Vielleicht ja und du wusstest es nicht. Denn LGBTQIA+ Menschen sind überall. In der Chefetage. Im Coiffeursalon. In der Schule. In der Werkstatt. Auf der Bühne. Im Bundeshaus. Online. Offline. Zwischen zwei Kaffees und unter den Helmen auf dem Bau. Und das ist keine Metapher - das ist Realität. Denn LGBTQIA+ ist keine Nische, kein Trend, kein «Lifestyle». Wir sind nicht auf einen Pride-Monat beschränkt oder an Regenbogen-Filter gebunden. Wir sind Teil der Gesellschaft. Teil jeder Branche. Teil jedes Landes.
Ob CEO, Florist:in, Lehrer:in, Busfahrer:in oder Militärpilot:in - queere Menschen gibt es in allen Branchen, auf allen Hierarchiestufen. Ja, es gibt queere Bäuerinnen. Ja, es gibt nicht-binäre Politiker:innen. Und ja, der nette Typ im Callcenter könnte ein trans Mann sein, der einfach seinen Job macht, wie alle anderen auch. Viele sind sich nicht bewusst, dass viele Menschen (noch) nicht geoutet sein könnten, weil es nicht überall sicher ist oder weil sie einfach nicht auf ihre Identität reduziert werden wollen. Was zählt: Wir leisten genauso viel, denken genauso viel, fühlen genauso viel wie jede:r andere.
Wir kennen die grossen Namen: Elton John, Janelle Monáe, Laverne Cox, Sam Smith - sie bringen queere Sichtbarkeit auf Bühnen und Bildschirme. Aber was ist mit dem queeren Taxifahrer in Belgrad? Der lesbischen Bäckerin in Nairobi? Dem nonbinären Softwareentwickler in Appenzell? Queere Menschen gibt es weltweit - auch dort, wo man sie vielleicht nicht erwartet. Sie führen Unternehmen, gründen Familien, schreiben Bücher, bauen Häuser, programmieren Websites und kämpfen für ihre Rechte. Manchmal sichtbar. Manchmal im Stillen. Aber immer mit Bedeutung.
Du glaubst es immer noch nicht? Dann schau dir mal die Geschichte an. Einige der einflussreichsten Menschen der Weltgeschichte waren Teil der LGBTQIA+ Community, lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Alan Turing zum Beispiel, der Vater der modernen Informatik, rettete mit seiner Arbeit am Enigma-Code Millionen Leben und wurde wegen seiner Homosexualität verfolgt. Oder Leonardo da Vinci, eines der grössten Genies der Renaissance, dessen queere Identität heute von vielen Historiker:innen als Teil seines Schaffens und Denkens verstanden wird. Und auch Alexander der Grosse, der legendäre Feldherr, dessen enge Beziehung zu seinem Gefährten Hephaistion in vielen Quellen als mehr als nur kameradschaftlich beschrieben wird. Ein Mann, der ein Weltreich aufbaute und dennoch offen mit seiner Zuneigung zu einem anderen Mann lebte, im antiken Griechenland.Und was ist mit Frida Kahlo? Der legendären Malerin, die bisexuell war und ihre Identität radikal frei lebte? Oder Harvey Milk, der als erster offen schwuler Politiker in den USA gewählt wurde.
Diese Menschen, und viele mehr, haben Geschichte geschrieben. Sie haben Denkweisen verändert, Fortschritt ermöglicht, Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft geprägt. Nicht obwohl sie queer waren, sondern auch weil sie queer waren.
Auch in der Schweiz ist die LGBTQIA+ Community präsent - auch wenn sie oft unter dem Radar läuft. Michel von Känel, bekannt als Dragqueen Paprika, steht im Theater im Rampenlicht und am Morgen wieder im Klassenzimmer als Oberstufenlehrer. Tamara Funiciello kämpft im Nationalrat für Gleichstellung - offen, feministisch und bisexuell. Viele wissen gar nicht, wie oft sie queeren Menschen begegnen - weil unsere Existenz nicht immer laut oder auffällig ist. Man muss nicht Regenbogen tragen, um dazuzugehören. Und genau das zeigt: Wir sind keine Ausnahme. Wir sind Realität. Auch in der Schweiz.
Sichtbar zu sein heisst nicht, laut oder schrill zu sein. Es heisst, anerkannt zu werden, mitgedacht zu werden, nicht hinterfragt zu werden. Queere Menschen sind nicht besonders - sie sind einfach Teil der Vielfalt menschlicher Identität. Also: nächstes Mal, wenn du denkst «Ich kenne gar keine queeren Menschen», vielleicht kennst du mehr, als du glaubst. Vielleicht arbeitest du mit ihnen, lernst von ihnen, bist mit ihnen befreundet oder verwandt. Und vielleicht ist genau das der Punkt.
Wir sind überall. Und wir gehören überall hin!
Alexis Cruz
Gründungsmitglied LGBTQIA+ Netzwerk der Fachhochschule Graubünden
ENGLISH
Have you talked to a queer person today?
Maybe you have, and you didn’t even know it. Because LGBTQIA+ people are everywhere. In executive offices. In hair salons. In schools. In workshops. On stage. In parliament. Online. Offline. Between two coffees and under the helmets on construction sites. And that’s not a metaphor – it’s reality. LGBTQIA+ isn’t a niche, a trend, or a «lifestyle.» We’re not limited to Pride Month or tied to rainbow filters. We are part of society. Part of every industry. Part of every country.
Whether CEO, florist, teacher, bus driver, or military pilot – queer people exist in every profession and at every level of hierarchy. Yes, there are queer farmers. Yes, there are non-binary politicians. And yes, the friendly guy in the call center might be a trans man, just doing his job like everyone else. Many people are unaware that some may not be out – because it’s not safe everywhere, or simply because they don’t want to be reduced to their identity. What matters: We work just as hard, think just as much, and feel just as deeply as anyone else.
We know the big names: Elton John, Janelle Monáe, Laverne Cox, Sam Smith – they bring queer visibility to stages and screens. But what about the queer taxi driver in Belgrade? The lesbian baker in Nairobi? The non-binary software developer in Appenzell? Queer people exist worldwide – even in places you might not expect. They run businesses, start families, write books, build houses, program websites, and fight for their rights. Sometimes visibly. Sometimes quietly. But always meaningfully.
Still don’t believe it? Take a look at history. Some of the most influential people in world history were part of the LGBTQIA+ community – long before the term even existed. Take Alan Turing, for example, the father of modern computer science, who saved millions of lives with his work on the Enigma code and was persecuted for his homosexuality. Or Leonardo da Vinci, one of the greatest geniuses of the Renaissance, whose queer identity is now understood by many historians as integral to his creativity and thinking. And also Alexander the Great, the legendary military leader, whose deep bond with his companion Hephaestion is described in many sources as more than just brotherly. A man who built a global empire and still lived openly with his affection for another man – in ancient Greece.
And what about Frida Kahlo? The legendary painter who was bisexual and lived her identity with radical freedom? Or Harvey Milk, the first openly gay elected politician in the U.S.?
These people – and many more – made history. They changed minds, drove progress, and shaped science, art, and society. Not despite being queer, but also because they were queer.
Here in Switzerland, too, the LGBTQIA+ community is present – even if often under the radar. Michel von Känel, known as drag queen Paprika, shines on stage and returns to the classroom as a secondary school teacher the next morning. Tamara Funiciello fights for equality in parliament – openly, feminist, and bisexual. Many people don’t realize how often they encounter queer individuals – because our existence isn’t always loud or flamboyant. You don’t need to wear a rainbow to belong. And that shows: we are not the exception. We are reality. Even in Switzerland.
Being visible doesn’t mean being loud or flashy. It means being recognized, being considered, not being questioned. Queer people are not unusual – they are simply part of the natural diversity of human identity. So next time you think, «I don’t know any queer people» – maybe you know more than you think. Maybe you work with them, learn from them, are friends with them, or related to them. And maybe that’s the point.
We are everywhere. And we belong everywhere!
Alexis Cruz
Founding member of the LGBTQIA+ Network at the University of Applied Sciences of the Grisons
🌈 Vielen Dank für diesen Beitrag! Es ist so wertvoll, dass Themen rund um LGBTQ+ sichtbar gemacht und mit so viel Offenheit behandelt werden, damit Verständnis und Empathie gefördert werden!
This is what we needed to hear. Thank you Alexis!