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Vom Plan zur Tat: Stra­te­gien, die Ge­mein­den stärken

Gemeinden bekunden Mühe, ihre Einzigartigkeit strategisch zu nutzen und in ihrer Entwicklung eine Brücke zwischen Tradition und Moderne zu schlagen. Eine neue Publikation bietet praktische Ansätze und konkrete Beispiele, wie Gemeinden vorgehen können, um überzeugende Strategien und eine klare Positionierung zu finden. Sie zeigt, welche strategischen Handlungsmuster grundsätzlich bestehen, und wie diese individuell auf die spezifischen Bedürfnisse jeder Gemeinde angepasst werden können.

Gemeinden stehen vor der Aufgabe, ihren Handlungsspielraum zu wahren und möglichst selbstbestimmt zu agieren. Sie wollen innovative Projekte umsetzen, die eine langfristige Perspektive bieten. Dazu braucht es nicht nur eine Vision und eine Mission, sondern auch eine Strategie, die es erlaubt, Projektideen rasch in die Tat umzusetzen. Doch die Praxis zeigt, dass viele Exekutiven in der Schweiz vor Herausforderungen stehen. Zeit und Kapazitäten fehlen oft, um neben dem Tagesgeschäft eine zukunftsweisende Strategie zu entwickeln.

Ein Lösungsansatz für viele Gemeinden ist die Zusammenarbeit mit externen Beraterinnen und Beratern. Dies ist besonders in grösseren Gemeinden verbreitet: Rund 69 % der Gemeinden greifen laut Gemeindemonitor 2017 (Steiner et al., 2021) auf externe Expertise zurück. Externe Beratung hilft, die einzelnen Schritte einer Strategieentwicklung zu strukturieren und die richtigen Prioritäten zu setzen. Aber: Die inhaltliche Gestaltung einer massgeschneiderten Strategie, die lokale Besonderheiten berücksichtigt, bleibt anspruchsvoll.

Die Strategie-Landkarte als Navigationshilfe

Eine Hilfestellung bietet die Strategie-Landkarte für Gemeinden. Sie fasst 27 mögliche strategische Handlungsmuster zusammen und bieten Orientierung für die Gemeindeentwicklung (vgl. Abbildung 1). Dabei sind fünf übergeordnete Themen in der Praxis zentral: Vermarktung, Organisation, Dienstleistungen, Partnerschaften und Finanzierung. Mit der Landkarte sollen Gemeinden ihre Prioritäten einfacher definieren und grundlegenden Fragen zielgerichtet klären können.

Hier ein paar beispielhafte Strategien aus der Landkarte zum Thema «Sportförderung»:

  • Animation: Die Gemeinde fördert das Engagement von Dritten, beispielsweise indem sie private Initiativen wie die Nachwuchsförderung in Sportvereinen unterstützt. Zentral ist die Frage: Wie können wir mehr gemeinnütziges Engagement anregen, ohne selber operativ Verantwortung zu übernehmen?
  • Fokus: Die Gemeinde konzentriert ihre Kräfte, trifft eine Wahl und lässt andere Optionen bewusst weg – etwa indem sie sich in die Breitensportförderung auf eine Sportart setzt (z. B. Leichtathletik). Wichtig ist hier die Frage: Welche Aktivitäten und Positionen sind für uns erfolgskritisch?
  • Separation: Die Gemeinde trennt gewachsene Organisationseinheiten, um neue Potenziale zu erschliessen, zum Beispiel in der Auslagerung von kommunalen Sportanlagen. Eine wichtige Frage hier: Wie kann das Auslagern von öffentlichen Dienstleistungen «Energie» freisetzen und gleichzeitig den Einfluss der Gemeinde sicherstellen?

Abbildung 1: Strategie-Landkarte (aus: Derungs, 2024)

Visualisierung schafft Wirklichkeit …

Immer mehr Gemeinden setzen zudem auf Design Thinking als Methode, um schnell sichtbare Ergebnisse in der Strategieentwicklung zu erzielen. Visuelle Werkzeuge wie Entwürfe, Skizzen und Modelle können dazu beitragen (vgl. Abbildung 2), gemeinsam mit der Bevölkerung innovative Lösungen zu entwickeln und konkrete Massnahmen für die Legislaturplanung zu formulieren. Wichtig: Projektideen werden so früh wie möglich als Prototypen erschaffen und mit den Betroffenen – z. B. Verwaltungsstellen oder Bürger:innen – geteilt, um Feedback zu sammeln. Dies verbessert nicht nur die Qualität der Strategien, sondern erhöht auch deren Akzeptanz. Denn wer sich aktiv einbringen kann, fühlt sich ernst genommen und unterstützt die geplanten Projekte eher. Aus einem kreativen Prozess der Ideengestaltung wird damit ein verbindlicher Fahrplan, der nicht nur die Vision, sondern auch den Weg zu nachhaltiger Entwicklung aufzeigt.

Abbildung 2: Neugestaltung des Marktplatzes in Kingston (Kanada, Derungs, 2023)

Mehr Informationen gibt es unter strategie.fhgr.ch – eine spannende Entdeckungsreise in die Welt der Strategieentwicklung in Gemeinden.

Weitere Quellen

Steiner, R., Ladner, A., Kaiser, C., Haus, A., Amsellem, A., & Keuffer, N. (2021). Zustand und Entwicklung der Schweizer Gemeinden: Ergebnisse des nationalen Gemeindemonitorings 2017. Somedia Buchverlag.

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