Im aufstrebenden Stadtteil Chur West entsteht das Fachhochschulzentrum Graubünden – dem Baukredit dafür hat das Bündner Stimmvolk am 12. März zugestimmt. Damit ist der Grundstein für eine zeitgemässe Infrastruktur gelegt. Wie wird der zukünftige Campus aussehen?
Noch nicht gebaute Architektur lässt sich heute einfach und realitätsnah mit Visualisierungen und digitalen Modellen aufzeigen. Oder man kann sie beschreiben. Das hat den Vorteil, dass die Vorstellungskraft angeregt wird und die Spannung auf das zu realisierende Bauwerk steigt. Ein Versuch dazu:
Das Fachhochschulzentrum befindet sich direkt an der Pulvermühlestrasse, wo der südliche Bereich durch das bestehende Hauptgebäude der FH Graubünden und den angrenzenden Landschaftsraum mit dem Mühlbach geprägt ist. Das Haus mit der augenfälligen Kupferverkleidung wird im Zuge der Campuserstellung umgebaut, in seinem Erscheinungsbild sowie seiner Struktur aber weitestgehend erhalten und hauptsächlich energetisch saniert. Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Parzelle von grösseren Industriebauten und einer ehemaligen Schaltstation mit Wohnhaus und zugehörigem Transformatorenturm umgeben, welche ebenfalls für den Hochschulgebrauch umgenutzt wird. Auf einfache Weise wird sie für Studierende und Mitarbeitende ausgebaut. Auf derselben Seite ergänzt ein markanter Neubau die bestehenden Bauten zum Fachhochschulzentrum: Ein viergeschossiger, U-förmigen Baukörper mit dreiteiliger Gliederung und zentraler Eingangshalle.
Der Ostflügel dieses Neubaus erstreckt sich direkt bis zur Strasse, während sich der Westflügel zurücknimmt und dadurch hin zum bestehenden Schaltgebäude einen grosszügigen Platz formt. Dieser Campusplatz wird zum neuen Gesicht der Fachhochschule, ist Treffpunkt und Aufenthaltsort für Studierende, Dozierende, Forschende und die Bevölkerung. Die Aussenräume des Areals sind unterschiedlich charakterisiert: Die Freiräume zum kupfernen Bestandsgebäude besitzen eine stark landschaftliche Prägung, während die Freiräume zum Neubau und zur umgenutzten Schaltstation urbaner gestaltet sind. Als integrierter Bestandteil des Quartiers wird das Fachhochschulzentrum über ein feinmaschiges Fusswegnetz, den regionalen Radweg, sowie dem öffentlichen Verkehr zugänglich.
Vom Campusplatz gelangt man direkt in die Eingangshalle des Neubaus, welche als zentraler öffentlicher Raum zwischen West- und Ostflügel so gestaltet ist, dass sie als Zugang zum Empfang, zur Mensa, zu den grossen Multifunktionsräumen und den Treppenaufgängen zu den Seminarräumen und Büros fungiert, aber auch als Foyer oder als Ausstellungsraum dient. Die beiden Seitenflügel sind mit mehrgeschossigen, atriumartigen Lichthöfen ausgebildet, welche das Zentrum für die horizontale Erschliessung bilden und Decks mit Aufenthaltsbereichen und Studierendenarbeitsplätzen beherbergen. Die regelmässige Grundstruktur des neuen Gebäudes bietet heute und in Zukunft grösstmögliche Flexibilität und ermöglicht eine variable Durchmischung von Lehrräumen, Arbeitsplätzen und Laboren über alle Geschosse. Im Kopfbau des vorstehenden Gebäudeflügels, direkt am Campusplatz, findet die Bibliothek ihren Platz und stellt damit als öffentliche Institution eine Verbindung zur Gesellschaft dar.
Die architektonische Erscheinung des Neubaus wird nicht nur vom Tragwerk, sondern auch von den Vertikalschächten der Lüftung, den Fensterelementen und den Photovoltaik-Vordächern bestimmt. Das Statikkonzept und die Konstruktion stellen einen modernen Hybridbau dar: Ab dem Erdgeschoss wird der Skelettbau aus Holz und Beton im Verbund erstellt. In den Innenräumen sollen Tragwerk und Flächenelemente sichtbar sein, so sind in der Eingangshalle und im Foyer die Betonrahmen zu erkennen und in den Lehr- und Arbeitsräumen sind die Untersichten durch die Betonträger und die Holzbalkendecke bestimmt. Für ein nachhaltiges Gesamtprojekt wird unter anderem Energie durch eigene Photovoltaikanlagen gewonnen, Aspekte der Grauenergie mitberücksichtigt und wo immer möglich lokal gewonnenes Holz verwendet.
Wie hat Ihnen dieser erste gedankliche Rundgang gefallen? Wir freuen uns auf den Tag der Eröffnung, gemeinsam mit Ihnen!
Nöelle Bottoni
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Bauen im alpinen Raum, Projektmitarbeiterin Fachhochschulzentrum
+41 81 286 38 34
noelle.bottoni@fhgr.ch
Prof. Christian Auer
Studienleiter Architektur, Institut für Bauen im alpinen Raum, Projektleiter Fachhochschulzentrum FHZGR
+41 81 286 37 03
christian.auer@fhgr.ch
Projektverfasser: Giuliani Hönger Architekten / Visualisierung: maaars architektur visualisierungen