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Institut Bauen im alpinen Raum Blog

Türalihuus

Block­wo­che mit Capaul & Blu­men­thal

„Kein Mensch ist eine eigene Insel, sondern ein Teil des Ganzen“ (John Donne). Was damit gemeint ist, durften die Studierenden des 5. und 7. Semesters in der Entwurfs-Blockwoche mit den Gastdozenten Ramun Capaul und Gordian Blumenthal ergründen.

Wir starteten die Woche im archaischen Cinema sil Plaz in Ilanz, welches von den Dozenten geplant und in vom Kinoverein mit viel Eigenleistungen errichtet wurde. Damit sind wir schon mitten im Thema: Für unser Semesterprojekt am Dorfplatz in Vella (Val Lumnezia), sollen wir ein Projekt ausarbeiten, welches zur Aktivierung des Ortes beiträgt. Die Frage nach der passenden Nutzung steht dabei im Zentrum. Die Menschen akzeptieren neue Gebäude eher, wenn sie Anknüpfungspunkte/Erinnerungsfragmente an traditionelle Bauten finden - das weckt Vertrautheit. Eine zeitgemässe Architektur zu entwickeln, ohne dabei anbiedernd zu wirken, ist dabei die Herausforderung.

Der zu bebauende Dorfplatz, der auch schon bessere Tage gesehen hat.

Die Gemeinden Vrin und Valendas sind bekannte Musterbeispiele wie man einen Ort aktiviert. In Vrin hatten wir das Vergnügen das Büro von Gion A. Caminada zu besuchen. Munter erzählte er von seinen neusten Projekten, seiner Arbeitsweise und vom Wolf. Anschliessend gingen wir er noch auf einen Dorfrundgang mit Gion, wo es zu angeregten, bis leicht hitzigen Diskussionen über verpasste Chancen der Raumplanung kam - grossartig!

Vrin, Dorfrundgang mit Gion A. Caminada

In Valendas besichtigten wir u.a. das bekannte Türalihus aus dem 15. Jahrhundert. Durch seine sensible und planerisch tiefgründige Sanierung erlangte es eine gewisse Bekanntheit. Aus erster Hand konnten wir von den dafür verantwortlichen Architekten Capaul & Blumenthal erfahren, was dabei herausfordernd war.

Türalihuus
Türalihuus

Im Sinne von Capaul & Blumenthal steht die Architektur in Symbiose mit dem Handwerk. So machten wir einen Werkbesuch bei RUWA-Holzbau in Küblis. Der Inhaber Rudolf Walli, eine Koryphäe seiner Gilde, erzählte über die Abläufe und die Schwierigkeiten (z.B. Materiallieferungen) seines Metiers.

Säge, RUWA-Holzbau, Küblis

Am zweitletzten Tag ging’s ins Vorarlberg. Zunächst besuchten wir die Fabrikationshalle der Firma Lehm-Ton-Erde des Lehmbaupioniers Martin Rauch. Lehm ist uns noch immer eher fremd, obwohl er so nahe ist. Der sehr nachhaltige, CO2-arme Baustoff sollte verstärkt im Bewusstsein der Architekten sein. Dasselbe gilt für den traditionellen Kalkputz, welchen wir am Nachmittag von Kalkpapst Gerold Ulrich vorgestellt bekamen. Sein eigens dafür gebauter Kalkbrenn-Ofen zeugt von Pioniergeist, Überzeugung, Mut und Können. Es ist sehr inspirierend, wenn Typen wie Ulrich und Rauch leidenschaftlich von ihrer Passion erzählen!
Unseren Österreich Ausflug schlossen wir mit einem Besuch beim Architekten Bernardo Bader ab. Dieser schilderte uns bei der von ihm geplanten Kapelle Salgenreute, wie seine Arbeitsweise ist.

Lehmstampf-Maschine
Ricky und der Kalkpapst

Die Werksführung im Steinbruch Truffer am Freitag war nochmals ein Highlight. Es ist eindrücklich, wie die international tätige Firma auf engstem Raum den Stein mit roher Gewalt aus dem Berg bricht und 50m davon entfernt ein hochpräzises, feingeschliffenes Steinlavabo das Werk verlässt. Das Handwerk, von der Gewinnung des Rohmaterials zum fertigen Produkt, ist hier unmittelbar erlebbar. Das neue, polarisierende Hauptgebäude von Kengo Kuma bot dann selbstredend nochmals Anlass für hitzige Diskussionen unter den Studenten.

Steinbruch Truffer, Vals
Firmensitz Steinbruch Truffer, Vals (Architekt: Kengo Kuma)

Die hier aufgeführten Orte und Objekte sind nur eine Auswahl der besuchten. Es war eine super Woche, intensiv und lehrreich. Wir konnten reichlich neue Eindrücke sammeln, die nun hoffentlich Einfluss auf unsere Semesterprojekte nehmen.

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