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Wie Digital Supply Chain Ma­nage­ment Stu­die­ren­de den Einkauf «live» lernen

Fachhochschulen sind das verbindende Element zwischen Theorie und Anwendung. Bachelor- und Masterstudiengänge an Fachhochschulen zeichnen sich dadurch aus, dass sie die beiden Welten der wissenschaftlichen Forschung und der Praxis in Unternehmen verbinden. Das wird nicht nur durch die Gestaltung von Studienplänen sichergestellt, die anwendungsorientiert, aber theoretisch fundiert sind. Auch bei der Auswahl von Lehrpersonen wird auf eine Balance zwischen Forschenden und Expert:innen aus der Wirtschaft geachtet.

Am Beispiel der Bachelorstudienrichtung Digital Supply Chain Management zeigt sich diese Balance darin, dass 51% der Lehrpersonen Mitarbeitende der Fachhochschule Graubünden selbst sind, was u.a. dank der Forschungsschwerpunkte «Internationalisierung und Supply Chain» sowie «Digitale Strategien und KI für Unternehmen» der Fachhochschule Graubünden möglich wird. 6% der Lehrpersonen kommen mit ihren spezialisierten Kompetenzen von anderen Hochschulen aus Deutschland und den USA und 43% der Lehrpersonen unterrichten Module, für die sie bei Unternehmen verantwortlich sind. Dazu gehören Themen wie das Change Management, Verhandlungen, Supply Chain Strategie und Risikomanagement, Qualitäts- und Prozessmanagement sowie Supply Chain Planung.

Dieser Ansatz hat sich an Fachhochschulen bewährt und stellt sicher, dass Studierende konzeptionelle Grundlagen, wie auch deren praktische Anwendung kennenlernen – über Branchen und Unternehmensgrössen hinweg.

Neben dieser engen Zusammenarbeit mit Unternehmen, spielen auch Fach- und Berufsverbände eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der studentischen Kompetenzen. Im Digital Supply Chain Management Studium spielt dabei der Einkauf eine besondere Rolle, da sich gezeigt hat, dass ein bedeutender Anteil der Teilzeitstudierenden diesen Fachbereich für ihren Einstieg in die vielseitige Welt des Lieferketten-Managements wählen. Da Fach- und Berufsverbände oft die Standards definieren, die als gute Praxis in ihrem Gebiet anerkannt werden, schafft diese Form der Zusammenarbeit wesentliche Vorteile im Studium aber besonders auch den beruflichen Erfolg von Studierenden.

Die Fachhochschule Graubünden arbeitet aus diesem Grund eng mit nationalen und internationalen Verbänden des Bereichs Einkauf und Supply Management zusammen.

Als nationaler Fachverband für Einkauf und Supply Management befähigt procure.ch seit 60 Jahren Berufsleute auf allen Funktionsstufen der Beschaffung und organisiert Networking-Möglichkeiten für Mitglieder. Im Auftrag des Bundes führt procure.ch auch die eidgenössischen Prüfungen für den Fachausweis (Berufsprüfung) und das eidgenössische Diplom (Höhere Fachprüfung) im Einkauf durch.

Die Zusammenarbeit zwischen der Fachhochschule Graubünden und procure.ch umfasst mehrere Dimensionen, von der gemeinsamen Planung von Forschungsprojekten, über die Durchführung von nationalen Gehaltsstudien bis hin zum Studienangebot Digital Supply Chain Management. So lernen Studierende die Anwendung von Methoden der Markt- und Sozialforschung nicht an fiktiven Beispielen, sondern an einer Befragung zum Stand der Nachhaltigkeit im Einkauf bei Schweizer Unternehmen, die gemeinsam mit Impact Procurement durchgeführt und von procure.ch unterstützt wird. Auch neue Studierende der Klasse von 2023 konnten bereits in ihrer Einführungswoche am Procure Swiss Summit teilnehmen und dort wertvolle Kontakte mit Fachpersonen im Einkauf knüpfen und neueste Erkenntnisse zu digitaler Verhandlungsführung, dem Management von Beschaffungsrisiken oder der Nutzung von Nachhaltigkeits-Labels aufnehmen.

Das Supply Chain Management und darin enthalten auch die Beschaffung, sind heute global ausgerichtete Fachbereiche der Betriebswirtschaft. Kaum ein Unternehmen kauft nur noch national ihre Rohstoffe, Komponenten und Dienstleistungen ein und sollte es doch noch solche Unternehmen geben, werden spätestens dessen Lieferanten wiederum Lieferanten haben, die in Europa, Asien oder auf anderen Kontinenten produzieren. Aus diesem Grund wird im Digital Supply Chain Management Studium auch auf eine internationale Vernetzung Wert gelegt. Dies geschieht zum einen durch Auslandwochen wie beispielsweise in Luxemburg, in deren Studierende in die globalen Dimensionen des Supply Chain Managements eintauchen durch den Besuch von Unternehmen wie DHL, DSV, einem Flughafen oder Scott Bikes. Um sicherzustellen, dass Studierende auch selbst global tätig sein können, orientiert sich der Aufbau des Studiums an den Standards der weltweit grössten Fachorganisation für Einkauf und Supply Management, dem Chartered Institute for Procurement and Supply (CIPS). Dieser ursprünglich in Grossbritannien gegründete Berufsverband ist weltweit tätig und verleiht Personen, die sich durch Fachwissen und Berufserfahrung auszeichnen, den angesehenen Status MCIPS (Member of CIPS). Um diese Vollmitgliedschaft zu erhalten, sieht CIPS u.a. ein fünfstufiges Prüfungsverfahren vor, das im Normalfall über drei Jahre in Teilzeit absolviert wird und als anspruchsvollste Ausbildung im Fachbereich ausserhalb des Hochschulbereichs gilt.

Nur ausgewählte Bachelor- und Masterstudienangeboten weltweit werden von CIPS akkreditiert und erhalten nach einer strukturierten Überprüfung die Bestätigung, dass sie von CIPS als «world-class programme» eingestuft werden, welche die Kompetenzen vermitteln, die zur Bewältigung von aktuellen und zukünftigen Anforderungen an Expertinnen und Experten im globalen Einkauf und Supply Management benötigt werden. Personen, die ein solche Studium nach den Kriterien der Akkreditierung absolviert haben, können über ein vereinfachtes Verfahren ohne Bestehen von weiteren Prüfungsleistungen den MCIPS Status beantragen, wenn sie die weiteren Aufnahmebedingungen wie z.B. drei Jahre Berufserfahrung nachweisen können.

Seit September 2023 ist die Bachelorstudienrichtung Digital Supply Chain Management an der Fachhochschule Graubünden das erste deutschsprachige Studienangebot überhaupt, das von CIPS akkreditiert wurde.

Für Studierende bedeutet das nicht nur, dass sie sich nach ihrem Studienabschluss für den MCIPS Status, der von vielen Unternehmen auch in Stellenausschreibungen verlangt oder zumindest gewünscht wird, vereinfacht bewerben können. Bereits während des Studiums können die Studierenden von einer kostenlosen assoziierten Mitgliedschaft im Verband profitieren. Mit dieser erhalten Sie Zugang zum gesammelten Wissen der Organisation, wertvollen Ressourcen für ihre berufliche Entwicklung und Zugang zu einem Netzwerk in der Schweiz und weltweit.

Auch die akademische Entwicklung der Studierenden wird unterstützt durch Anlässe wie einem jährlich stattfindenden Forschungssymposium, an dem nur Personen teilnehmen können, die in einem akkreditierten Studienangebot eingeschrieben sind. Auch bei der Themenfindung und Erstellung ihrer Bachelor Thesis erhalten Studierende kostenlos Unterstützung von erfahrenen Forscherinnen und Forschern von führenden Hochschulen. Workshops und Vorträge zur Karriereplanung und die Möglichkeit, im Young Professionals’ Network der CIPS Schweiz Coaching von erfahrenen Fachpersonen zu erhalten runden das Paket an Vorteilen ab.

Durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Fachverbänden stellt die Fachhochschule Graubünden sicher, dass sie ihren Leistungsauftrag bestmöglich und zum Nutzen ihrer Studierenden erfüllt.

lic. oec. Dominic Käslin ist Studienleiter der Bachelorstudienrichtung Digital Supply Chain Management der FH Graubünden.

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