenz, also die Möglichkeit, einen realen Raum zu betrachten. So grenzen sie sich von der zweidimensionalen Visualisierung und dem Computermodell ab. Natürlich sind sie eine Abstraktion der Realität, aber im Prozess des Entwurfs gehört es dazu, sich konzentriert bestimmten Fragestellungen zuzuwenden. Modelle sind Objekte, die vermitteln. Ob Laie oder Profi, jeder kann ein Modell betrachten und darüber nachdenken sowie diskutieren.

Der Aufwand für ein Architekturmodell kann bis ins Unermessliche wachsen. Über 15 Jahre dauerte es beispielsweise, um das Stadtmodell von Zürich zu bauen. Es ist mittlerweile auf 100 Quadratmeter angewachsen und wird konstant aktualisiert (es steht im Amtshaus IV und ist einen Besuch wert).

Das Architekturmodell als Werkzeug im Entwurfsprozess

Modelle werden nicht für ihrer selbst willen gebaut. Sie stellen nicht zuletzt ein Werkzeug in der Ausarbeitung von Architektur dar: die Arbeitsmodelle. Das sind besonders einfache Modelle, die selten jemand zu Gesicht bekommt. In ihnen steckt eine gute Portion Pragmatismus. Sie sind der Inbegriff für den Prozess des Entwerfens, der von der Wiederholung lebt. Von Modell zu Modell fliesst mehr Wissen in die Idee ein, die Komplexität des Entwurfs steigt und reale Fragestellungen können nach und nach eingearbeitet werden.

Das Architekturmodell als Werkzeug ist heute umso wichtiger, da die Komplexität der Architektur zugenommen hat. Neuartige Konstruktionen mit wiederverwendeten Bauteilen können zum Beispiel anhand eines 1:1-Modells untersucht werden. Komplexe Geometrien und Fragen zur Fügung von tragenden Elementen können einfach und schnell überprüft werden. Ein weiterer immer willkommener Gast bei diesen Repetitionen und Untersuchungen ist der Zufall. Ein kleiner Fehler beim Stecken oder Kleben oder kurz das Modell auf den Kopf gedreht und auf einmal findet man die Idee, welche die ganze Zeit im Kopf herumschwirrte, sich jedoch nicht in Worte fassen liess. Diesen Aspekt betonen auch Capaul und Weder. Die Arbeit mit den Händen scheine ihnen im Vergleich zum Denken näher beim räumlichen Empfinden zu sein.

Jetzt, da zum Publikationszeitpunkt dieses Artikels im Bünder Tagblatt die Schlusskritiken der Studierenden vorbei sind, geht es im Architektur-Atelier wieder ans Aufräumen und nur wenige Modelle werden diesen Prozess überstehen. Was bleibt, ist der Wille zum Entwerfen mit Modellen. Architektinnen und Auftraggeber werden auch in Zukunft in viele kleine, einfache oder grosse, aufwendige Modelle blicken.


Einmal im Monat beleuchtet die Fachhochschule Graubünden im Bündner Tagblatt
Aspekte rund um das Thema Baukultur. Dieser Artikel erschien am Mittwoch, 9. Juli 2025.

www.fhgr.ch/architektur

www.fhgr.ch/ibar

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