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31 Wächter zum Schutz von Grau­bün­den

Gute Neuigkeiten! Seit diesem Sommer unterstützen 31 Geobrugg GUARDs die bestehenden Verbauungen zum Schutz des RhB-Schienennetzes vor den Auswirkungen von Naturgefahren.

Der «GUARD» (zu Deutsch «Wächter») ist ein intelligentes Gerät, dessen Sensorik Umwelt- und physikalische Daten aufzeichnet und diese per Mobilfunknetz überträgt. Erkenntnisse aus diesen Daten sind beispielsweise das Aufzeigen von Steinschlag- und Murgangereignissen oder Korrosion. Was für einen Einfluss Daten haben, ist in vielen Bereichen ersichtlich, so auch im Eishockey. Daten beschreiben, wann welcher Spieler auf dem Eis lief, passte oder Blocks verpasste. Basierend auf diesen Daten werden Taktiken und Spielzüge festgelegt. Der wichtige Schritt ist dabei nicht das Sammeln der Daten, sondern deren Interpretation und die darauf basierenden Entscheidungen.

Die Installation der GUARDs erfolgte im Rahmen eines Forschungsprojekts. Das von der Schweizer Agentur für Innovationsförderung (Innosuisse) unterstützte Projekt soll aufzeigen, wie Industriebetriebe, an der Schnittstelle von privat- und öffentlich-rechtlichen Organisationen, intelligente Produkte international erfolgreich anbieten können. Die Herausforderung dabei ist, dass der Schutz vor Naturgefahren nicht die Aufgabe einzelner ist, sondern das Zusammenspiel mehrerer Akteure bedingt. Dieses notwendige Zusammenspiel für die gemeinsame Zielerreichung wird als (wirtschaftliches) Ökosystem bezeichnet. Im vorliegenden Projekt umfasst das Ökosystem die RhB als Mobilitätsdienstleisterin mit dem Ziel, Personen und Gleise zu schützen, das kantonale Amt für Wald und Naturgefahren, welches u.a. Einschätzungen über die Gefahrenlage bietet, sowie die Geobrugg AG als Herstellerin von Schutzverbauungen und des GUARDs. Weitere unterstützen die Bau-, Unterhalts- und Instandsetzungsarbeiten. Kommen Daten, wie diejenigen des GUARDs dazu, verändern sich die Aufgaben und Interaktionen der obigen Akteure.

Das Forschungsteam der FH Graubünden untersucht die Bedürfnisse, Interaktionen und Ziele im beschriebenen Ökosystem. Ausserdem entwickelt es Methoden, welche den Aufbau und das Management von nationalen und internationalen Ökosystemen unterstützen. So entwickelt das Team der FH Graubünden aktuell ein Ökosystem-Spiel, in welchem Bedürfnisse identifiziert sowie verschiedene Strategien und damit verbundene Auswirkungen im Ökosystem getestet werden können.

Ähnlich wie beim Eishockey, gilt es auch im wirtschaftlichen Ökosystem zu erkennen, welche Wirkung die Daten haben. Die vom GUARD aufgezeichneten Daten über Steinschläge können die Inspektions- oder Unterhaltsarbeiten präzisieren und die Planungsarbeiten zukünftiger Bauten beeinflussen. Die Veränderungen in der Zusammenarbeit zwischen öffentlich- und privat-rechtlichen Institutionen und der zu schützenden Öffentlichkeit ist besonders spannend, da die Ausgangslage (z.B. das Vorhandensein von Gefahrengrundlagen) sowie die Aufgaben und Verantwortlichkeiten je nach Gemeinde, Kanton und Land unterschiedlich geregelt sind.

Mit der Installation der 31 Wächter in Graubünden und dem Erkenntnisgewinn, wie das Bündner Ökosystem für den Schutz vor Naturgefahren optimiert werden kann, wird die Grundlage für weitere Ökosysteme gelegt. Denn das Wissen, aus welchen Daten welche Spielzüge beim HCD die grösste Wirkung haben, sind zwar weder beim ZSC noch bei den New York Rangers auf Grund unterschiedlicher Gegebenheiten (z.B. Fähigkeiten der Spieler, Spielidee des Trainers) identisch umsetzbar, doch kann aus der HCD-Erfahrung gelernt und das Vorgehen adaptiert werden. Zurzeit profitieren wir in Graubünden von den installierten GUARDs und der Kooperation der Partner, um gemeinsam den Schutz zu optimieren. Jedoch können, basierend auf den Erkenntnissen des Bündner Ökosystems, schon bald weitere Gemeinden, Kantone und Länder ihren Schutz vor Naturgefahren optimieren.

Prof. Dr. Patricia Deflorin ist Dozentin und Forschungsleiterin und Jonas Ahnefeld ist Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter. Beide sind am Schweizerischen Institut für Entrepreneurship der FH Graubünden tätig. Mehr zum Projekt: fhgr.ch/ecosystem. Alle vier Wochen diskutiert die Fachhochschule Graubünden an dieser Stelle aktuelle Themen aus Lehre und Forschung.

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