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Von der Un­ge­wiss­heit zur Vor­freu­de

Im Oktober fanden die Ideationtage statt. Ziel war es, die Studierenden auf das Bachelorsemester vorzubereiten und bei der Ideenfindung zu unterstützen.

Es ist Montagmorgen. Alles ist bereit. Stifte, Klebestreifen, Post-its und viel Papier. Tische und Stühle sind in Gruppen angeordnet. Die Oktobersonne wirft ihre Sonnenstrahlen in die EduZone, die sich langsam füllt. Dann die Momentaufnahme. Die Studierenden antworten auf die Frage: «Wie geht es euch, wenn ihr an die Bachelorarbeit denkt?» Die sich bildende Wortwolke verheisst nichts Gutes:

Wordcloud
Die Wortwolke am Montagmorgen macht den Informationsbedarf deutlich.

Studienleiter Ruedi Müller informiert über Termine, Richtlinien und Aufwand. 30 ECTS-Punkte umfasst die Bachelorarbeit. Das entspricht 900 Stunden Arbeit. Besorgte Gesichter. Im Anschluss ruft Forschungsleiter Matthias Künzler in Erinnerung, was wissenschaftliches Arbeiten bedeutet, und wie eine Fragestellung korrekt formuliert wird. Mittag. Zeit zum Durchlüften. Es ist warm für die Jahreszeit.

Kreativer Nachmittag

Eine klare Idee für die Bachelorarbeit haben erst Wenige, wie die zaghaften Handerhebungen zeigen. Aber nun beginnen sowieso nochmals alle bei null. Eine Kreativitätsübung vertreibt die Nachmittagsträgheit und befreit die Köpfe. Dann ist es an der Zeit, Gedanken und diffuse Ideen niederzuschreiben – mit dickem Stift auf farbige Post-its. Claudia Imfeld, die diesen Kreativworkshop mitkonzipiert hat, erklärt den Auftrag: «Notiert, was euch im Studium gefallen hat, worüber ihr mehr wissen möchtet, aber vor allem: Womit ihr euch aktuell im Leben beschäftigt. Was ist euch wichtig? Was berührt, was begeistert euch? In Windeseile füllen sich die Post-its.

Ideen vertiefen

Welche Motive, welche Erlebnisse stecken hinter den Stichworten? «Five times why» heisst die nächste Aufgabe, bei der die Studierenden einander auf den Zahn fühlen: Warum interessiert dich das?, Warum willst du hier mehr wissen? usw. Dabei versuchen alle, weiterzudenken, andere Aspekte zu finden oder Themen zu kombinieren. Die Gespräche sind intensiv. Neue Post-its kommen hinzu. Im Anschluss beginnen die Studierenden in Einzelarbeit, aus den Begriffen und Ideen mögliche Themen abzuleiten. Dann durchatmen: Pause!

Nun treffen rund zehn Dozierende ein, um die Studierenden zu unterstützen. Ihre Aufgabe besteht darin, zuzuhören und mit «Ja, und ...» weitere Gedanken einzubringen – ohne zu werten. «Ja, aber ...» ist daher streng verboten. Danach ist Zeit für den Schlusspunkt und die Aufgaben für den Selbststudiumstag: Aus den Themen W-Fragen ableiten, erste Recherchen zu den Themen unternehmen und Gespräche mit Betroffenen, Experten oder Dozierenden führen.

Besprechung
Lorena Beck (links) möchte ihre Arbeit dem Thema Abfalltauchen und dem Branding von Umweltorganisationen widmen. Sie bespricht ihre Idee mit Dozentin Petra Hasler.

Auf ein Neues: Tag zwei

«Wo steht ihr jetzt?», fragt Claudia Imfeld am Donnerstagmorgen in die Runde. Die Antworten sind unterschiedlich. Einige haben ihre Ideen gar verworfen. Es folgt ein gegenseitiges Update in den Gruppen. Die Erkenntnisse der anderen inspirieren. Manches wird klarer, konkreter. Und bereits folgt die nächste Aufgabe: Welches wäre der Idealfall nach Abgabe der Arbeit? Welches der Worst Case? Und wie liesse sich dieser vermeiden? Auf A3-Blättern mit Zeitstrahl notieren sich die Studierenden die Szenarien.

Ideen nehmen Gestalt an

Nach der Pause geht es punkto Ideen auf die Zielgerade: Auf einem Ideensteckbrief notieren die Studierenden ihre Themen samt offenen Fragen, möglichen Hürden, dem gewünschten Feedback auf ihre Arbeit und dem Erlebnis der Menschen, die das Lehrprojekt nutzen. Auf Basis dieses Steckbriefs gestalten sie nun ihren Marktstand. Die Stimmung ist angeregt. Zusehends werden die Ideen sichtbar. Nach einer knappen Stunde treffen erneut Dozierende ein. «Ja, aber ...» ist nun nicht nur erlaubt, sondern gewünscht. Bis in die Mittagspause wird intensiv diskutiert.

Wandtafel
Die Studierenden präsentieren ihre Ideen mittels Marktständen. Peers und Dozierende zirkulieren und stellen kritische Fragen zu den Ideen.

Erfahrungen von Alumni

Am Nachmittag folgt ein letzter Schwerpunkt: Das Lehrprojekt. Dozentin Katja Schupp zeigt die Stationen einer klassischen Stoffentwicklung auf und weist auf die wichtigsten Erfolgsfaktoren zum Gelingen der Bachelorarbeit hin, bevor Alumni von ihren Erfahrungen erzählen. Die Studierenden lauschen gebannt den Berichten der «Überlebenden», wie sie Katja Schupp scherzhaft nennt. Dann ist Zeit für den Schlusspunkt. Die Wortwolke widerspiegelt ein ganz anderes Bild. Zuversicht und Vorfreude sind nun die dominierenden Begriffe.

Positives Fazit

Mit den Ideationtagen ist der Grundstein für das Bachelorsemester gelegt. Es war schön, mitzuerleben, mit welchem Engagement die Studierenden an ihren Ideen arbeiteten und wie viel sie dabei von den unterschiedlichen Inputs der Peers und Dozierenden profitieren konnten. Die Studierenden starten nun weniger mit Sorge, als vielmehr mit Vorfreude in diesen wichtigen Abschnitt und arbeiten von Beginn weg mit breiter abgestützten und durchdachteren Ideen. Und auch wenn einige ihre Ideen später nochmals verwerfen werden, haben sie dennoch einen ersten wichtigen Schritt getan: Nämlich, sich mit voller Energie in die Themensuche zu begeben und den kreativen Prozess anzustossen.

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