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Digital Supply Chain Management Blog

Treib­haus­gas Emis­sio­nen in Supply Chains


Treibhausgase in der Supply Chain

Der Ausstoss von Treibhausgasen nimmt trotz gesellschaftlichem Druck und Vereinbarungen zur Reduktion noch zu (IPCC, 2023). Für Unternehmen wird es immer wichtiger, den Ausstoss ihrer Treibhausgase offenzulegen, da immer mehr Unternehmen für ihren Ausstoss verantwortlich gemacht werden und es zunehmend Regulationen gibt, die bereits eingeführt wurden oder in Zukunft eingeführt werden (Christopher, 2023, S. 294).

Unter dem Begriff Treibhausgase sind die Gase Kohlenstoffdioxid, Methan und Distickstoffmonoxid zusammengefast. Der Ausstoss von Treibhausgasen hat sich seit der Industrialisierung weltweit stark erhöht. Für viele ist diese Erhöhung der Grund für den Klimawandel, auch wenn es immer noch eine Minderheit gibt, die das bestreitet. Zahlreiche sind sich allerdings bewusst, dass sich etwas ändern muss, um den Ausstoss von Treibhausgasen zu reduzieren. Darüber, wie das aber passieren soll, ist man sich nicht einig. Dass sich aber auch in der Art wie Supply Chains gemanagt werden, erscheint klar. Ein grosser Teil der Treibhausgase von Unternehmen wird in den Supply Chain Prozessen ausgestossen, nämlich in der Produktion, Energiegewinnung und im Transport. Durch die starke Globalisierung in den letzten Jahren ist der Ausstoss noch grösser geworden, da viele Produkte einen noch längeren Weg zurücklegen, bis sie beim Endkunden ankommen (Christopher, 2023, S. 293). Daher wird mittlerweile oft eine Klimabilanz von den einzelnen Unternehmen verlangt (Dahlmann et al., 2023).

Scope 1 bis Scope 3 Emissionen

Um den Ausstoss von Treibhausgasen in Unternehmen zu kategorisieren, werden diese gemäss dem Greenhouse Gas Protocol (GHG-Protokoll) in drei Scopes eingeteilt. Dieses GHG-Protokoll wurde vom World Business Council for Sustainable Development entwickelt und 1998 ins Leben gerufen. Es bietet Standards, Leitlinien, Werkzeuge und Schulungen für Unternehmen zur Messung und Steuerung ihrer Emissionen (Preveden, 2024, S. 140).

Abbildung 1: Scope of Emissions. Quelle: https://www.shiftcarbon.io/tracesafe-resources/zeroing-inon-
scope-1-2-and-3-emissions-what-they-are-and-why-measuring-all-three-iscrucial-
for-real-climate-action

Die Scopes umfassen die folgenden Arten von Emissionen:

  • Scope 1: Direkte Emissionen, die vom Unternehmen verursacht werden wie z.B. durch Produktionsprozesse, durch das Energiegewinnen mit eigenen Anlagen oder beim Transport durch eigene Fahrzeuge (World Economic Forum, 2021).
  • Scope 2: Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie. Diese Treibhausgase werden zwar nicht direkt vom Unternehmen erzeugt, sie werden von ihnen verbraucht (World Economic Forum, 2021).
  • Scope 3: Alle Emissionen, die im Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette entstehen. Auch die indirekten Emissionen aus Up- und Downstream (Lieferanten- und Kundenseitige Schritte in einer Supply Chain) (World Economic Forum, 2021).

Nutzen für Unternehmen

Genutzt werden die Scopes vor allem als Rahmenwerk für die systematische Analyse der ausgestossenen Emissionen eines Unternehmens und ermöglichen so die Transparenz für die Kunden und den Vergleich mit der Konkurrenz. Auch können aufgrund der Auswertungen der Analyse Strategien für die Reduktion der Treibhausgase entwickelt oder angepasst werden (Bode, S., Lüdeke, F. 2007).

Risiken und Schwächen

Das Aufzeigen von Scope 3-Emissionen, die entlang der Lieferkette entstehen, ist für viele Unternehmen schwierig. Vor allem für grosse Unternehmen mit einer grossen Anzahl an Produkten und Lieferanten ist das Erheben der Daten ein enormer Aufwand. Viele wissen zudem nicht, wer die Lieferanten in den verschiedenen Stufen sind, insbesondere bei den zweiten oder noch weiter hinten liegenden Stufen. Auch wenn die Lieferanten bekannt sind, ist die Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Daten nicht immer garantiert.


Ein weiteres Problem ist, dass verschiedene Unternehmen unterschiedliche Ansätze bei der Erfassung von Scope 3-Emissionen haben. Einige beschränken sich nur auf Emissionen bis zum Produktionsende, während andere auch den Endverbrauch sowie die Entsorgung von Produkten einbeziehen. Es gibt zudem einen Mangel an einheitlichen Standards und vertrauenswürdigen Zertifizierungen. Dadurch wird es für die Verbraucher schwierig, die Nachhaltigkeit mit Sicherheit zu überprüfen (World Economic Forum, 2021).

Scope 3 Emissionen im Supply Chain Management

Scope 3 beginnt beim Upstream-Teil einer Supply Chain, wo die Emissionen aus den eingekauften Produkten, und dem Transport berücksichtigt werden. Anschliessend gehören auch Scope 1 und 2 des Unternehmens dazu, aus dessen Sicht die Analyse gemacht wird. Der Transport, der Gebrauch und die Entsorgung der verkauften Produkte gehört zum Downstream-Teil einer Supply Chain und werden wieder in der Scope 3 Analyse berücksichtigt (World Economic Forum, 2021).

Eine Emissionsanalyse von über 4000 Unternehmen hat ergeben, dass die Upstream Emissionen im Durchschnitt doppelt so hoch sind wie die Scope 1 und 2 Emissionen des Unternehmens. Bei einem Bergbauunternehmen, das am Anfang der Lieferkette steht, sind es sogar vier Mal mehr (Butt et al. 2024).


Fazit

Die Einbeziehung der Lieferanten in die Reduzierung der Scope 3 Emissionen ist entscheidend, um den Emissionsfussabdruck des Unternehmens deutlich zu verringern. Ein effektives Engagement der Lieferanten kann Einkäufern helfen, zahlreiche Vorteile zu nutzen, darunter eine höhere betriebliche Effizienz, ein besserer Ruf der Marke und die Einhaltung von Vorschriften zum Klimawandel (Butt et al. 2024). Trotzdem gibt es noch einige wesentliche Schwächen, die berücksichtigt werden müssen, wie die Komplexität der Datenerfassung und die fehlende Vergleichbarkeit und Transparenz der Emissionen.


Quellenverzeichnis

  • Bode, S., Lüdeke, F. (2007). CO2-neutrales Unternehmen – was ist das?. Deutschland: Springer.
  • Butt, A. S., Alghababsheh, M., Sindhwani, R., & Gwalani, H. (2024). Role of supplier engagement to reduce Scope 3 emissions in circular supply chains. Business Strategy and the Environment.
  • Christopher, M. (2023). Logistics & Supply Chain Management (S.293). United Kingdom: Pearson.
  • Dahlmann, F. (2023). Navigating the “performing organizing” paradox: tensions between supply chain transparency, coordination, and scope 3 GHG emissions performance. In K. Stephen Brammer and Jens K. Roehrich. United Kingdom: Emerald Publishing Limited.
  • Intergovernmental Panel on Climate Change(IPCC), (2023). Climate Change 2023 Synthsis Report.
  • Preveden, V. (2024). Nachhaltigkeit als strategischere Wettbewerbsvorteil. Deutschland: Springer.
  • World Economic Forum. (2021). Net-Zero Challange: The supply chain opportunity. https://www.weforum.org/publications/net-zero-challenge-the-supplychain-
    opportunity/

Dieser Text wurde von Leo Merino, DSC24 im Rahmen einer Einzelarbeit im Modul Integriertes Supply Chain Management erstellt. Geringfügige redaktionelle Änderungen wurden vorgenommen.

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