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Wis­sen­schaft­sca­fé zu In­no­va­tio­nen im Lo­kal­jour­na­lis­mus

Anfangs September durfte das Institut für Multimedia Production das Wissenschaftscafé organisieren. Das gewählte Thema «Innovationen im Lokaljournalismus» sorgte bei den Panelteilnehmerinnen und -teilnehmern für viel Diskussionsstoff.

News deserts, das erste Triggerwort des Abends, wird von Matthias Künzler angesprochen. Der Kommunikationswissenschaftler legt den Fokus seines Inputreferats zum Auftakt des Abends auf die Nachrichtenwüsten. In den USA sind Gegenden, welche von gar keinem Lokalmedium mehr abgedeckt und bedient werden verbreitet. In der Schweiz scheint die Lage noch nicht so prekär zu sein, die Abnahme von Medientiteln ist aber auch hier beobachtbar. Um diesen Trend besser beschreiben und verstehen zu können, welche Lokalmedien nach wie vor bestehen, respektive sogar neu gegründet werden, forscht ein interdisziplinäres Projekt der FHGR zu Innovationen im Lokaljournalismus. In den Ausführungen von Forschungsprojektmitglied Ulla Autenrieth wird klar, dass der Trend in den Schweizer Lokalmedien aktuell in Richtung des Visuellen, der Bewegtbilder geht. Das vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Projekt steckt jedoch noch mitten im empirischen Arbeitsprozess, weshalb noch viele weitere Erkenntnisse erwartet werden können. Mehr zum Projekt finden Sie hier.

Mit der Grundlage der Erkenntnisse aus der Forschung startet im Anschluss die Paneldiskussion mit Andrea Fopp – Chefredaktorin von Bajour, Reto Furter - Leiter Chefredaktion und Medienfamilie Südostschweiz, Jon Pult – Nationalrat und Präsident der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen und Ulla Autenrieth der FHGR. Im Gespräch wird schnell klar, dass Einigkeit darüber herrscht, dass es a) die Medien braucht, und b) sowohl die Politik als auch die Medien die Digitalisierung verschlafen haben und nun mit den Folgen davon umgehen müssen. Andrea Fopp kritisiert den Weg, den einige Medienhäuser nun gehen:  Die Bezahlschranke vor gut recherchiertem Content während die gratis zugänglichen Inhalte qualitativ schlechter sind, könne nicht die Lösung sein.

Eine Form der finanziellen Unterstützung müsste also geschaffen werden. Nur, wer kann und soll das bieten? «Wer, wenn nicht wir?», fragt Jon Pult energisch. Mit «wir» meint er Politik und Gesellschaft – der Erhalt der Medien müsse unbedingt gewährleistet werden.

Ulla Autenrieth bringt auch die Sicht der Mediennutzerinnen und -nutzer ein: Sie würde sich ein Abo-Modell wünschen, womit sie Inhalte unterschiedlicher Medienhäuser nutzen kann. Ein aus unterschiedlichen Medientiteln zusammengestelltes individuelles Angebot also. Diesem Vorschlag stünde Reto Furter grundsätzlich offen gegenüber, er schätzt dessen Umsetzung jedoch als aktuell unrealistisch ein.

Und wie sieht es denn mit den jungen Erwachsenen aus? Wie kann man Kinder mit einem Medienangebot vertraut machen und wie soll mit News-Deprivierten umgegangen werden? Diese und viele weitere Fragen werden im Laufe des Abends auch noch besprochen – aus den eineinhalb Stunden werden zwei und wenn die Moderatorin die Diskussion nicht geschlossen hätte, würde vielleicht noch jetzt gesprochen – es wird wohl nicht das letzte Wissenschaftscafé zu diesem Thema gewesen sein.

Zu anderen spannenden Themen wird in den kommenden Wochen diskutiert, die Termine finden Sie auf der Webseite.

Johanna Burger ist wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Institut für Multimedia Production (IMP).

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