{"id":112,"date":"2021-06-30T15:47:14","date_gmt":"2021-06-30T13:47:14","guid":{"rendered":"urn:uuid:d49e169e-9277-47f7-9bd0-da7eb52f0e0e"},"modified":"2023-05-31T14:08:57","modified_gmt":"2023-05-31T12:08:57","slug":"armut-das-grundlegende-problem-in-der-kakaoindustrie","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/armut-das-grundlegende-problem-in-der-kakaoindustrie\/","title":{"rendered":"Armutsbek\u00e4mpfung in der Kakaoindustrie"},"content":{"rendered":"\t\n \n\t \t\t \t\t\t\t\t\n\n\"\"\n\t\t\t<\/picture>\n\t <\/div>\n\n\n\n

Weltweit wird \u00fcber 90 Prozent des Kakao von Kleinb\u00e4uerinnen und -bauern aus Familienbetrieben angebaut. Der Kakaoanbau ist eine arbeitsintensive Aufgabe und erfordert viel Handarbeit, st\u00e4ndige Aufmerksamkeit und Pflege. (Make Chocolate Fair, k.D., c) Eine Kombination aus tiefen Kakaopreisen, kleinen Farmen mit niedriger Produktivit\u00e4t und hohen Kosten f\u00fcr den Unterhalt gibt ein sehr bescheidenes Einkommen. F\u00fcr die meisten dieser B\u00e4uerinnen und Bauern ist der Kakao die wichtigste und einzige Einnahmequelle, weshalb viele von ihnen unter der Armutsgrenze leben. (Make Chocolate Fair, k.D., a; Fountain & Huetz-Adams, 2020)<\/p>\n\n\n\n\n

Aufgrund der ungen\u00fcgenden finanziellen Mittel k\u00f6nnen es sich die Kakaob\u00e4uerinnen und -bauern oft nicht leisten erwachsene Arbeitskr\u00e4fte einzustellen, weshalb Kinder im Familienbetrieb mitarbeiten m\u00fcssen. Laut Unicef wird 99% der Kinderarbeit im famili\u00e4ren Umfeld bet\u00e4tigt. (Make Chocolate Fair, k.D., b; Jordan, 2021) In Peru ist die Kinderarbeit grunds\u00e4tzlich verboten aber die grosse Armut in gewissen Teilen der Bev\u00f6lkerung f\u00fchrt dazu das 34% der Kinder zur Arbeit gezwungen sind, um die Familien zu unterst\u00fctzen. (Humanium, k.D.) Es w\u00e4re surreal zu denken, dass dies auf Kakaofarmen anders ist. Die hohe Korruption in Peru erschwert eine genaue Kontrolle oder Einsch\u00e4tzung des Ausmasses zus\u00e4tzlich, da Kinderarbeit versteckt durchgef\u00fchrt wird. (Make Chocolate Fair, k.D., b) <\/p>\n\n\n\n\n


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Das grunds\u00e4tzliche Problem der Armut ist schon l\u00e4nger bekannt. Das Harkin-Engel-Protokoll, welches vor 20 Jahren gestartet wurde, wollte dies unterbinden. Da der Deal zwischen den grossen Hersteller verschiedenen US-Beh\u00f6rden und NGOs auf Freiwilligkeit basierte, wurde die \u00dcberwachung nicht konsequent eingehalten und die Hersteller sahen sich nicht gezwungen wirklich Grundlegendes zu \u00e4ndern. So wurden verschiedene Deadlines zur Besserung verpasst und bis heute ist das Problem alles andere als gel\u00f6st. (Public Eye, k.D.)<\/p>\n\n\n\n\n

Die Selbstregulierung der Hersteller ist also gescheitert. Zur\u00fcckgehalten werden die Fortschritte vor allem durch die Unf\u00e4higkeit den Kakaob\u00e4uerinnen und -bauern faire Entsch\u00e4digungen von den riesigen Profiten zu bezahlen. (Public Eye, k.D.) <\/p>\n\n\n\n\n


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Die biologische Vielfalt in Peru hilft beim Anbau von Edel und Bio-Kakao, was zu einem Boom in der peruanischen Kakaoindustrie gef\u00fchrt hat. Peru ist somit zum siebt gr\u00f6ssten Kakaoexporteur und zum gr\u00f6ssten Exporteur von Bio-Kakao herangewachsen. (Fountain & Huetz-Adams, 2020; Myers, 2019)<\/p>\n\n\n\n\n

Die B\u00e4uerinnen und Bauern setzen immer vermehrt auch auf sogenannte Agroforstsysteme, um ihre Fl\u00e4chen besser zu n\u00fctzen. Die Kakaopflanze wird nicht in einer Monokultur, sondern mit anderen Pflanzen gehalten, was die B\u00f6den dauerhaft fruchtbar macht. Die zus\u00e4tzlichen Pflanzen k\u00f6nnen zudem als Quelle f\u00fcr Nahrung oder Holz dienen und sind somit eine weitere Einnahme M\u00f6glichkeit. Sie diversifizieren und vergr\u00f6ssern somit ihr Einkommen und k\u00f6nnen zudem auch noch auf D\u00fcnger und Pestiziden verzichten. (Wielgoss, 2020)<\/p>\n\n\n\n\n

Durch h\u00f6here Qualit\u00e4t, Diversifikation des Anbaus und h\u00f6here Preise des Bio-Kakao k\u00f6nnen diese Kakaob\u00e4uerinnen und -bauern ein besseres Leben finanzieren und die Kinder zur Schule gehen. <\/p>\n\n\n\n\n


\n<\/div>\n\n\n\n

Barry Callebaut, der gr\u00f6sste Kakaoverabeiter Schweiz- und Weltweit, versucht sich aktiv mit den Problemen in der eigenen Wertsch\u00f6pfungskette auseinander zu setzen. Mit der Initiative \u00abForever Chocolate\u00bb wollen sie bis 2025 eine nachhaltige Produktion zur Norm zu machen. Dazu dienen vier Ziele: (Barry Callebaut, 2017)<\/p>\n\n\n\n\n

  1. 500'000 B\u00e4uerinnen und Bauern aus der Armut befreien<\/li>
  2. Eliminierung von Kinderarbeit in der kompletten Wertsch\u00f6pfungskette<\/li>
  3. Positive Bilanz bez\u00fcglich CO2<\/sub>-Emissionen und Abholzung<\/li>
  4. 100% Nachhaltige Zutaten in allen Produkten<\/li><\/ol>\n\n\n\n\n

    Zu \u00e4hnlichen Zielen haben sich weitere grosse Hersteller verpflichtet, doch die Umsetzung beruht wie bei Barry Callebaut auf einem marktgetriebenen L\u00f6sungsansatz. Die Armut wird anstatt durch fairere Kakaopreise mit einer gr\u00f6sseren Produktivit\u00e4t der B\u00e4uerinnen und Bauern bek\u00e4mpft. Durch eine h\u00f6here Produktivit\u00e4t k\u00f6nnten gr\u00f6ssere Ernten erzielt werden, was wiederum zu gr\u00f6sseren Einnahmen f\u00fchrt. Dazu lanciert Barry Callebaut verschiedene Ausbildungsprogramme f\u00fcr die B\u00e4uerinnen und Bauern, um die richtigen Voraussetzungen f\u00fcr eine produktivere Bewirtschaftung zu schaffen. (Barry Callebaut, k.D.) Solche L\u00f6sungsans\u00e4tze zielen in erster Linie auf die Sicherung der eigenen Rohstoffe ab. Zus\u00e4tzlich erh\u00f6ht dies den Druck auf dem Markt und damit auf die B\u00e4uerinnen und Bauern, den h\u00f6here Produktivit\u00e4t f\u00fchrt zu einem gr\u00f6sseren Ernteertrag, was wiederum zu einem gr\u00f6sseren Preiskampf f\u00fchrt was sich Schlussendlich negativ auf den Kakaopreis aus\u00fcbt. (Fountain & Huetz-Adams, 2020) <\/p>\n\n\n\n\n


    \n<\/div>\n\n\n\n

    Der Glaube in die Industrie arg gesunken. Staaten sind gezwungen die Probleme selbst in Angriff zu nehmen. Einige Anbau L\u00e4nder haben einen minimalen Tarif f\u00fcr Kakaopreise lanciert, damit die B\u00e4uerinnen und Bauern die Kluft zwischen dem Einkommen des Kakaoverkauf und einer Lebensgrundlage verkleinern k\u00f6nnen. Regulationen sind aber nicht nur in den Anbaugebieten Thema. In Holland wurde ein Gesetz zur Bek\u00e4mpfung der Kinderarbeit verabschiedet, welches die Unternehmen zu einer genaueren Sorgfaltspr\u00fcfung zwingt. (Public Eye, k.D.) Eine \u00e4hnliche Initiative, die Konzernverantwortungsinitiative, wurde in der Schweiz nur dank dem St\u00e4ndemehr knapp abgelehnt. Die Verantwortung der Konzerne ist demnach auch bei den Konsumenten ein wichtiges Thema. (BFS, 2020) Darum reagiert gezwungenermassen auch die Branche mit positiven Signalen und setzt sich ambitioniertere Ziele, wie Barry Callebaut mit der \u00abForever Chocolate\u00bb Initiative.\u00a0(Public Eye, k.D.) <\/p>\n\n\n\n\n

    Colin L\u00fc\u00f6nd - Studierendenbeitrag<\/em><\/p>\n\n\n\n\n


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    Literaturverzeichnis<\/strong><\/p>\n\n\n\n\n

    Barry Callebaut. (2017). Unterwegs zu 100% nachhaltiger Schokolade bis 2025<\/em>. Abgerufen am 1. M\u00e4rz 2021 von https:\/\/www.barry-callebaut.com\/sites\/default\/files\/2019-01\/forever_chocolate_de_0.pdf<\/p>\n\n\n\n\n

    Barry Callebaut. (k.D.). Forever Chocolate: our plan to make sustainable chocolate the norm<\/em>. Abgerufen am 25. M\u00e4rz 2021 von https:\/\/www.barry-callebaut.com\/en\/group\/forever-chocolate-our-plan-make-sustainable-chocolate-norm<\/p>\n\n\n\n\n

    BFS. (29. November 2020). Volksinitiative \u00abF\u00fcr verantwortungsvolle Unternehmen \u2013 zum Schutz von Mensch und Umwelt\u00bb<\/em>. Abgerufen am 8. April 2021 von admin.ch: https:\/\/www.admin.ch\/gov\/de\/start\/dokumentation\/abstimmungen\/20201129\/volksinitiative-Fur-verantwortungsvolle-unternehmen-zum-schutz-von-mensch-und-umwelt.html<\/p>\n\n\n\n\n

    Fountain, A. C., & Huetz-Adams, F. (2020). Cocoa Barometer 2020<\/em>. Abgerufen am 30. M\u00e4rz 2021 von https:\/\/www.voicenetwork.eu\/wp-content\/uploads\/2021\/03\/2020-Cocoa-Barometer-EN.pdf<\/p>\n\n\n\n\n

    Humanium. (k.D.). Kinder in Peru: Die Verwirklichung der Kinderrechte in Peru<\/em>. Abgerufen am 5. April 2021 von https:\/\/www.humanium.org\/de\/peru\/<\/p>\n\n\n\n\n

    Jordan, G. (03. M\u00e4rz 2021). \u00abDie Industrie hat das Problem damals untersch\u00e4tzt\u00bb: Kakao-Experte von Nestl\u00e9 r\u00e4umt Vers\u00e4umnisse bei der Bek\u00e4mpfung von Kinderarbeit ein<\/em>. Abgerufen am 25. M\u00e4rz 2021 von Luzerner Zeitung: https:\/\/www.luzernerzeitung.ch\/wirtschaft\/hintergrund-wir-haben-das-problem-damals-unterschaetzt-kakao-experte-von-nestle-raeumt-fehler-bei-der-bekaempfung-von-kinderarbeit-ein-ld.2106786<\/p>\n\n\n\n\n

    Make Chocolate Fair. (k.D., a). Kakaopreise und Einkommen f\u00fcr Kakaobauern<\/em>. Abgerufen am 5. April 2021 von https:\/\/de.makechocolatefair.org\/themen\/schwankende-kakaopreise-und-geringes-einkommen-der-kleinproduzentinnen<\/p>\n\n\n\n\n

    Make Chocolate Fair. (k.D., b). Kinderarbeit im Kakaoanbau<\/em>. Abgerufen am 5. April 2021 von http:\/\/de.makechocolatefair.org\/themen\/menschen-und-arbeitsrechtsverletzungen<\/p>\n\n\n\n\n

    Make Chocolate Fair. (k.D., c). Kakaoproduktion: ein \u00dcberblick<\/em>. Abgerufen am 5. April 2021 von https:\/\/de.makechocolatefair.org\/themen\/kakaoproduktion-ein-uberblick<\/p>\n\n\n\n\n

    Myers, A. (9. Juli 2019). Peru cocoa: a new journey<\/em>. Abgerufen am 28. M\u00e4rz 2021 von Confectionery News: https:\/\/www.confectionerynews.com\/Article\/2019\/07\/09\/Peru-cocoa-a-new-journey<\/p>\n\n\n\n\n

    Public Eye. (k.D.). Kinderarbeit auf Kakaoplantagen: Zwei verlorene Jahrzehnte<\/em>. Abgerufen am 05. April 2021 von https:\/\/www.publiceye.ch\/de\/themen\/agrarrohstoffhandel\/kinderarbeit-auf-kakaoplantagen-zwei-verlorene-jahrzehnte<\/p>\n\n\n\n\n

    Wielgoss, A. (2020). Kakaoanbau in Peru: Regenwaldschutz, Fairer Handel und echter Genuss<\/em>. Abgerufen am 3. April 2021 von Weltladen Dachverband: https:\/\/www.weltladen.de\/ueber-weltlaeden\/kundenmagazin\/reportage\/kakao\/<\/p>\n\n\n\n <\/span><\/h2>\n \n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"","protected":false},"author":67,"featured_media":114,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[12,4,6],"tags":[],"acf":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/112"}],"collection":[{"href":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/wp-json\/wp\/v2\/users\/67"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=112"}],"version-history":[{"count":6,"href":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/112\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":187,"href":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/112\/revisions\/187"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/wp-json\/wp\/v2\/media\/114"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=112"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=112"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/blog.fhgr.ch\/elaf\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=112"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}