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Tagung «Politik Mul­ti­me­di­al» – Ak­tu­el­le For­schung zu Kanälen, In­hal­ten und Wir­kun­gen mul­ti­me­dia­ler po­li­ti­scher Kom­mu­ni­ka­ti­on

Seit 1971 wählt die Gesellschaft für deutsche Sprache Begriffe, die die öffentliche Diskussion im jeweiligen Jahr besonders bestimmt haben. 1995 wurde der Begriff «Multimedia» zum Wort des Jahres gekürt. In der Begründung hiess es, er würde als «Leitwort für die Reise in die schöne neue Medienwelt» gelten. Fast 30 Jahre nach der Wahl zum Wort des Jahres, rückte die gemeinsame Jahrestagung 2024 der Fachgruppen „Kommunikation und Politik“ der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) sowie der Fachgruppe „Politische Kommunikation“ der Schweizerischen Gesellschaft für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (SGKM) den im Fachdiskurs beinah vergessenen Begriff «Multimedia» wieder in den Mittelpunkt.

Multimedia bezieht sich dabei auf die Integration von verschiedenen Arten von Medien wie Text, Bildern, Audio, Video und interaktiven Elementen in einem einzigen – häufig digitalen – Medium. Zu multimedialen Inhalten in der politischen Kommunikation zählt das klassische Wahlplakat in gleichem Masse wie der TikTok-Kanal von Politiker:innen oder Memes zu gesellschaftlichen Debatten.

Die Tagung fand vom 7. – 9. Februar 2024 – passend zum Tagungsthema – im grossen Studio des Studiengangs «Multimedia Production» in Bern statt.

Rund 40 Teilnehmende aus der Wissenschaft sowie Kommunikations- und Forschungspraxis reflektierten darüber, welche multimedialen Formen und Kanäle in der politischen Kommunikation zum Einsatz kommen, welche politischen Inhalte darüber kommuniziert werden und welche Wirkungen sie erzielen.

Als Keynotespeakerin konnte Katharina Lobinger (Università della Svizzera italiana), die sich als ausgewiesene Expertin in zahlreichen Publikationen und Projekten mit visueller Kommunikation beschäftigt hat, gewonnen werden. Sie illustriert an aktuellen Forschungsergebnissen und Beispielen, die Besonderheiten und Herausforderungen bei der Analyse visueller Inhalte. Insbesondere kulturelle Einflüsse bei der Dechiffrierung von Bildern wurden diskutiert.

Das erste – von Jörg Haßler (Ludwig-Maximilians-Universität München) moderierte -Panel widmete sich den Kanälen und Instrumenten multimedialer politischer Kommunikation. Florian Wintterlin, Kira Klinger und Julia Metag (Universität Münster) präsentierten zu Beginn ihre Ergebnisse einer systematischen Literature Review zur Nutzung sozialer Medien durch Politiker:innen. Die Kommunikation der deutschen Bundeswehr stand im Fokus des Beitrags von Judith Reinbold (Zeppelin Universität Friedrichshafen). Sie fokussierte dabei auf visuelle Heroisierungsstrategien. Den Abschluss des letzten Panels machte Michael Johann (Universität Augsburg). Der ausgewiesene Experte im Bereich der Meme-Forschung gab Einblicke in seine aktuelle Forschung zum Einsatz von Memes im Russisch-Ukrainischen Krieg.

Wie rechtsextreme politische Akteure soziale Medien nutzen, um ihre Sichtweise zu verbreiten stand im Fokus des zweiten, von Chiara Valli (Universität Bern) moderierten Panels. Es referierten Sophia Rothut (Ludwig-Maximilians-Universität München), Antonia Drexel (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Julian Hohner (Ludwig-Maximilians-Universität München).

Lara Kobilke (Ludwig-Maximilians-Universität München) führte durch das letzte Panel des ersten Tagungstages zum Thema «Von Infotainment, Interaktivität und Instrumentalisierung – Inhalte multimedialer politischer Kommunikation“.  Welche Inhalte über publizistische Medien vermittelt wurden, zeigten Olaf Jandura (Hochschule Düsseldorf) sowie Janis Brinkmann (Hochschule Mittweida) in ihren Vorträgen. Einem bisher wenig erforschten Medium widmeten sich Tasmin Kaltschmitt, Antonia Schmitt, Annika Diehl, Laura Kaspar und Ole Kelm (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf). Sie analysierten die Rolle von Politik in deutschen Unterhaltspodcasts. Gemeinsam mit Stefano Pedrazzi präsentierte ich Forschung zu den Merkmalen visuellen Hasses in der Schweiz.

Der zweite Tag begann mit einem von Sina Blassnig (Université de Fribourg | Fachhochschule Graubünden) moderierten Panel zur Nutzung multimedialer Inhalte. Robin Leuppert, Nico Spreen, Jule Scheper (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover) und Elena Link (Johannes Gutenberg University Mainz) zeigten einen Mehrmethodenansatz, um Nachrichtennutzung in hybriden, digitalen Mediensystemen erfassen zu können. Den Fokus auf die regionale und lokale Mediennutzung legte Johanna Burger (Fachhochschule Graubünden) in ihrem Beitrag „Which medium is the message? Lokalmediennutzung vor Regierungs- und Grossratswahlen“. Florin Zai, Dominique Wirz (Université de Fribourg) machten mit ihrer Analyse zu Nachrichtenangeboten auf Instagram das Potenzial von Infotainment deutlich.

Dass multimediale Inhalte wirken, stand im Fokus der letzten beiden Panels: Nieki Samar (Universität Bremen) verdeutlichte das Mobilisierungspotenzial multimedialer politischer Kommunikation. Lara Kobilke (Ludwig-Maximilians-Universität München) präsentierte ihre Fallanalyse zur «Put a Finger Down» Challenge auf TikTok.

Welchen Einfluss Influencer:innen auf Wirksamkeitsüberzeugungen und  Handlungsabsichten im Kontext des Klimawandels haben, zeigten Pascal Merz, Emelie Niewienda und Christian von Sikorski (Universität Kaiserslautern-Landau). Die Wirkung von Internet-Memes zum Klimadiskurs interessierten Simon Lübke, Mario Haim und Jörg Haßler (Ludwig-Maximilians-Universität München). Einer klassischen Frage der politischen Kommunikationsforschung widmete sich das Autor:innenteam um Anne Schulz (Universität Zürich): Wie beeinflussen Medien und Wahlkampfthemen Wahlentscheide?

Die Tagung wurde durch ein Rahmenprogramm begleitet, das Gelegenheit für Austausch und Kennenlernen auch neben den wissenschaftlichen Inhalten bot: Besucht wurde das Einsteinhaus in Bern sowie das Hauptstadtstudio der SRG.

Ein herzliches Dankeschön allen Teilnehmenden für die spannenden Vorträge und konstruktiven und wertschätzenden Diskussionen.

Ein Teil der Beiträge wird als Thematic Section in der Fachzeitschrift Studies in Communication Sciences veröffentlicht.

Franziska Oehmer-Pedrazzi ist Professorin für Kommunikationswissenschaft und Standortleiterin Bern des Studiengangs «Multimedia Production».

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