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Digital Supply Chain Management Blog

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Rollen in Supply Chains

Unternehmen können verschiedenste Rollen oder Funktionen in einer Supply Chain (Lieferkette, Value Chain, Wertschöpfungsnetzwerk) einnehmen. Dieser Beitrag beschreibt die wichtigsten dieser Rollen und beschreibt weitere Akteure, die in Supply Chains zentrale Rollen einnehmen

Arbeitsteilige Wertschöpfung = Supply Chain Management

Seit Adam Smith 1776 die Vorteile der Arbeitsteilung beschrieben hat als eine Aufteilung von Arbeitsprozessen in Teilprozesse, welche durch eine Aufteilung auf spezialisierte Akteure zu einer höheren Produktivität führen kann, hat sich die Wirtschaft und auch die betriebswirtschaftliche Forschung wesentlich weiterentwickelt. Durch die arbeitsteilige Organisation unseres Wirtschaftssystems konnte der Wohlstand unserer Gesellschaft signifikant gesteigert werden.

Im Herzen der Konzepts der Aufteilung von Wertschöpfungsaktivitäten in unserer Wirtschaft steht heute der Begriff des Supply Chain Managements. Im Grundsatz lässt sich die Wertschöpfung durch wirtschaftliche Aktivitäten aus dem Wert einer Produktionsleistung minus des Werts der Vorleistungen berechnen. Der Vorgang der Wertschöpfung lässt sich mit drei Begriffen (vereinfacht) erklären:

  • Inputs: Ein Unternehmen benötigt Rohstoffe oder Halbfertigprodukte, die es bearbeiten oder verarbeiten kann und die es zu einem bestimmten Preis von Dritten kaufen muss.
  • Transformation: Die Verarbeitung der Inputs kann als Transformationsprozess bezeichnet werden. Hier werden Inputs in Gebäuden des Unternehmens (z.B. Fabrik) wertsteigernd transformiert, indem das Wissen des Unternehmens über Bearbeitungsaktivitäten genutzt wird, um mit Robotern, Maschinen oder menschlicher Arbeitskraft Rohstoffe und Komponenten miteinander zu verbinden oder diese zu verändern um einen Output zu schaffen.
  • Output: Dies ist das Produkt (oder auch Dienstleistung), welche aus dem Transformationsprozess als Output entsteht und Kunden zum Kauf angeboten wird. Im Idealfall sind Kunden bereit, den Output zu einem höheren Preis zu kaufen, als das Unternehmen selbst für die Inputs und die Transformationsleistung zahlen musste (direkte und indirekte Waren, Löhne, Abschreibungen, Energien etc.). Die Differenz bemisst die Wertschöpfung des Unternehmens, bzw. des Produkts.

Durch die zunehmende Arbeitsteilung ist es sehr selten, geworden, dass nur eine solche Transformationsleistung zwischen Rohstoff und fertigem (Konsum-)Gut steht, das von Konsumentinnen und Konsumenten gekauft wird. Stellen Sie sich ein Mobiltelefon vor, das aus einer Vielzahl von Komponenten besteht. Das Unternehmen "Fairphone" hat mit dem Tool "Sourcemap" seine Supply Chain für das FairPhone 3 einfach visualisiert - von den Niederlanden bis Ruanda, China und den USA.

Stellen Sie sich vor, welche Schritte alleine ein Touch-Screen durchläuft, um aus Glas, Plastik und diversen seltenen Erden am Ende die Schnittstelle zwischen Ihnen und dem Gerät zu werden (HCI - Human-Computer-Interface) - und stellen Sie sich vor, wie viele unterschiedliche, teilweise hochspezialisierte Unternehmen, zwischen dem Rohstoff und dem Handy-Hersteller Ihres Vertrauens stehen. Das World Economic Forum hat in Zusammenarbeit mit "Visual Capitalist" die Rohstoffe und besonders die seltenen Erden visuell zusammengestellt, die Sie in Ihrem Handy finden:

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Unternehmensrollen in Supply Chains

Die Rolle des Herstellers, oder Produzenten, haben wir oben bereits am Beispiel Ihres Handys dargestellt. Was geschieht nun aber, wenn ein Hersteller eines Produkt, dieses nicht an KonsumentInnen, sondern an ein anderes Unternehmen weiterverkauft, damit dieses Unternehmen daraus wieder ein neues Produkt herstellen kann? Dann wird der Hersteller zum Lieferanten des nächsten Unternehmens in der Wertschöpfungskette (Supply Chain). Zu den Lieferanten gehören nicht nur die Hersteller von Zwischenprodukten, sondern auch von Komponenten, aber auch die "Hersteller" von Rohstoffen. Wobei sich der Prozess der "Herstellung" von Rohstoffen dadurch abgrenzt, dass die wertschöpfende Leistung in der Extraktion des Rohstoffs aus der Natur (Boden, Luft, Wasser etc.) besteht.

Wenn die Wertschöpfungsschritte nun am Ende ein "fertiges" Produkt ergeben, das bereit ist für die Nutzung oder den Konsum durch Endkunden, dann ist die Frage noch nicht gelöst, wie die Produkte tatsächlich zu diesen zahlungsbereiten Kunden kommen. Hier kommen die Distributoren ins Spiel. Distributoren sind Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, Produkte von Herstellern zu kaufen, und diese dann an KonsumentInnen weiterzuverkaufen. Damit nehmen sie eine Rolle als Intermediäre in Supply Chains ein. Die Distribution muss natürlich nicht über eine Stufe alleine ablaufen, sondern kann von Agenten oder Grosshändlern bis zu Einzelhändlern gehen, bevor das Produkt die KonsumentInnen erreicht. Durch e-Commerce wurden die Konfigurationen solcher Distributionsnetzwerke in unterschiedlichsten Branchen durchgerüttelt und Unternehmen wie Amazon, Digitec Galaxus oder Brack haben Distributionsstufen und Akteure teilweise überflüssig gemacht, bzw. Kunden neue Wege eröffnet, Produkte einzukaufen. In einigen Branchen hat sich auch das Direct-to-Consumer Modell entwickelt, mit dem Distributionspartner ganz ausgeschaltet werden und die Lieferung direkt vom Hersteller an KonsumentInnen erfolgt. Von diesen Veränderungen ist besonders auch der stationäre Einzelhandel betroffen. Übrigens zählen nicht nur Single-Channel, Multi-Channel und Omni-Channel zu den verschiedenen Ansätzen, eine Distributionsstrategie zu gestalten. Auch der Begriff Drop-Shipping (Streckengeschäft) ist eine besondere Form der Distribution, wobei dieser durch einige "Get Rich Quick Schemes" auf Social Media ein wenig in Verruf geraten ist, aber durchaus sinnvoll und gewinnbringend genutzt werden kann.

Neben den drei Rollen "Lieferant", "Hersteller" und "Distributor" kommen weitere in einer Supply Chain dazu, ohne die moderne Wertschöpfungsnetzwerke nicht funktionieren würden, insbesondere:

  • Logistikdienstleister: Diese Unternehmen spezialisieren sich auch den Transport und die Lagerung von Waren. Von grossen Gesamtanbietern bis zu hochspezialisierten Speditionsunternehmen, Lagerhausbetreibern und Transportunternehmen mit eigenen LKWs, Flugzeugen und Frachtschiffen besteht diese Rolle aus einer vielfältigen Art von Unternehmen - von weltumspannenden Konzernen bis zum City-Logistics Anbieter, der die "Letzte Meile" in einer einzelnen Stadt abdeckt.
  • Dienstleister: Diese Rolle umfasst eine noch grössere Vielfalt an Leistungen, welche Unternehmen benötigen, um ihre Supply Chains in Schwung zu halten. Dazu gehören Unternehmensberater und IT-Dienstleister, Anbieter von Plattformen aber auch Unternehmen, die sich auf den Betrieb und Unterhalt von Gebäuden (Facility Management) oder die Reparatur und Wartung von Maschinen und Anlagen spezialisiert haben.

Weitere Rollen in Supply Chains

Neben Unternehmen spielen weitere Akteure wichtige Rollen in Wertschöpfungsnetzwerken. Allen voran die KonsumentInnen. Diese verbrauchen ("konsumieren") die Leistungen, die in einer Supply Chain hergestellt und bewegt wurden. Als Abgrenzung dazu steht der Begriff der KundInnen. Dieser Begriff kann breiter gefasst verstanden werden, als KonsumentIn, da KundInnen ein Produkt oder eine Dienstleistung zwar kaufen, diese aber nicht zwingend auch verbrauchen müssen - vielmehr können sie z.B. die Produkte weiterverkaufen. Zur besseren Abgrenzung werden u.a. auch Begriffe wie B2B (Business-to-Business), B2C (Business-to-Consumer) oder D2C (Direct-to-Consumer) und B2B2C zur Abgrenzung verwendet.

Ohne KonsumentInnen als erste (oder je nach Betrachtungsrichtung letzte) Stufe einer Supply Chain, ist am Ende dafür ausschlaggebend, ob alle Unternehmen in der Supply Chain mittelfristig Abnehmer für ihre Fertigprodukte oder Zwischenprodukte, Komponenten und Rohstoffe finden. Dies ist zum einen der Grund, weshalb moderne Supply Chains radikal kundenorientiert ausgerichtet sind, aber auch weshalb zunehmend argumentiert wird, dass der Wettbewerb nicht mehr zwischen einzelnen Unternehmen, sondern zwischen Supply Chains stattfindet, da sich KonsumentInnen letztendlich für das Gesamtergebnis aus den verketteten Wertschöpfungsschritten entscheiden.

Zusätzlich spielen Gesetzgeber und Regulatoren in Supply Chains eine wesentliche Rolle. Sowohl der Staat als auch weitere Organisationen setzen Regeln und Standards fest, an die sich Unternehmen halten müssen und stellen wenn notwendig auch deren Einhaltung sicher. Dazu gehören vertragsrechtliche Bestimmungen, aber auch Arbeitsgesetze zum Schutz von Mitarbeitenden oder Umweltschutzgesetze zum Schutz der Natur.

Während Gesetze und Regeln verstanden werden können als eine formalisierte Darstellung der Werte und Normen, die einer Gesellschaft überwiegend wichtig sind. Aber nicht alle Anliegen und Interessen werden von Anfang an vom Grossteil einer Gesellschaft als wichtig eingestuft. In solchen Fällen, wenn keine Gesetze existieren oder diese aus Sicht eines Teils der Gesellschaft nicht weit genug gehen, spielt die Zivilgesellschaft, vertreten durch Vereine, Verbände, Initiativen und NGOs eine bedeute Rolle in Supply Chains, um Anliegen an Unternehmen zu kommunizieren, aber auch um darauf zu achten, dass Unternehmen gesellschaftliche Normen und Werte einhalten.

Mehr Wissen und Kompetenzen zum Supply Chain Management gibt es im berufsbegleitenden Bachelorangebot Digital Supply Chain Management an der FH Graubünden.

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