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Von Rä­to­ro­ma­nisch bis Rus­sisch: Spra­chen für den Tou­ris­mus

Vor kurzem, bei einer Weihnachtsfeier, hat mich eine Dozentin – Französin, die seit vielen Jahren in Graubünden lebt – strahlend und voller Stolz angesprochen:

«Du, ich habe heute meine erste Präsentation auf Rätoromanisch gehalten!» In ihrer romanischsprachigen Familie kann sie nun anfangen, aktiv an Unterhaltungen teilzunehmen, statt nur zuzuhören. Zugegeben, es wird noch eine ganze Weile dauern, bis sie annähernd «fliessend» sprechen können wird, denn zum Erlernen einer Fremdsprache braucht es Geduld, viel Fleiss und guten Willen. Aber die ersten Begriffe, Sätze und Ideen kann sie in Gespräche einbringen. Und ganz nebenbei kann sie damit in ihrem familiären Umfeld und in ihrem Freundeskreis guten Willen demonstrieren. Sie kann zeigen, dass sie sich für ihre Mitmenschen interessiert, für deren Erlebenswelt, für ihre Traditionen, Bräuche, ihren Alltag. Sie kann einen Schritt zugehen auf Menschen, deren Sprache sie bislang noch nicht gesprochen hatte.

Seit dem Herbst 2019 bieten wir an der FH Graubünden Romanischkurse an, präziser ausgedrückt: Kurse in Sursilvan und in Rumantsch Grischun. Die Begeisterung ist gross, sowohl unter Studierenden, die, zugereist oder einheimisch, diese traditionsreiche, gelebte und offizielle Kantonssprache erlernen wollen, als auch unter den Mitarbeitenden, die, zugezogen, aus anderen Kantonen oder aus dem Ausland, ihre Identifikation mit ihrer neuen Heimat und den Einheimischen zum Ausdruck bringen und einen aktiven Beitrag für das gesellschaftliche Miteinander leisten möchten.

Letztlich erleben wir in unseren Rätoromanischkursen damit lediglich ein Phänomen, das wir mit unseren Fremdsprachkursen, quasi in umgekehrter Perspektive, also vom Einheimischen hin zum Zugereisten (Touristinnen und Touristen) schon seit vielen Jahren fördern: Durch das Erlernen einer Fremdsprache können Grenzen überwunden, das Miteinander gefördert werden. Für unsere Studierenden heisst das konkret, dass sie – in erster Linie natürlich über das Englische – ihre Berufschancen erweitern, ihr Fachwissen vertiefen, die Zahl ihrer Kooperationspartner erhöhen und ihren Kundenstamm ausbauen können.

Konkret für den Tourismus in Graubünden ist darüber hinaus aber eben auch der kleine Schritt auf den Gast zu von Bedeutung: Die Frage an den Gast beim Z`Morge nach seinem Befinden vermittelt auf Spanisch formuliert, obwohl vom Inhalt her nichts Aussergewöhnliches, einen ganz anderen Eindruck von der Sorge um sein Wohlergehen. Kleine Übersetzungshilfen bei deutschsprachigen Broschüren und Websiteinhalten, die ein italienischer oder französischer Gast mitgebracht hat und erläutert haben möchte, oder ein netter Wunsch für einen schönen Tag auf Russisch zeigen den Gästen ganz konkret, dass man auf sie zugeht, sich für sie interessiert, und man erreichen möchte, dass sie sich in Graubünden ein Stück weit zu Hause fühlen dürfen. Denn auch diese Kleinigkeiten erfordern, bis man sie erlernt hat, Fleiss, Geduld und guten Willen. Wer freut sich nicht, wenn jemand so etwas für einen anderen aufbringt?

I jedenfalls gohn au das Joor wiitar zu miinam Schwiizertütschkurs. Und wenns Joora brucht, i will das schaffa!

Allas Guati fürs noia Joor wünscht Eu und Ihna

(uf Chur) Hei-kho

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