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Welche Aus­wir­kun­gen hat eine ef­fek­ti­ve und ef­fi­zi­en­te Cor­po­ra­te Com­p­li­an­ce auf den Un­ter­neh­mens­er­folg?

Unternehmen müssen einer Vielzahl von Verpflichtungen nachkommen, um sich «compliant» und somit regelkonform zu verhalten. Dazu gehören nicht nur die anwendbaren Rechtsvorschriften und die vertraglichen Verpflichtungen des Unternehmens, sondern auch selbstverpflichtende Normen wie beispielsweise ein unternehmensinterner Verhaltenskodex, interne Weisungen oder auch Kodizes von (Branchen-)Verbänden. 

Um diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden, investieren Unternehmen regelmässig grosse Summen in «Corporate Compliance». Die konkreten Auswirkungen dieser Investitionen auf den Unternehmenserfolg sind bislang jedoch noch unklar und nicht wissenschaftlich belegt. Höchste Zeit also, diese Forschungslücke zu schliessen. Ein Team von Forschenden befasst sich deshalb in einem von der Innosuisse finanzierten Projekt «Return on Compliance» mit eingangs gestellter Frage.

Nachfolgend werden zusammenfassend erste Ergebnisse aus den qualitativen Experteninterviews beschrieben. Als Erfolgsfaktoren von Corporate Compliance konnten die folgenden Punkte identifiziert werden:

Führungskultur
Die Führungskultur ist zentral für den Erfolg von Corporate Compliance selbst sowie für den Erfolg des Unternehmens. Ein Unternehmen kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Geschäftsleitung die Relevanz, die Notwendigkeit und den Mehrwert von Corporate Compliance versteht und sie diese in ihre Führungskultur integriert. Der «tone from the top» spielt daher eine entscheidende Rolle für die Wahrnehmung und Umsetzung von Corporate Compliance im Unternehmen. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung sollten ihr Bekenntnis zu Corporate Compliance im Unternehmen klar und umfassend kommunizieren und regelkonformes Verhalten vorleben.

Vertrauen
Wird regelkonformes Verhalten von der obersten Leitungsebene vorgelebt, führt dies dazu, dass die Mitarbeitenden Vertrauen in die Corporate Compliance haben und ihren Zweck verstehen. Dies stellt einen entscheidenden Punkt für die Wirksamkeit der Corporate Compliance dar. Ein unternehmensweites Corporate Compliance-Verständnis kann zudem unterstützend wirken und eine passende «Speak-up»-Kultur fördern.

Compliance-Kompetenz
Es hilft, wenn sämtliche Mitarbeitende des Unternehmens den passenden Mindset in Bezug auf Corporate Compliance mitbringen. Corporate-Compliance-Schulungen und -Ausbildungen sollten individuell auf das Unternehmen zugeschnitten werden, um wirksam zu sein. Darüber hinaus ist es sinnvoll, Corporate Compliance in den individuellen Zielfindungsprozess der Mitarbeitenden zu integrieren und die Erwartungen an die Mitarbeitenden in Bezug auf ihre Rolle klar zu kommunizieren.

Informationszugang
Wichtig ist auch, dass die Informationen über die Einhaltung der Vorschriften im Unternehmen leicht zugänglich und klar verständlich sind. Erkenntnisse sollten offen und transparent kommuniziert werden, damit aus Fehlern der Vergangenheit etwas Positives abgeleitet werden kann.

Anpassungsfähigkeit
Wenn Corporate Compliance schnell auf neue Entwicklungen reagieren kann, sind die Unternehmen in der Lage, fit für die Zukunft zu bleiben. Auch die Anforderungen an die Mitarbeitenden im Bereich Corporate Compliance haben sich verändert. Moderne Corporate-Compliance-Beauftragte müssen verstehen, was im Unternehmen auf dem Spiel stehen kann. Darüber hinaus sollte die Corporate Compliance eine beratende Funktion im Unternehmen einnehmen. Auf diese Weise wird Corporate Compliance als «Enabler» im Geschäftsalltag gesehen.

Hintergrund des Projekts:
Ein Team von Forschenden der Hochschule Luzern – Wirtschaft (HSLU) und der Fachhochschule Graubünden (FHGR) befasst sich in einem von der Innosuisse finanzierten Projekt «Return on Compliance» mit der Frage, welche Auswirkungen eine effektive und effiziente Corporate Complianc auf den Unternehmenserfolg hat. Gemeinsam mit mehreren Wirtschaftspartnern werden im Rahmen des Forschungsprojekts die effektivsten und effizientesten (Erfolgs-)Faktoren von Corporate Compliance identifiziert und es wird analysiert, welche Auswirkungen diese auf den Unternehmenserfolg haben. Ferner werden Empfehlungen für die Auswahl und die Berechnung von Compliance Key Performance Indicators für Compliance Officers (CKPIs) erarbeitet.

Hinweis: Ein ausführlicherer Artikel zum Projekt erscheint im Magazin comply. in der Ausgabe 1/2023.

Prof. Dr. Christian Hauser ist Professor für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und internationales Management und Jeanine Bretti Rainalter ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Schweizerischen Institut für Entrepreneurship. In Forschung und Beratung beschäftigen sie sich mit der sozialen Verantwortung von Unternehmen und untersuchen dabei die Rolle von Unternehmen bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen.

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