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Trotz Di­gi­ta­li­sie­rung: Die ge­druck­te Ge­mein­de­zei­tung boomt

Die Gemeinden sind, wie alle öffentlichen Organisationen in der Schweiz, einer Informationspflicht unterworfen. Auf lokaler Ebene ist diese Verpflichtung in den kantonalen Gemeindegesetzen festgelegt. Die Gemeinden sind dabei verpflichtet über wesentliche Entscheidungen und Angelegenheiten zu informieren (vgl. Art. 6 Gemeindegesetz Graubünden). Dabei liegt es im Ermessen der Amtsträgerinnen und Behördenvertreter zu entscheiden, welche Inhalte in welcher Form zu kommunizieren sind. Beispiele in der Praxis sind die Bekanntgabe und Erläuterung von Beschlüssen und die Information über aktuelle (politische) Projekte (z.B. Neubau eines Bahnhofs).

Schwer erreichbare Bevölkerung

In den letzten 20 Jahren haben sich die Medienlandschaft und das Medienkonsumverhalten unter anderem aufgrund von technologischen Neuerungen stark verändert. Dadurch laufen die Gemeinden Gefahr, den Zugang zur einheimischen Bevölkerung in Bezug auf die Kommunikation zu verlieren oder zumindest mit erschwerten Bedingungen bei der Erfüllung ihrer Informationspflicht konfrontiert zu werden. Der Aufschwung digitaler Kanäle (insbesondere sozialer Medien) eröffnet für Gemeinden hingegen neue Möglichkeiten, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten. Es stellt sich jedoch die kritische Frage, ob gerade kleine und mittlere Gemeinden über die erforderlichen Ressourcen verfügen.

Gestiegener Kommunikationsaufwand

Die Fachhochschule Graubünden hat in einem vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Forschungsprojekt die Kommunikation der Schweizer Gemeinden untersucht. Die Antworten von 414 Gemeinden in allen Sprachregionen – darunter 37 Bündner Gemeinden – zeigt, dass über drei Viertel der Gemeinden gemäss eigener Einschätzung mit ihrer Kommunikation die Bevölkerung gut oder sehr gut erreichen. Um dies zu bewerkstelligen, mussten sie in den vergangenen Jahren aber flächendeckend ihre Aufwendungen erhöhen – knapp zwei Drittel der Gemeinden haben angegeben, dass die Kosten und der Personalaufwand für die Kommunikation in den letzten fünf Jahren substanziell zugenommen haben.

Beliebte Gemeindezeitung

Die Befragung unterstreicht, dass die Gemeinden die strategische Bedeutung der Kommunikation erkannt haben: mehr als 40 Prozent haben inzwischen ein spezifisches Kommunikationskonzept entwickelt. Bei den Bündner Gemeinden sind es 27 Prozent.

Hinsichtlich der Kommunikationsinstrumente zeigt sich die zentrale Bedeutung der Gemeinde-Webseite. Dort werden sowohl amtliche als auch freiwillige Publikationen platziert. Zudem verfügen schweizweit drei Viertel der Gemeinden inzwischen über eine Form einer eigenen Gemeindezeitung. In Graubünden ist dies knapp die Hälfte der befragten Gemeinden. Die Finanzierungs- und Vertriebsmodelle sind dabei sehr unterschiedlich. Eines bleibt dabei festzuhalten: Schlüpft eine Gemeinde in die Verlegerrolle, hat dies Konsequenzen für die Unabhängigkeit der Berichterstattung.

Zusätzlich zeigt sich, dass digitale Instrumente wie soziale Medien selten benutzt werden – nicht zuletzt aus Ressourcengründen. Dies unterstreicht, dass die Gemeinden eher auf ein klassisches Kommunikationsinstrumentarium setzen und den Zugang zur digitalen Kommunikation (noch) nicht umfassend gefunden haben.

Einsatz der Kommunikationsinstrumente in den Gemeinden

Hinweis:

Am 5. Juni 2024 findet an der Fachhochschule Graubünden das 7. GemeindeFORUM statt. Es widmet sich der Gemeindekommunikation im digitalen Zeitalter, unter Beteiligung von Nationalrätin Anna Giacometti und Praktikerinnen und Praktiker aus Gemeinden und Lokalmedien. Mehr dazu unter fhgr.ch/gemeindeforum

Prof. Dr. Ursin Fetz, Institutsleiter, Tatjana Schädler, Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin, und Dario Wellinger, Projektleiter, sind am Zentrum für Verwaltungsmanagement (ZVM) der FH Graubünden tätig. Alle vier Wochen diskutiert die einzige Fachhochschule im Kanton an dieser Stelle aktuelle Themen aus Lehre und Forschung.

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