In der ersten Blockwoche des Frühlingssemesters durften wir die Hamilton Medical AG am Standort in Domat Ems besuchen. Die Hamilton Medical AG wurde 1983 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Bonaduz. Das Unternehmen ist auf die Entwicklung und Produktion von Beatmungsgeräten spezialisiert und hat sich einen Ruf als Innovator in diesem Bereich erworben. Die Produkte von Hamilton Medical umfassen eine breite Palette an Beatmungsgeräten, einschließlich stationärer und mobiler Geräte sowie die Produktion zugehöriger Verbrauchsmaterialien. Das Unternehmen legt grossen Wert auf die Forschung und Entwicklung und ist bestrebt, die neuesten Technologien und Methoden in seine Produkte zu integrieren.
Zur Einführung bekamen wir einen ausführlichen Rundgang durch die Produktion und erhielten spannende Einblicke über die Herstellungsprozesse von Beatmungsgeräten. Interessant war auch für uns zu erfahren, welche Hürden bei medizinischen Produkten bestehen. So sind Zulassungen durch die amerikanische FDA (Food and Drug Administration) erforderlich, welche komplexere Anforderungen als der hiesige TÜV (Technischer Überwachungsverein) stellt. Uns wurde zudem der hohe Prüfaufwand vor Augen geführt. Bei solch kritischen Produkten wie Beatmungsgeräten ist nämlich eine 100% Prüfung für einen Grossteil der Bauteile nötig.
Ich war beeindruckt von der modernen Produktionslogistik und dem Umgang mit den sensiblen Produkten
Leandro Gregorini, Student Computational and Data Science
Im Anschluss bekamen wir einen ausführlichen Vortrag von Herr Dr. sc. Nat. Johannes Meyer, welcher uns verschiedene Einsatzgebiete von Modellierung und Data Science in der Hamilton Medical vorstellte.
Herr Meyer erklärte uns, was es bei der Signalverarbeitung (beispielsweise die Atemfrequenz eines intubierten Patienten) zu beachten gibt. So konnte wir bereits Parallelen zu theoretischen Themen aus unserem Studiengangs sehen: zum Beispiel ist die Fourier-Transformation eine omnipräsente Methode in der Signalverarbeitung.
Zudem wies er darauf hin, wie stark sich Modell- oder Labordaten von „echten“ Patientensignalen aus der Intensivstation unterscheiden. Dort unterscheiden sich die Eingangssignale oft stark von den Modell-Szenarien. Auch sei es für die Modellierung wichtig, ein gewisses Grundverständnis der Intensivstation aufzubauen. Uns wurde wie so oft aufgezeigt, dass Domänenwissen in jeder Anwendung unabdingbar ist.
Laut Herrn Meyer gibt es jedoch auch noch ungelöste Probleme. So wird beispielsweise an der Vorhersage von Sepsis (kann zu lebensbedrohlichem Multiorganversagen führen) stark geforscht. Jedoch war man bisher noch nicht imstande ein geeignetes Model zu entwickeln. Es ist bei jetzigem Forschungsstand noch nicht mal klar, ob eine Lösung existiert.
Es sei so, dass man bei bildgebenden Verfahren wie die Erkennung von Lungenentzündungen über Röntgenbildern schon sehr weit ist, jedoch bei Signalbehafteten Daten wie die Sepsis-Vorhersage noch am Anfang steht.
Es ist extrem spannend zu sehen, wo die Limitationen der Data Science liegen
Raphael Brunold, Student Computational and Data Science
Auch wies Herr Meyer darauf hin, dass die Zulassungsverfahren für auf Machine Learning basierende Technologien erst am Anfang stehen. Zudem muss man beachten, dass jedes Land seine eigenen Regulatorien hat. Zum Beispiel verfolgen die FDA in den USA und die EU andere Strategien, was insbesondere einen grossen EInfluss auf die Innovationsfähigkeit der entsprechenden Gebiete haben kann.
Wir konnten den Vortrag von Herrn Meyer sehr geniessen. Mit viel Enthusiasmus und Detailtreue gab er uns einen tiefen und spannenden Einblick. Auch der Einblick in die persönlichen Erfahrungen, welche er bei der Arbeit in der Intensivstation machen durfte, sind sehr beeindruckend.
Uns wurde aufgezeigt, wie wichtig der Einfluss von Domänen- und Fachwissen ist, um ein vorhandenes Problem in der Medizin zu lösen
Dennis Bilang, Student Computational and Data Science
Wir möchten uns bei der Hamilton Medical AG nochmals herzlich für diesen spannenden Einblick in Ihr Unternehmen bedanken!
Leandro Gregorini studiert Computational and Data Science im vierten Semester
Raphael Brunold studiert Computational and Data Science im vierten Semester
Dennis Bilang studiert Computational and Data Science im vierten Semester
Prof. Corsin Capol ist Director of Studies Computational and Data Science
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