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Ethi­sche Be­schaf­fung von Pima-Baum­wol­le in Peru

Die Textilindustrie ist in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt. Dies insbesondere durch den negativen Einfluss auf den Menschen und die Umwelt. Die Arbeitsbedingungen innerhalb der Branche sind oft problematisch. Tiefe Löhne, fehlende Sozialleistungen und physische Gefahren prägen die Industrie. Der Einfluss der textilen Kette auf die Umwelt ist hoch. Dabei sind erhöhter Wasserverbrauch, chemische Verschmutzung, hohe CO₂-Emissionen und die riesige Menge an textilen Abfällen als Hauptproblematiken zu eruieren (Niinimäki et al., 2020). Modeunternehmen haben somit grosses Potenzial, das nachhaltige Handeln entlang ihrer zumeist internationalen, textilen Kette zu verbessern, beziehungsweise mittels einer soliden Corporate-Responsibility-Strategie vollumfänglich zu gestalten. Dies ist immer mehr von essenzieller Bedeutung, um auch langfristig in der Modeindustrie wirtschaftlichen Erfolg zu haben (STS2030, 2021).

Das Schweizer Modeunternehmen CALIDA, produziert hochwertige Lingerie und vertreibt sie in rund 70 Ländern über den Fachhandel sowie mittels eigener Verkaufsläden. Nachhaltigkeit wird, nach eigenen Angaben, innerhalb des Unternehmens grossgeschrieben und ist fest in der Strategie und den Prozessen verankert.

Für die Produktion und den Materialeinkauf werden kurze Wege innerhalb Europas angestrebt. So wird 80% der Eigenfertigung über eine Produktionsplattform in Ungarn betrieben und 75% der Stoffe haben die Schweiz, Österreich oder Süddeutschland als Herstellungsort. Die textile Kette von CALIDA ist jedoch nicht abschliessend in Europa anzusiedeln, da sie auch die Wertschöpfung von Rohstoffen umfasst. Um die Hochwertigkeit der CALIDA Produkte zu garantieren, müssen die besten Rohstoffe verwendet werden, daher wird feine Pima-Baumwolle für ihre Produktportfolio beschafft. (Calida, 2023). Der Ursprung dieser exklusiven Baumwollfaser liegt im Norden von Peru, wo die perfekten Anbaubedingungen herrschen (Peruvian Connection, ohne Datum).

Foto von julian mora auf Unsplash

Die Produktion von Rohstoffen und Textilien in Peru hat in den letzten Jahren signifikant zugenommen, da die peruanischen Pima-Baumwollfasern durch ihre hohe Qualität an Bekanntheit gewonnen haben. Dies hat den peruanischen Markt belebt und viele Arbeitsstellen in diesem Sektor geschaffen. Jährlich wird textiles Material im Wert von 1.4 Millionen US-Dollars exportiert. Die Attraktivität an peruanischen Rohstoffen ist für internationale Unternehmen durch kurze Lieferzeiten der Baumwoll-Lieferanten gegeben (Trade, 2022). Problematiken in Peru stellen die politische Instabilität und die im internationalen Vergleich hohen Preise der Baumwolle dar (Fernandez-Stark et al., 2016). Des Weiteren sind die sozialen Aspekte bei der Wertschöpfung von Pima-Baumwolle oft unsicher. Peruanische Pima-Baumwolle wird meistens in kleinen Familienunternehmen angebaut und erst anschliessend durch grössere Verbände international vertrieben. Diese Arbeit im Baumwollanbau ist dabei von hoher Armut, tiefem Einkommen, fehlendem sozialem Schutz und auch Kinderarbeit geprägt (Ilo, 2017).

Für eine nachhaltige Beschaffung der Pima-Baumwolle aus Peru sollte CALIDA daher verschiedene Aspekte berücksichtigen. Nebst der Wahrung gewisser Werte und Normen, sollten die Anliegen und Interessen der Baumwoll-Lieferanten berücksichtigt werde.

Aus dieser Perspektive lassen sich folgende Massnahmen für ein nachhaltiges Lieferantenmanagement ableiten.

Die Beschaffungsstrategie sollte detailliert die Zusammenarbeit mit den Lieferanten definieren und auch eine Prüfung dieser etablieren. Dabei sind beispielsweise die ILO Kernarbeitsnormen von verbindlicher Natur. Diese besagen, dass die Vereinigungsfreiheit, Beseitigung der Zwangs- und Kinderarbeit, das Diskriminierungsverbot sowie Arbeitsschutz und -sicherheit beim Lieferanten garantiert sein müssen (Ilo, 1998). Dieser Verhaltenskodex sollte von den, durch CALIDA sorgfältig ausgewählten, Lieferanten in ihren eigenen Strukturen integriert sein oder werden, bevor eine Zusammenarbeit entsteht.

Nebst solchen Abkommen, wie dem der ILO, sollte CALIDA die Zusammenarbeit mit Unternehmensinitiativen fördern. Die führende Unternehmens-Initiative zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in globalen Lieferketten ist amfori BSCI. Der BSCI-Verhaltenskodex definiert Werte und Grundsätze für verantwortungsvolle Geschäftspraktiken in der Lieferkette. Weiter fördern sie den Dialog zwischen den Lieferanten und dem Management (amfori BSCI, ohne Datum). Dies sollte jedoch nur als Unterstützung für den Umgang mit den Lieferanten dienen. Denn solch eine freiwillige Initiative allein hat nicht das Potenzial eine ausreichende Strategie für den verantwortungsvollen Umgang mit ihnen zu sein (public eye, ohne Datum).

Für eine nachhaltige Beschaffung sollte CALIDA mit den Lieferanten umfassende, transparente Verträge aushandeln, welche eine langfristige Zusammenarbeit anstreben und nebst fairen Einkaufspreisen auch existenzsichernde Löhne für alle Beteiligten garantieren. Die garantierte Abnahme von gewissen Baumwollmengen kann dabei weiter zur Sicherung gewisser Lebensstandards der peruanischen Bauern beitragen.

Nachhaltiges Lieferantenmanagement beinhaltet nicht nur die Berücksichtigung der Interessen der Lieferanten, sondern auch eine kontinuierliche Verbesserung der Bedingungen der peruanischen Lieferanten (bettercotton, ohne Datum). Daher sollte auch Schulungen der Lieferanten in Betracht gezogen werden, damit sie zum einen mit den CALIDA-Qualitätsstandards vertraut werden und anderseits so ihr eigene Attraktivität steigern können (Calida, ohne Datum).

Die nachhaltige Entwicklung sollte nicht nur unternehmensintern stattfinden, sondern entlang der ganzen Wertschöpfungskette aktiv gefördert werden. So kann die Kooperation zwischen Peru und der Schweiz gestärkt werden und auch stetig an Relevanz für beide beteiligten Parteien gewinnen.

Marcelina Häringer- Studierendenbeitrag


Literaturverzeichnis

amfori BSCI (ohne Datum). Amfori BSCI in Kürze. Abgerufen am 27.03.2023 von https://ch.amfori.org/de/content/bsci-kürze-0.

Bettercotton (ohne Datum). Decent Work. Abgerufen am 28.03.2023 von https://bettercotton.org/field-level-results-impact/key-sustainability-issues/working-conditions-decent-work/.

CALIDA (ohne Datum). https://www.calida.com/de-CH/

CALIDA (2023). Informationen. Abgerufen am 22.03.2023 von https://www.calida.com/out/media/Standards_de.pdf.

Fernandez-Stark K., Bamber P., Gereffi G. (2016). Peru in the High Quality Cotton Textile and Apparel Global Value Chain. Duke CGGC.

Ilo (2017). Abgerufen am 24.04.2023 von https://www.ilo.org/global/about-the-ilo/newsroom/news/WCMS_589126/lang--en/index.htm.

Ilo (1998). ILO Erklärung. Abgerufen am 26.03.2023 von https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---europe/---ro-geneva/---ilo-berlin/documents/normativeinstrument/wcms_193727.pdf.

Niinimäki K., Peters G., Dahlbo H., Perry P., Rissanen T., Gwilt A. (2020), The environmental price of fast fashion. Nature Reviews Earth & Environment.

Peruvian Connection (ohne Datum). Peruanische Pimabaumwolle. Abgerufen am 22.03.2023 von https://www.peruvianconnection.de/category/details+zu+fasern+und+produkten/pimapimabaupi.do.

public eye (ohne Datum). Existenlöhne: Unser Dialog mit Modefirmen. Abgerufen am 27.03.2023 von https://www.publiceye.ch/de/themen/mode/ausbeutung-passt-mir-nicht/existenzloehne-unser-dialog-mit-modefirmen.

STS2030 (2021). Roadmap Sustainable Textiles Switzerland 2030. Abgerufen am 22.03.2023 von https://www.sts2030.ch/wp-content/uploads/2021/12/STS2030_Roadmap_D.pdf.

Trade (2022). Textiles and Apparel. Abgerufen am 24.03.2023 von https://www.trade.gov/country-commercial-guides/peru-textiles-and-apparel.

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