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Wind­müh­len statt Mauern bauen

Die Krise birgt Potential für Neues in der Tourismusbranche.

Regulatorische Einschränkungen und mangelnde personelle und finanzielle Ressourcen sollen gemäss vorherrschender Lehrmeinung die Haupthindernisse für Innovation in der Tourismusbranche sein. In der jetzigen Krise wird hingegen vielmehr bewiesen, dass die Schweizer Tourismusbranche bestehende Ressourcen optimal nutzt und sich innovativ mit den derzeitigen Gegebenheiten arrangiert.

Der tragische Ausbruch von COVID-19 bestimmt zweifellos unseren neuen Alltag und ist allgegenwärtig. Offizielle Stellen bemühen sich, die Ausbreitung einzudämmen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beobachten die wirtschaftliche Entwicklung und Unternehmen stehen vor grossen Herausforderungen: Einerseits das Fortbestehen zu sichern und andererseits das tägliche Geschäft sowie den Schutz der Mitarbeitenden in Einklang zu bringen. Krisen, wenn auch geprägt von tragischen Einzelschicksalen, bieten stets auch Gelegenheit, Bewährtes zu hinterfragen. So werden Umgehungslösungen erarbeitet, um aus den einschneidenden Restriktionen das Bestmögliche zu machen. Das entstehende Chaos, ausgelöst durch die aktuelle Krise, kann vorherrschender Meinung nach Veränderungen zum Besseren bewirken.

Nach Jahren des regelmässigen Anknüpfens an vergangene Zeiten und des wiederholten Erreichens von Rekorden wird der Tourismus nun durch die anhaltende Krise hart auf die Probe gestellt. Die besonders gebeutelte Branche steht nebst den oben genannten Herausforderungen zusätzlich vor der Ungewissheit der mittel- und langfristigen Entwicklung des Vertrauens der Gäste in das Reisen. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer entwickeln nun in der Not Umgehungslösungen und zielen darauf ab, Angebote konkret auf die Bedürfnisse von Kunden zu entwickeln. Beispiele aus der Tourismusbranche zeigen, wie aufgrund der aktuellen Situation bisher ungedachte Angebote entstehen. Beispiele dafür sind etwa die zahlreichen Lieferdienste oder Hotels, die Zimmer als Büroplatz vermieten. Beide Beispiele haben eines gemeinsam: Sie erfüllen aktuelle Bedürfnisse von Kunden, welche derzeit anderweitig nicht erfüllt werden können. Entsprechend bin ich überzeugt, dass wir in den nächsten Monaten auf zahlreiche touristische COVID-19-Innovationen gespannt sein dürfen. Dies setzt voraus, dass der unternehmerische Fokus nachfrage- und nicht angebotsseitig liegt. Das bedeutet, dass die touristische Unternehmensentwicklung in Zukunft verstärkt durch Kundenbedürfnisse geprägt wird und innovative Unternehmerinnen und Unternehmer mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen, Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden auf neue Art und Weise befriedigen. Dies ist übrigens der Ansatz der Studienrichtung Service Design der Fachhochschule Graubünden, wo die kundenzentrierte Dienstleistungsentwicklung im Fokus steht.

Die einführend erwähnten Haupthindernisse für Innovation in der Tourismusbranche werden sicherlich auch in Zukunft eine Herausforderung darstellen. Mit der sich derzeit verstärkten Fokussierung auf die Bedürfnisse zukünftiger Gäste überzeugt mich, dass das Chaos also eine Chance für Wachstum sein kann. Das Potential für Neues ist so gross wie nie und einem chinesischen Sprichwort folgend sollen, wenn der Wind der Veränderung weht, nicht Mauern, sondern Windmühlen gebaut werden.

Das Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) ist übrigens regionaler Scout für den Schweizer Tourismuspreis «MILESTONE». Kennen Sie ein verstecktes Bündner Innovations-Juwel, herausragende Personen und Teams oder treiben Sie selbst ein innovatives Projekt voran? Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.

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