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Computational and Data Science Blog

Racing for AI: The robots are coming 

Am 13. März 2025 fand an der FH Graubünden das erste öffentliche Meetup der Studienrichtungen Computational and Data Science (CDS) und Artificial Intelligence in Software Engineering (AISE) statt. Im Rampenlicht standen Pascal Kaufman, Neurowissenschaftler und Unternehmer bei Lab42, und sein humanoider Unitree G1 Roboter “Alpi”. Gemeinsam brachten sie den rund 60 Teilnehmer:innen aus Ausbildung, Wissenschaft und Politik Konzepte der Künstliche Intelligenz (KI) näher. Was Napoleon damit zu tun hat und wo sich die Schweiz im globalen Wettrennen zwischen China und der USA positioniert, erfahren Sie hier.  

Vom Höhlenmenschen aufwärts

Kaufmann skizzierte zunächst die Entwicklung der Menschheit vom einst mittellosen Höhlenmenschen zum sogenannten “Homo faber” - dem Menschen, der seine Umwelt mit dem geschickten Einsatz von Werkzeug und handwerklichem Geschick bezwingt und formt. Heute jedoch prägt eine neue Spezies unser Zeitalter: Der Homo gaudens, der in Freizeit und Vergnügen lebt. Dazu stellt Kaufmann die entscheidende Frage, ob das Leben dieses Homo gaudens bald vollständig in der virtuellen Welt stattfinden wird. 

Pascal Kaufmann Keynote
Präsentation von Pascal Kaufmann zum Thema Künstliche Intelligenz

Wir wissen bereits, dass Maschinen den Menschen in klar definierten Aufgaben übertreffen. Doch wahre Intelligenz erfordert mehr als blosse Rechenleistung – sie benötigt Kompetenz, also die Fähigkeit, bestehendes Wissen in neuen Situationen anzuwenden. Kaufmann betont, dass der Schlüssel zur Entwicklung einer wirklich unterstützenden KI genau in dieser Schnittstelle zwischen Leistung und Kompetenz liegt. 

Und was hat das mit Napoleon zu tun?

Was ist geschummelte Intelligenz? Zur Veranschaulichung beschreibt Kaufmann ein Schachspiel von 1809 zwischen Napoleon und einer mechanischen Holzpuppe. Damals schien es, als würde die verzauberte Puppe eigenständig Schach spielen. Tatsächlich wurde sie von einem im Tisch versteckten Menschen gesteuert. Heute, so Kaufmann, seien viele KI-Systeme nichts anderes als diese Puppe, oder von Programmierer:innen entwickelte "tinned human intelligence" (auf Deutsch konservierte menschliche Intelligenz). Ein Tesla sei laut Kaufmann letztlich nicht mehr (und nicht weniger) als ein Auto mit Funkgerät.

Die AI von heute hat nichts mit Intelligenz zu tun.

Pascal Kaufmann

Daraus stellt sich für AISE-Student Oliver Schütz die Frage, ob die derzeit verbreiteten Transformer-basierten Modelle für wirkungsvollen Fortschritt ausreichen, oder ob es einen radikal neuen Ansatz braucht. Klar ist, dass viele der gängigen Transformer-Modelle an der präzisen Generation von spezifischem Output scheitern. Zum Beispiel wird bei der Anfrage an ChatGPT, ein “volles Weinglas” zu generieren, nie ein bis zum Rand gefülltes Weinglas gezeigt. Das liegt daran, dass die Modelle von ungenügend vielfältigen und unzureichend definierten Trainingsdaten erstellt wurden. Ein “volles Weinglas” ist laut allgemeinem Verständnis schliesslich ein Glas, das ungefähr zwei Deziliter enthält.

Leiter der Studienrichtung Artificial Intelligence in Software Engineering Florian Herzog sagt dazu, es fehle schlichtweg an semantischem Verständnis rund um den Begriff eines vollen Weinglases. Das abstrakte Weltmodell (auf English "abstract world view”), in dem ein Glas randvoll sein könnte, existiert für die heutige KI einfach nicht.

Corsin Capol Intro
CDS-Studienleiter Corsin Capol

Wie es mit der KI weitergehen kann

Für Unterhaltung sorgte an diesem Abend besonders Kaufmanns Begleiter “Alpi.” Doch die zentrale Frage, wie Roboter uns in Zukunft unterstützen und wie unsere Interaktionen mit ihnen erweitert werden, bleibt.

Ich bin immer ein bisschen enttäuscht gewesen...bis ich mal die Apple Vision Pro am Kopf hatte. Die virtuelle Welt ist bald interessanter als die reale.

Pascal Kaufmann

Um echten Fortschritt zu erzielen, müsse allerdings zuerst das Prinzip von Intelligenz entschlüsselt werden. Der Suche nach einer “Human-Level AI”, einer menschenähnlichen KI, widmet sich nun Lab42. Zudem engagiert sich Kaufmann bei AlpineAI’s SwissGPT – einem Large Language Model, das im Gegensatz zu den US Amerikanischen und Chinesischen Varianten der Schweizer Legislatur unterliegt und somit auch den Schweizer Datenschutzrichtlinien.

Student mit Roboter Alpi
AISE-Student Leandro da Silva Pinto mit Roboter Alpi

Talente für die Zukunft gesucht

Das jüngste KI-Lab der Schweiz kooperiert mit über 60 Unternehmen und sucht laufend junge Talente aus Graubünden und der FH. Auf die Frage von CDS-Student Michal Graber, was man in der Zukunft allerdings für Jobs benötigen würde, antwortet Kaufmann mit “Feinhandwerk”:

Ich würde einer Maschine noch nicht vertrauen, mir beim Haareschneiden nicht das Ohr abzuschneiden.

Pascal Kaufmann

Ob es nun darum geht, Donald Trumps erklärtes Ziel herauszufordern, “woke” Sicherheitsstandards in der KI abzuschaffen, oder schlicht aus Neugierde und dem Drang, bei der Lösung eines der grössten modernen Rätsel rund um die menschliche Intelligenz mitzuwirken, dürfen sich CDS und AISE-Studierende laufend bei Kaufmann melden, um ihren Weg nach dem Studienabschluss und in die Zukunft der KI mitzugestalten.

Gruppenfoto mit DAViS und Pascal Kaufmann
V.r.n.l. Keynote Speaker Pascal Kaufmann, Studienleiter Corsin Capol, Alpi, Departementsleiter Angewandte Zukunftstechnologien Bruno Studer, DAViS Forschungsleiter Heiko Rölke

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