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E-Books werden doch gelesen!

Soll bitte keiner mehr behaupten, dass E-Books keinen Lesermarkt haben. Das stimmt definitiv nicht, wie die Studie „Gutenberg 3.2“ zur Digitalen Content-Nutzung (DCN), in Auftrag gegeben vom Bundesverband Musikindustrie, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) gezeigt hat.

Das nächste neue Buch liegt längst nicht mehr im Laden um die Ecke. Es steht im Internet. Aber genau da liegt das Problem. Die Studie rechnet vor, dass beispielsweise etwa 10 bis 30 Millionen E-Books innerhalb der vergangenen anderthalb Jahre von einem einzigen "illegalen" Server in Belize runtergeladen wurden. Ihnen stehen nur 4.7 Millionen E-Books gegenüber, die in Deutschland 2011 legal verkauft wurden. Bereits in 2011 wurden ca. 60% der E-Books illegal aus dem Internet heruntergeladen (Gutenberg 3.1). Logischerweise spürt die Branche diesen monetären Verlust. Dabei ist es so gut wie unmöglich die Server vom Netz nehmen zu lassen, da hierfür eine internationale Zusammenarbeit der Behörden notwendig wäre, die derzeit nicht in Aussicht steht. Interessant ist auch die technische Methode mit der man an die E-Books gelangt. Es werden Links zur Verfügung gestellt, die zu einem One-Click-Hoster (OCH) führen. Dort erst lädt der Nutzer die Dateien herunter. Dieses Verfahren ist sowohl für den Anbieter als auch für den Abnehmer ein weitgehend sicheres Downloadverfahren.

Wenn wir das mit den Erfahrungen der Musikbranche in den letzten Jahren vergleichen, so sind hier einige grosse Parallelen erkennbar. Die Musikindustrie hat zunächst erfolglos versucht gegen den illegalen Download von Titeln im Netz vorzugehen und ist erst im nächsten Schritt allmählich zu einem tragfähigen Geschäftsmodell gekommen, indem sie sich an den Wünschen (dem Druck) der Nutzer orientiert hat: Preiswerter, einfacher Download und Flexibilität in der (privaten) Nutzung der elektronischen Objekte. Aber bis die Buchbranche zu dieser Einsicht kommt wird es wohl noch einige Zeit dauern. Derzeit denkt man in dieser Branche noch im alten Muster: „Wir sind nicht zufrieden mit der Rechtslage. Seit mehr als drei Jahren verspricht die Bundesregierung, etwas gegen die Piraterie zu tun.", so Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenverein des Deutschen Buchhandels.

Aber warum auf andere warten und nicht selbst etwas innovatives unternehmen, Herr Skipis?

Dass es auch anders geht und sogar ohne starres Digital-Rights-Management-Korsett, zeigt die aktuelle Aktion von "Humble Bundle". Bisher vor allem durch den spendenbasierten Verkauf von Computerspielen bekannt, hat sich das "Humble Bundle"-Team seit dieser Woche auch auf den E-Book-Markt gewagt: Mehrere namhafte Autoren, darunter auch Cory Doctorow und Neil Gaiman bieten neue Werke als E-Books zur Verfügung und der Käufer kann selbst entscheiden, wieviel er den Autoren, dem Humble-Bundle-Team, der Electronic Frontier Foundation (EFF) und/oder der Aktion "Child's Play Charity" für die E-Books zahlen will.

Mehr zu diesem Thema:
- FAZ vom 13.10.2012: E-Book-Piraterie. Die bösen Jungs kriegt man nicht.
- Gulli News vom 01.10.2012: Gutenberg 3.2: Piraterie kostet die Buchbranche Millionen
- heise.de vom 10.10.2012: Humblebundle.com verkauft erstmals E-Books

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